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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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herumgetratscht, und einen Tag später wusste es die ganze Straße.«
    »Kannten Sie die Tochter von Madame Geminard, Augustine? Hat sie ihre Mutter mal besucht?«
    »Ob sie sie besucht hat, weiß ich nicht. Auf jeden Fall kannte ich die Tochter nicht persönlich. Ich wusste nur, dass sie in Amerika lebt.«
    »Hat denn die Concierge die Tochter gekannt?«
    »Keine Ahnung, das müssen Sie sie schon selbst fragen. Morgen Abend kommt sie zurück, hat sie mir gestern gesagt.«
    Das nahm LaBréa sich fest vor. Er wechselte das Thema.
    »Hatte Ihre Nachbarin denn überhaupt manchmal Besuch? Zum Beispiel Herrenbesuch?«

    »Herrenbesuch?« Henri Buffon starrte ihn ungläubig an, dann lachte er anzüglich. »In ihrem Alter, Commissaire? Ich bitte Sie!«
    »Und sonst? Kam anderer Besuch?«
    Henri Buffon zögerte einen Moment. Dann sagte er gedehnt: »Na ja, da kam früher manchmal eine Frau. Ich bin ihr einige Male im Treppenhaus begegnet. Sie war etwas jünger als Madame Geminard.«
    »Wie alt etwa?«, warf Franck ein.
    »Ich würde sagen, Mitte bis Ende sechzig. Das Alter von Frauen kann ich immer schlecht einschätzen.« Zum ersten Mal huschte ein Lächeln über sein Gesicht und verlieh ihm einen Hauch von Liebenswürdigkeit, der jedoch sogleich wieder verschwand, als müsse sparsam damit umgegangen werden.
    »Eine Freundin, eine Verwandte von Madame Géminard?«, hakte Franck nach.
    »Wohl eher eine Freundin, vermute ich. Sie kam immer sonnabends. Meistens am frühen Nachmittag, und die beiden gingen dann zusammen weg.«
    »Haben Sie mal ihren Namen gehört?«
    »Ja, das war ein englischer Vorname. Emily. So hat Madame Geminard sie genannt. Und die Concierge begrüßte sie einmal mit Madame Baker.«
    »Der Familienname klingt ebenfalls englisch.« Jean-Marc notierte alles in seinem Notizbuch. »Sprach die Frau denn mit englischem Akzent?«
    Der alte Mann schüttelte den Kopf.

    »Soweit ich hören konnte, nein. Aber ich habe die beiden auch nur einige Male miteinander sprechen hören. Wie gesagt, wenn man sich zufällig im Treppenhaus begegnete.«
    Natürlich, wenn man sich zufällig begegnete, dachte LaBréa. Er vermutete, dass Monsieur Buffon so manches Mal hinter seiner Wohnungstür gelauscht hatte, wenn Madame Geminard ihre Wohnung verließ oder Besuch bekam. Der Mann lebte allein und war seit vielen Jahren pensioniert. Vielleicht stellte sich da irgendwann Langeweile ein. Und die Beschäftigung mit den Nachbarn ist ja durchaus dazu angetan, da Abhilfe zu schaffen. Wozu auch gehörte, sich mit den Mitbewohnern anzulegen, an Kleinigkeiten Anstoß zu nehmen und Gründe zu suchen, um sich beschweren zu können. Die angeblich laute Musik könnte ein Vorwand gewesen sein, um ein wenig Abwechslung in das eintönige Leben eines pensionierten Lehrers zu bringen. Vielleicht steckte sogar etwas ganz anderes dahinter. War es möglich, dass Monsieur Buffon seiner Nachbarin Avancen gemacht hatte und sie ihn abblitzen ließ? LaBréa beschloss, dieser Frage ein wenig auf den Grund zu gehen.
    »Sagen Sie, Monsieur Buffon, sind Sie eigentlich verheiratet, oder waren Sie es?«
    Der Mann blickte ihn misstrauisch an und antwortete mit einer Gegenfrage.
    »Spielt das eine Rolle, Commissaire? Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.«

    LaBréas Ton wurde eine Spur schärfer. »Beantworten Sie bitte meine Frage, Monsieur.«
    »Na schön, wenn Sie meinen... Ich bin seit mehr als zwanzig Jahren Witwer. Meine Frau starb an Krebs.«
    »Das tut mir leid«, sagte LaBréa und ließ bewusst einen Moment verstreichen, bevor er fortfuhr. »Ihre Nachbarin war ebenfalls verwitwet. Sie beide waren im gleichen Alter. Da lag es doch vielleicht nahe, dass...«
    Der Alte unterbrach ihn.
    »Um Gottes willen! Das hätte mir gerade noch gefehlt! Madame Geminard war überhaupt nicht mein Typ, ganz im Gegenteil.«
    »Das habe ich gar nicht gemeint, Monsieur.« LaBrea betrachtete ihn eingehend. »Ich meinte nur, dass man sich vielleicht manchmal zum Tee oder auf eine Tasse Kaffee hätte treffen können, mehr nicht.«
    »Nein, nein, so etwas kam für mich von Anfang an nicht infrage. Sie hatte ja ganz andere Interessen als ich.«
    LaBréa wurde hellhörig.
    »Welche denn?«
    Der Mann senkte rasch den Blick und schüttelte den Kopf.
    »Keine Ahnung, so genau weiß ich das natürlich nicht. Aber mir war von Anfang an klar, dass wir nicht auf derselben Wellenlänge liegen.«
    »Hm.« LaBréa spürte, dass der Mann ihm etwas verschwieg. Doch er bohrte nicht weiter

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