Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
wandte er den Kopf.
»Ist irgendwas, Chef?«, fragte er und runzelte die Stirn.
»Nein, nein«, wehrte LaBréa ab. Hinter ihnen ertönte lautes Hupen. »Es ist grün, Franck, Sie können fahren.«
Franck trat aufs Gaspedal, und der Wagen schoss nach vorn. Kurz darauf erreichten sie ihr Ziel und fanden nur wenige Meter entfernt einen Parkplatz. Vor dem Eingang der Bankfiliale standen zwei Männer und warteten. LaBréa zückte seinen Dienstausweis und nannte seinen Namen.
»Jean-Pierre Caro«, stellte sich der Ältere der beiden vor, ein untersetzter Mann mit blonder Igelfrisur. »Ich bin der stellvertretende Direktor. Und das ist Monsieur Christian Trichet, der Kassierer.« LaBrea reichte beiden die Hand. Der Kassierer war hager und hoch aufgeschossen. Zu seinem gut geschnittenen Anzug trug er ein rosa Hemd und eine grell gemusterte Krawatte. Die Augen hinter der randlosen Brille blickten wachsam, vielleicht ein wenig misstrauisch, so schien es LaBréa. Er schätzte den Mann auf Ende zwanzig.
»Am besten gehen wir in mein Büro«, schlug der stellvertretende Direktor vor. »Wir nehmen den Seiteneingang. Hier entlang, bitte.«
»Ich würde lieber den Schalterraum sehen«, erwiderte LaBréa. Jean-Pierre Caro nickte.
»Kein Problem, Commissaire.«
Im Schalterraum, der nicht sehr groß war, gab es zwei Kassenschalter. Da alle Bankkunden beim Eintreten
eine Sicherheitsschleuse passieren müssen, hatte man bei den Schaltern auf dicke Trennscheiben verzichtet. Die Kunden hatten direkten Kontakt zu den Bankmitarbeitern. LaBréa wandte sich an den Kassierer.
»Wie lange kannten Sie Madame Geminard?«
»Seit ich hier arbeite.« Er überlegte kurz. »Das sind jetzt zwei Jahre.«
»Kam sie immer zu Ihnen, wenn sie Geld abheben wollte?«
»Das weiß ich nicht. Ich war ja auch mal im Urlaub oder hatte einen freien Tag. Aber jedes Mal, wenn ich Dienst hatte, kam sie an meinen Schalter.«
»Welcher von den beiden ist das?«, wollte Franck wissen.
»Von hier aus gesehen der rechte.«
LaBréa nickte.
»Erzählen Sie uns bitte, was gestern passiert ist. Wann ist Madame Geminard gekommen?«
»Das war kurz vor zwölf. Sie war die letzte Kundin, die die Bank betrat. Dann hat ein Kollege die Tür abgesperrt. Mittags zwischen zwölf und zwei haben wir geschlossen, wie alle Banken im Land.«
»War sie allein?«
»Ja. Sie kam an den Schalter und sagte, diesmal müsse sie etwas mehr abheben als gewöhnlich. Ich fragte sie nach der Summe, um die Auszahlungsanweisung ausfüllen zu können. Sie sagte, sie brauche 25 000 Euro.« Der Blick des Kassierers wanderte zwischen
seinem Chef, Franck und LaBréa hin und her. »Obwohl ihr Sparbuch einen hohen Betrag auswies, fand ich das ungewöhnlich.«
»Weshalb?«
»Weil Madame Geminard bis dahin nie Geldbeträge abgehoben hatte, die auch nur annähernd an eine solche Summe heranreichten.«
»Sagte sie, wofür sie das Geld brauchte?«
»Nein. Und ich habe sie natürlich auch nicht gefragt, weil mich das nichts angeht.«
»Und dann zahlten Sie ihr die Summe aus. In welcher...«
Der Kassierer unterbrach LaBréa.
»Nein, nein, so war es nicht. Ich sagte der Kundin, dass sie das Geld nicht sofort haben könne.«
»Warum nicht?«, fragte Franck. Er hatte sich an einen der kleinen Kundentische gesetzt und hielt die wichtigsten Fakten in seinem Notizbuch fest.
Bevor der Kassierer antworten konnte, schaltete sich Monsieur Caro ein. Er lächelte verbindlich.
»Aus dem einfachen Grund, weil wir solche Summen im Tresor nicht vorrätig haben. Wenn ein Kunde so viel ausgezahlt haben will, muss er uns vorher Bescheid geben. Dann bestellen wir den entsprechenden Betrag in den gewünschten Scheinen bei unserer Zentrale.«
»Sie konnte das Geld also mittags nicht mitnehmen?«
»So ist es«, sagte der Kassierer. »Ich bat sie, gegen fünfzehn Uhr wieder vorbeizukommen.«
»Wie reagierte sie? War sie verärgert, unsicher, in Eile, irgendetwas in der Art?«
Christian Trichet zuckte mit den Schultern.
»Da ist mir nichts aufgefallen. Ich hatte ihr ja erklärt, dass wir einen solchen Betrag bestellen müssten. Sie schien das zu verstehen und meinte, sie käme dann am Nachmittag wieder.«
»Sie verließ also die Bank, ohne die gewünschte Summe. Haben Sie bemerkt, ob draußen jemand auf sie gewartet hat, sie abholte?«
»Nein. Ich sah, wie sie allein die Straße überquerte. Dann bestellte ich telefonisch bei unserer Zentrale das Geld und ging anschließend in meine Mittagspause.«
»Was
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