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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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LaBréa ihm routinemäßig seinen Ausweis zeigte. »Ich habe Ihrem Mitarbeiter schon alles gesagt, was ich weiß. Und um ehrlich zu sein - obwohl man ja nichts Schlechtes über einen Toten sagen soll -, jetzt hat es wenigstens endlich ein Ende mit dieser verdammten Musik zu jeder Tages- und Nachtzeit.«
    »Dürfen wir trotzdem einen Moment hereinkommen, Monsieur Buffon?« LaBréas Stimme klang bestimmt, und sofort wirkte der Mann etwas verunsichert.
    »Bitte, wenn es unbedingt sein muss...« Mit einer vagen Geste bat er die Beamten einzutreten. Henri Buffon war geschmackvoll und gediegen gekleidet. Zu einer gut sitzenden, grauen Flanellhose trug er ein dunkelblaues Hemd und einen in herbstlichen Farben gehaltenen Cardigan mit Rombenmuster. Der Bart wirkte sorgfältig gestutzt, und LaBréa roch den leichten, frischen Duft eines Rasierwassers.
    Die Wohnung hatte den gleichen Grundriss wie die von Griseldis Geminard. Das Mobiliar war jedoch einfacher und sah aus wie ein Querschnitt durch verschiedene Stilrichtungen. Eine Marmorbüste von Kaiser Augustus, dekorativ auf eine gedrechselte Holzsäule drapiert, zeugte von der Liebe des Wohnungsbesitzers zur römischen Antike. An einer Längswand des Wohnzimmers befand sich ein großes Bücherregal. Auf einem
Intarsientisch lagen Zeitschriften und Tageszeitungen, pedantisch auf Kante gelegt. Alles wirkte sauber und aufgeräumt, fast steril.
    »Bitte, nehmen Sie Platz.« Der pensionierte Lateinlehrer blickte mürrisch auf seine Armbanduhr. »Ich habe aber nicht viel Zeit. Punkt sechs muss ich das Haus verlassen. Heute ist mein Bridgeabend.«
    LaBréa und seine Mitarbeiter nahmen auf den hellen Sesseln Platz, die um den runden Couchtisch gruppiert waren. Sichtbar widerstrebend kam Henri Buffon LaBréas Aufforderung nach, noch einmal zu erzählen, wie er die Tote am Morgen gefunden hatte. Seine Ausführungen deckten sich mit dem, was er Franck berichtet hatte. Kurz nach halb sieben vernahm er aus der Wohnung seiner Nachbarin Musettewalzermusik. Er klopfte ein paarmal gegen die Wand, danach hörte es auf. Eine halbe Stunde später erklang die Musik lauter als zuvor. Diesmal nützte sein Klopfen nichts. Kurz darauf wollte er an Griseldis Geminards Tür klingeln. Die Tür war nur angelehnt.
    »Wie erklären Sie sich das?«, fragte LaBréa.
    »Woher soll ich das wissen? Vielleicht ist die Tür nicht richtig zugeschnappt, keine Ahnung.« Henri Buffon betrat die Wohnung, rief den Namen seiner Nachbarin und fand sie schließlich tot in ihrem Schlafzimmer.
    »Von wo aus haben Sie dann die Polizei angerufen?«, fragte LaBréa.

    »Ich bin zurück in meine Wohnung gegangen.«
    »Wie lange wohnen Sie schon in dieser Wohnung, Monsieur Buffon?«
    »Seit meiner Pensionierung vor fünfzehn Jahren. Da habe ich mir die Wohnung gekauft.«
    »Dann kannten Sie Madame Géminard ja schon sehr lange.«
    Der alte Mann legte unwirsch seine Stirn in Falten.
    »Was heißt kennen? Manchmal begegneten wir uns auf der Treppe. Wir haben uns gegrüßt, mehr nicht. Bis es dann vor einigen Jahren mit dieser Musik losging. Tingeltangelgedudel«, fügte er verächtlich hinzu.
    »Sie mochten Madame Geminard nicht«, stellte Jean-Marc fest.
    »Man kann sich seine Nachbarn nicht aussuchen«, seufzte der alte Mann und strich über sein schütteres Haar. »Sie wohnte schon vor mir in diesem Haus und war ebenfalls Eigentümerin. Wäre sie Mieterin gewesen, hätte ich mich bei ihrem Vermieter beschweren können. So jedoch waren mir die Hände gebunden. Ich habe das Thema Lärmbelästigung bei unseren Eigentümerversammlungen mehrere Male auf die Tagesordnung setzen lassen. Leider umsonst. Ich hätte vor Gericht ziehen müssen. Aber man weiß ja, wie solche Prozesse ausgehen. Erstens dauern sie lange, und zweitens bekommt der, der im Recht ist, in den wenigsten Fällen auch tatsächlich Recht.«

    »Wann hat Madame Géminard Ihnen erzählt, dass ihre Tochter bei den Terroranschlägen in New York ums Leben gekommen ist?«
    Die Antwort kam ohne Zögern.
    »Das war gleich nach dem 11. September. Ein oder zwei Tage später. Mir hat sie es auch gar nicht erzählt, sondern der Concierge, Madame Chabrier. Ich traf die beiden unten vor dem Hauseingang, als ich einkaufen gehen wollte. Madame Geminard weinte und erzählte der Concierge gerade, dass ihre Tochter in einem der Türme umgekommen sei. Ich bin kurz stehen geblieben und habe ihr mein Beileid ausgesprochen, wie es sich gehört. Die Concierge hat das dann überall

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