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Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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Ersatz bei mir. – Sonderpreis – versteht sich!“
    „Lieber, verehrter Monsieur“, sagte Dorian. „Ihr Bemühen rühret mich. Doch ist das Amulett unersetzlich.“
    Piecek kratzte sich, ganz offenbar durch Dorians gestelzte Ausdrucksweise irritiert, am Kopf.
    „Ein Familienstück“, erklärte Phil schnell. „Es dürfte wirklich kaum zu ersetzen sein.“
    Valentina, die Salomon streichelte, der schnurrend um ihre Beine strich, richtete sich auf. „Danke, Herr Piecek. Aber da kann man wohl nichts machen.“
    Mit hängenden Schultern traten sie auf die Straße.
    „Mist!“ Phil kickte eine leere Dose in den Rinnstein, als sei sie die Ursache allen Übels.
    Dorian wirkte, wie Valentina fand, seltsam gefasst. „Ich muss mich darein schicken, die Fehde ohne Schutz des Amuletts zu bestehen“, sagte er. „So bleibt mir, liebe Freunde, noch das Glück, das in Euch wohnt und mich beschirmt, so wie die weisen Frauen es gewollt haben.“
    Phil warf seiner Schwester einen Blick zu, in dem alles lag, was auch sie dachte, aber keiner von ihnen aussprechen wollte. Wenn Dorian all seine Hoffnungen auf sie setzte – was blieb ihnen da, als ihre eigenen Ängste und Zweifel, die sich von Stunde zu Stunde steigerten, für sich zu behalten.

K APITEL 19
    H err Bozzi begrüßte sie schon am Gartentor.
    „Ach, gut, dass ihr kommt!“ Isolde, in einer orangen Latzhose, die Hände in lehmverschmierten grünen Gummihandschuhen, stemmte sich von einem Pflanzloch hoch. „Heute Morgen überkam's mich, ich wollte doch schon längst neue Rosen setzen, nachdem mir in diesem scheußlich kalten Winter fast alle erfroren sind.“ Sie wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. „Gleich in der früh war ich in der Gärtnerei und hab die hier gekauft.“ Ihr Blick ging zu einer Reihe von Plastiktöpfen, in denen Rosenbüsche darauf warteten, eingepflanzt zu werden.
    Dorian betrachtete seine Gastgeberin mit dem unverhohlenen Ausdruck größter Missbilligung. „Madame! – Mit Verlaub, den Garten zu besorgen ist Sache eines Jardiniers.“
    „Mein lieber Junge“, Isolde stützte sich mit einem süffisanten Lächeln auf ihren Spaten. „In Ermangelung eines Gärtners dachte ich, dass ihr mir sicher gerne helfen werdet.“ Ohne Dorians abwehrende Miene zu beachten, zeigte ihr grün behandschuhter Finger zum Parkplatz. „Ihr beiden Jungs bringt mir jetzt erst mal die Pflanzerde aus dem Auto!“
    Widerstrebend, aber ohne weiter zu argumentieren, trottete Dorian, von Herrn Bozzi schwanzwedelnd gefolgt, vor Phil her, der ihn mit einem kräftigen Schulterschlag zum Mitkommen aufgefordert hatte.
    „Kannst du mal den Topf festhalten?“ Isolde hatte sich einen Rosenstock gegriffen und mühte sich, den Wurzelballen herauszuziehen. Bereitwillig packte Valentina mit an. „Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, unser schöner Dorian sei ein waschechter Prinz“, sagte Isolde und zerrte an der Rose. „Ich glaub, wir haben's gleich!“ Einen Ruck später hatte sie den Ballen befreit. Sie stellte ihn prüfend in sein Pflanzloch und spähte zum Parkplatz hinüber. „Da kommen die zwei ja schon!“ Valentina drehte sich um. Mit dem Ausdruck von Todesverachtung auf dem schmalen Gesicht schleppte sich Dorian mit einem riesigen Sack Blumenerde ab.
    Isolde zwinkerte Valentina zu. „Also mal ehrlich. Sieht er nicht aus, als hätte er blaues Blut?“ Sie betrachtete ihn grübelnd. „Falls überhaupt Blut in ihm fließt, der Junge ist bleich wie ein Leintuch. Ein bisschen Bewegung an der frischen Luft schadet ihm bestimmt nicht.“
    Obwohl ihm die niedrige Arbeit zutiefst zuwider sein musste, tat Dorian im weiteren Verlauf der Pflanzaktion klaglos, was Isolde von ihren Enkeln und ihm verlangte. Valentina, die ahnte, welche Überwindung ihn dies kosten musste, beobachtete mit einem großen Gefühl der Wärme, wie er ihrer Großmutter eine volle Gießkanne abnahm.
    Zu viert hatten sie die Rosen schon nach kurzer Zeit in der Erde. „Noch eine Bitte, Kinder!“, sagte Isolde, nachdem sie sich bedankt hatte und nun zufrieden ihr Werk bewunderte. „Geht mit Herrn Bozzi rasch Gassi. Er war heute noch nicht – na ihr wisst schon. Ich würde mich jetzt liebend gern ein bisschen aufs Ohr legen.“
    Hatten sich Valentina und Dorian nur die Hände beschmutzt, sah Phil aus – typisch für ihn, wie Valentina dachte –, als hätte er einen unterirdischen Gang gegraben. Er blickte unglücklich auf seine erdbraunen Jeans.
    „Du

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