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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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fürchtete, zu hart zu wirken. »Hat er einen Abschiedsbrief hinterlassen?«
    Blane guckte verwirrt. »Wer?«
    »Terry. Hat er geschrieben, weshalb er’s getan hat?«
    Als er seinen Fehler begriff, bekam Blane den Mund fast nicht mehr zu. »Nein, nein, Entschuldigung. Er hat es nicht selbst getan«, stammelte er schließlich.
    Kilburnie gelang es, Paddy besänftigend am Arm zu berühren. »Er wurde ermordet.«
    »Sie wollen mich wohl verarschen …«
    »Oh doch, ganz bestimmt. Da waren Reifenspuren am Straßenrand, aber kein Wagen, und wir haben auch keine Waffe gefunden. Er war nackt, weit und breit keine Klamotten. Er wurde ermordet.«
    »Terry war nackt?«
    Blane nickte. »Splitterfasernackt.«
    Sie wusste, dass es Mord gewesen sein musste: Selbst wenn die Tatwaffe da gewesen wäre, hätte Terry nicht gewollt, dass man ihn nackt findet. Er war ein bisschen pummelig, hatte einen ziemlich dicken Hintern und schämte sich dafür. Er hatte auch immer das Licht ausgemacht, bevor er sich in ihrer Gegenwart ausgezogen hatte. Das hatte sie an ihm gemocht. »Aber wer würde Terry Hewitt umbringen wollen?«
    Blane beugte sich vertraulich zu ihr vor. »Es heißt, es sähe nach einem Mord der IRA aus.«
    Paddy wirbelte auf dem Absatz herum. »So ein Blödsinn, hören Sie auf!«
    Er nickte aufgeregt, denn er wusste, was das alles mit sich brachte. »›Alle ›typischen Kennzeichen‹ hat es geheißen.«
    »Aber wir sind doch hier in Schottland. Wir sind neutral. Und Terry hatte nichts mit Irland am Hut.«
    »Na ja«, sagte er, »ich bin sicher, das wird uns in der Presseerklärung noch mitgeteilt werden. Das ist doch so üblich, oder?«
    Kilburnie trat zwischen sie und räusperte sich demonstrativ, womit sie Blane an seine Pflicht zur Diskretion erinnern wollte. Schuldbewusst wandte er sich wieder der Tür zu, wobei seine Schulter die von Kilburnie berührte und die beiden eine Wand vor Paddy bildeten. Zum dritten Mal drückte er auf die Klingel.
    »Jedenfalls hat man uns das so gesagt«, murmelte er beschwichtigend.
    »Das kann nicht sein«, Paddy sprach zu den Rücken ihrer Begleiter. »Er war Journalist. Das würden nicht mal die Amerikaner zulassen.«
    Die Sprechanlage knisterte: »Ja?«
    Blane beugte sich vor. »PCs Blane und Kilburnie aus der Pitt Street. Wir werden zu einer Identifizierung erwartet.«
    Die Tür summte und sprang einen Spalt weit auf, stechender Zitronengeruch entwich. Paddy hatte das städtische Leichenschauhaus bereits mehrfach besucht, empfand den Geruch deshalb aber nicht weniger beunruhigend. Sie holte noch einmal tief Luft, bevor sie in die dunkle Eingangshalle trat.
    Blane achtete darauf, die Tür fest hinter ihnen zu schließen.
    Der Eingangsbereich war schwach beleuchtet. Ein übernächtigter Sicherheitsbeamter saß steif an einem Schreibtisch und prüfte misstrauisch den Terminkalender vor sich. Als ihm Blane und Kilburnie ihre Dienstausweise zeigten und sich eintrugen, trat Paddy zur Seite und entdeckte den Zipfel eines Kissens auf seinem Schoß.
    Blane lächelte den Beamten an und nannte ihn im Verlauf einer belanglosen Begrüßung gleich zweimal beim Namen. Polizeibeamte nennen Menschen gerne beim Namen. Dadurch haben sie das Gefühl, dazuzugehören. Er stellte Paddy vor, aber der Sicherheitsbeamte reagierte nicht auf ihren Namen. Kein Leser der Daily News.
    Blane gab seine Plauderversuche auf, und Kilburnie und Paddy mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass sie den Gang entlang zu der Tür mit der Aufschrift »Absolut kein Zugang« gehen sollten. Hinter der Tür und am anderen Ende eines langen Treppenabsatzes führten Steinstufen in das Herzstück des Gebäudes, ein unübersichtliches Geflecht aus weiß gekachelten Gängen.
    Am Fuß der Treppe wandte sich Kilburnie Paddy zu.
    »Das mit der IRA – das ist nur ein Kantinengerücht.«
    Paddy nickte. »Verstanden.«
    »Das sollte nicht in die Zeitung kommen. Könnte die Leute erschrecken und Irritationen auslösen.«
    »Schon gut«, sagte Paddy vage und konnte es jetzt kaum noch abwarten, in die Redaktion zu fahren.
    »Also das hier …« Kilburnie deutete auf den Gang. »Ich bin zu Ihrer Unterstützung hier. Sind Sie sicher, dass Sie bereit sind?«
    »Ja«, sagte Paddy kurz angebunden.
    Sie sah, dass Kilburnie vor ihrer Gefühlskälte zurückschreckte. Paddy hätte ein kleines Trauma vortäuschen können, aber darum ging es schließlich nicht. Die unaufhörlichen Versuche der Polizistin, Emotionen in ihr auszulösen, gingen ihr auf den

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