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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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Zeiger.
    Das Licht im angrenzenden Zimmer ließ die Schwingtüren aus durchsichtigem Plastik gelblich leuchten. Dahinter dudelte ein Radio, gedämpft nur durch das verkratzte, lederartige Material. Kilburnie streckte beide Hände vor und drückte sie auf. Der Geruch traf Paddys Nase wie ein Schlag aus dem Hinterhalt. Fauliges Fleisch und beißender Alkohol. Sie zwang sich weiterzuatmen. Sie wäre schon einmal im Leichenschauhaus beinahe umgekippt, weil sie nicht genug geatmet hatte.
    Die bizarre Szenerie, die sich vor ihnen auftat, ließ sie erstarren. Kilburnie rang nach Luft und fürchtete ganz zweifellos schon wieder irgendwas.
    Eine Elfe in grüner OP-Kleidung stand ganz allein vor einer glänzenden Edelstahlwand, ihre Gesichtsmaske baumelte lose an einem Ohr. Ihre Hände hingen seitlich an ihr herab, und sie wandte sich ihnen zu wie Jesus auf einem Gemälde, der Sünder willkommen heißt. Ihr wildes braunes Haar war über den Schultern gerade abgeschnitten. Sie lächelte steif, riss die Augen ein wenig zu weit auf. Sicher hatte sie mitbekommen, wie sie die Treppe heruntergekommen waren, wahrscheinlich sogar schon den Summer und die Tür gehört. Ihre Begrüßungshaltung wirkte daher fast wie eingefroren.
    »Hallo.« Die seltsame kleine Frau erneuerte ihr Lächeln. Sie war jung, die Haut perfekt, ihre Figur schmal, als würde die Pubertät erst noch einsetzen.
    Blane runzelte die Stirn. »Ist John da?«
    Die Leichenelfe musterte Paddy, die in einem schwarzen Wickelkleid und orangefarbenen Turnschuhen mit dicken Plateausohlen einigermaßen aufällig gekleidet war. »Er hat sich hinten aufs Ohr gelegt.«
    Paddys Journalistenfantasie ging mit ihr durch, und sie stellte sich vor, die seltsame kleine Frau sei aus dem Park hergeschlichen und ins Leichenschauhaus eingebrochen, um aus irgendeinem kranken Grund John zu ermorden.
    Jetzt legte sich die Frau eine Hand auf die Brust.
    »Aoife McGaffry«, sagte sie, und ihr nordirischer Akzent klang ausgeprägt und warm. »Ich bin die neue Pathologin.«
    Blane, der offensichtlich einen ähnlichen Gedanken gehabt hatte wie Paddy, lächelte. »Ach, und ich dachte schon, Sie ticken nicht ganz richtig. Was machen Sie Samstagnacht um die Uhrzeit hier?«
    Aoife trat einen Schritt zurück und winkte sie in den großen Saal. »Den Neuzugang finden Sie dort.«
    »Der alte Graham Wilson hatte letzte Woche einen Herzinfarkt«, erklärte Blane Paddy. »Bis die neue Abteilung aufmacht, werden alle hier abgeladen.«
    Paddy hatte Graham Wilson nie persönlich kennengelernt, aber sie hatte ihn einige Male im Zeugenstand vor Gericht gesehen. Er war ein ungepflegter Mann, hatte in seinem zerknitterten Dreiteiler und mit dem Kneifer immer ausgesehen, als sei er gerade erst aufgestanden.
    »Ist direkt bei der Sache gestorben«, sagte Aoife. »Nicht bei der Sache, natürlich«, korrigierte sie sich, »aber bei der Sache hier, bei der Arbeit.« Sie zeigte auf den Boden vor sich. »Mit Sex hatte das natürlich nichts zu tun.«
    Es war als Witz gemeint gewesen, aber Blane wich zurück.
    Aoife McGaffry wirkte erschrocken. Polizeibeamte machen sich zwar über anderer Leute Schlafanzüge lustig, wenn sie sie rausklingeln und über den Tod eines geliebten Menschen informieren und sogar an Unfallorten reißen sie Witze, doch wenn sich jemand anderes dasselbe herausnimmt, beharren sie plötzlich auf den Grenzen, die der Anstand gebietet, und jede Anspielung darauf, dass ein Kollege bei einer nekrophilen Orgie ums Leben gekommen sein könnte, finden sie überhaupt nicht zum Lachen. Paddy mochte Aoife sofort.
    »Ich bin Paddy Meehan.« Sie trat einen Schritt vor und streckte ihr die Hand entgegen. Aoife lächelte. »Sie würden es mir nicht danken, wenn ich einschlüge. Den Geruch werden Sie eine ganze Woche lang nicht wieder los.« Sie verrenkte den Hals, um hinter sich zu sehen. »Die sind ein bisschen überreif, wenn sie erst einmal eine Woche hier liegen.«
    »Ich soll jemanden identifizieren …«
    Hinter ihr las Blane wichtigtuerisch »AMR Ref 2372/90« aus seinem Notizbuch vor.
    Aoife hörte ihm zu, tat ihn mit einem flüchtigen Blick ab und sah erneut Paddy an. Jetzt, da sie in professioneller Funktion tätig werden konnte, war ihre Unbeholfenheit wie verflogen. »Stand er Ihnen nahe?«
    »Nicht so richtig. Er war ein Bekannter. Er hatte sonst niemanden mehr.«
    »Okay.« Sie nickte. »Ich bin erst seit zwei Tagen hier und hatte noch keine Zeit, ihn herzurichten. Ich weiß nicht, in welchem Zustand

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