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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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dich?«
    »Schließlich ist alles gut geworden«, sagte Winter und machte einen Schritt auf seinen Tisch zu. »Jetzt ist alles gut.«
    »Wir haben einen sehr guten rodaballo , nur für Angela und dich«, sagte Enrique.
    Sie kamen an dem alten Campo de Futbol vorbei. Das Rauschen in Winters Kopf war zu einem Säuseln geworden, das von einem Windhauch herrühren mochte, der durch die Baumkronen über ihnen strich.
    »Mir gefällt der Winter in Spanien«, sagte Angela. »Oder besser gesagt der Frühling.«
    »Nur wir sind hier«, sagte er.
    »So kommt es mir auch vor«, sagte sie.
    Sie überquerten die Uferpromenade und stiegen die Treppe zum Strand hinunter. In der Beleuchtung von der Avenida Duque de Ahumada hinter ihnen schimmerte er schwach wie Goldstaub. Näher am Wasser wurde er schwarz. Das Meer war schwarz.
    Angela zog ihre Schuhe aus. Sie hatte keine Strümpfe an.
    »Es ist gar nicht so kalt, wie ich dachte«, sagte sie.
    »Am Wasser ist es wahrscheinlich kälter«, sagte er.
    »Lass uns hingehen«, sagte sie.
    Draußen auf dem Meer sahen sie die Lichter eines Schiffes, die im Weltraum zu schweben schienen. Er hörte die siebente Welle. Das Wasser erreichte ihrer beider Füße. Sie blieben stehen.
    »Es ist gar nicht so kalt, wie ich dachte«, sagte er.
    »Der Satz gehört mir«, sagte sie.
    »Jetzt gehört er mir.«
    Er bückte sich und strich über den Sand. Das Wasser hatte sich zurückgezogen. Er fand einen Stein und richtete sich auf. Der Stein war kalt. Er würde ihn werfen, wenn er sich in seiner Hand erwärmt hatte, bis zu den Lichtern weit draußen würde er ihn werfen.
    »Ich kann nicht zurückgehen.« Er drehte sich zu Angela um.
    Sie wartete schweigend ab, dass er ihr erzählen würde, wohin er nicht zurückgehen konnte und warum nicht, wartete auf all die Erklärungen, die vielleicht nötig waren, vielleicht auch nicht. Vielleicht hatte sie es bereits verstanden.
    »Ich bin jetzt ein anderer.« Der Stein in seiner Hand fühlte sich wärmer an.
    »Du bist kein anderer. Du bist noch immer Erik.« Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Du bist immer noch mein Erik.«
    »Wirklich?« Der Stein wurde wärmer, er wärmte seine Hand. »Bist du so sicher?«
    »Darauf muss ich dir nicht antworten, Erik.«
    »Dann verstehst du also, warum ich nicht zurückkann.«
    »Erzähl!« Sie trat nah an ihn heran und schlang die Arme um seine Taille.
    Er schaute zu den Lichtern, die sich in der Schwärze von links nach rechts bewegten. Heute Nacht gab es keinen Horizont.
    Eigentlich müsste es einen geben.
    »Ich konnte ihn nicht retten«, sagte er. »Ich war unfähig, mich zu rühren. Als Herman in der Tiefe versank und sich auf dem Boden ausstreckte, war ich wie gelähmt. Ich konnte nichts zu seiner Rettung tun, nicht von dort. Ich sah sein Gesicht. Und seine Augen. Sie lösten sich auf, er sah aus wie ein Blinder. Verstehst du? Wie ein Blinder.«
    Sie schwieg. Er spürte ihren Körper an seinem. Aber ihm war immer noch kalt, wie erfroren, erfroren im Sand. Nur der Stein in seiner Hand war warm.
    Er begann in seiner Handfläche zu brennen, als würde er sich langsam in glühende Kohle verwandeln.
    »Dann ist Lentner ins Wasser gesprungen, und ich konnte mich einfach nicht bewegen. Ich stand am Rand des Swimmingpools, aber ich habe das Wasser nicht berührt.«
    »Das musstest du auch nicht«, sagte sie.
    »Falsch. Das ist es ja gerade. Genau darum geht es. Es ist doch mein Job. Aber ich war wie erstarrt und dachte, das da unten ist nicht mein Kampf. Wenn es ein Kampf war. Mir ging plötzlich auf, dass ich nicht alle retten kann.«
    »Das kannst du auch nicht, Erik. Kein Mensch kann alle retten.«
    »Aber begreifst du denn nicht? So habe ich noch nie gedacht. Niemals, niemals, niemals. Der, der ich früher gewesen bin, hat nicht so gedacht. Ich habe mir eingebildet, ich kann alle retten. Ich muss so denken. Es ist zwingend nötig, so zu denken.«
    Sie sagte wieder etwas, aber er hörte es nicht. Es ging unter in der siebenten Welle. Ihr Rauschen schlug über ihnen zusammen.
    »Was hast du gesagt?«
    »Es hat dich fast zerbrochen«, wiederholte sie.
    »Wie meinst du das?«
    »Du weißt, wie ich das meine, Erik.«
    »Ich weiß nur, dass ich ihn nicht …«
    Er konnte nicht weitersprechen. Tränen schossen ihm in die Augen, wie eine plötzliche Welle, die durch seinen Kopf rollte, eine siebente Welle. Die Tränen liefen ihm die Wangen herab. Er schmeckte Tränen, sie waren salzig, warm wie das Meer in der Sommersonne. Die

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