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Der letzte Winter

Titel: Der letzte Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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sich nicht befreien. Er fiel auf die Knie, versuchte sich dagegenzustemmen. Er konnte seine Hände nicht befreien. Er wurde nach unten gezogen, er sah ein Gesicht, das Gesicht von irgendjemandem, einen Arm, ein Bein, er schwebte in der Luft, spürte Wasser im Gesicht, hörte ein Geräusch, ein verzerrtes Geräusch, wie aus einer anderen Welt, wie in einem Traum, und er begriff, dass er unter Wasser war.

Der letzte Abend
    W inter nahm nicht den 18 : 30 -Uhr-Flug der Air France, und er landete auch nicht um Mitternacht in Landvetter.
    Als alles vorbei war, stand er mit einem Stein in der Hand am Meer.
    In seinem Kopf war ein Rauschen. Kein Meeresrauschen. Das Meer lag ganz still da, die Brandung rollte lautlos heran, als gehörte die Lautlosigkeit zu der Morgendämmerung, die über dem Meer aufzusteigen schien. Rundum war es ruhig, nur in seinem Kopf hörte er ein Geräusch. Der Strand hinter ihm war leer, das Meer vor ihm war leer. Er ließ den Stein fallen.
    Angela Winter-Hoffmann begegnete Herman Schiöld in den Wolken irgendwo über Holland. Sie sah ihn nicht und auch nicht das Flugzeug, in dem er saß, sie sah nur den unbegreiflich blauen Himmel vor dem Fenster.
    Die Lufthansa-Maschine kreiste eine Weile über Málaga. Das Meer unter ihr war blau. Es war der kurze Frühling. Hier ist der Winter schon vorbei, dachte sie. Für uns ist er auch vorbei.
    Winter wartete in der Ankunftshalle. Angela flog die letzten Meter, wie man nur einem Mann entgegenfliegen kann, der ein Idiot ist und der überlebt hat, um die Geschichte erzählen zu können, wie er zu einem Idioten wurde, und wie es ihn fast umgebracht hätte. Ihr Mann. Ihr Idiot.
    »Ich habe das Gefühl, als hätten wir uns den ganzen Winter nicht gesehen«, sagte er, als er sie in die Arme schloss.
    »Du hast anscheinend überhaupt nichts kapiert«, sagte sie.
    Er fuhr bei Churriana auf die Autobahn und weiter in westlicher Richtung. Die Wolkenkratzer in Torremolinos waren schwarze Silhouetten vor dem Himmel. In Fuengirola funkelte ein Kirchturm wie Gold. In der Kirche hatten sie geheiratet.
    »Ich habe das Gefühl, als wäre es hundert Jahre her«, sagte sie und wies mit dem Kopf auf die Kirche. Als die Sonne auf dem Weg zum Meer an den Bergen an ihr vorbeistrich, erstrahlte die Kirche in ihrem unbegreiflichen Weiß. Plötzlich wirkte es kalt. Dabei war es immer ein warmes Weiß gewesen.
    »Das geht vorbei«, sagte er.
    »Was geht vorbei?«
    »Dieses Gefühl, dass es so lange her ist«, er lächelte sie von der Seite an, »dass hundert Jahre vergangen sind.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich möchte, dass es vorbeigeht«, sagte sie.
    »Okay. Dann sagen wir eben, es ist hundert Jahre später.«
    Auf der anderen Seite der Bucht von Calahonda sah sie Marbella, das wie ein hellerleuchtetes Schiff all seine Lichter auf das Meer zu streuen schien.
    »Hier hat sich anscheinend gar nichts verändert«, sagte sie, den Blick weiter auf die Bucht gerichtet.
    »Abgesehen von der Straße, über die wir fahren, die ist neu«, sagte er, »und auch die meisten Häuser auf der rechten Seite.« Er zeigte zu einer bedrohlichen Silhouette auf einem Hügel. »Und der Stier aus Blech ist doppelt so groß geworden.«
    »Vielleicht habe ich das Meer gemeint«, sagte sie.
    »Du kannst nie zweimal in dasselbe Meer tauchen«, sagte er.
    »Bullshit« , sagte sie.
    Sie betraten das Timonell. Enrique nickte ihnen zu, als sei Winter gestern Abend zuletzt hier gewesen. Was ja auch stimmt, dachte er. Glaube ich. Es fühlt sich nicht an wie gestern Abend oder vorgestern. Es fühlt sich an wie vor hundert Abenden. Und ich bin nicht einmal müde. Sonderbar. Hundert Abende Wachsein und ich bin nicht müde.
    Enrique löste sich von der Bar und umarmte Angela.
    »Ich bin froh, dass du da bist, Angela.« Er lächelte. »Erik hat so einsam gewirkt, als er hier war.«
    »Das ist jetzt vorbei«, sagte Winter. »Ich bin nicht mehr allein.«
    »Freut mich für dich«, antwortete Enrique und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es ist nicht gut, allein zu sein.«
    »Ich bin auch froh«, sagte Winter.
    »Hast du den gefunden, den du gesucht hast?«, fragte Enrique.
    »Ja.«
    »Ist es gut?«
    »Wie meinst du das?«
    »Dass du ihn gefunden hast.«
    Winter antwortete nicht. In diesem Moment wusste er nicht, was er antworten sollte. Es war ein sehr langer Moment. Er sah viele Bilder in seinem Kopf. Dieser Moment enthält mein ganzes Leben.
    »Ich meine, für dich.« Enrique sah ernst aus. »War es gut für

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