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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Krähen eines Hahnes konnte ihn nur täuschen. In der Umgegend dürfte es übrigens keine Hähne geben.
    Er hörte etwas. Sie kam langsam näher, schlurfte übers Parkett. Und dann sah er sie.
    Die Beschreibung war exakt gewesen. Der unangemessen große Kopf, der auf einem kurzen Halse saß, war von einer wirren, wehenden Wolke rötlicher Haare umgeben. Die Augen glühten im Finstern wie zwei Karfunkel. Die Striege stand reglos, den Blick auf Geralt geheftet. Plötzlich riss sie den Rachen auf – als wolle sie sich der Reihen weißer, spitzer Zähne rühmen; dann klappte sie die Kiefer zu, mit einem Geräusch, das an das Zuschlagen einer Truhe erinnerte. Und sofort sprang sie, aus dem Stand, ohne Anlauf, und streckte dem Hexer die blutigen Krallen entgegen.
    Geralt sprang zur Seite, wirbelte in einer blitzschnellen Pirouette herum, die Striege prallte von ihm ab, wirbelte ebenfalls herum und zerriss die Luft mit den Krallen. Sie kam nicht aus dem Gleichgewicht, griff erneut an, sofort, aus der Bewegung, und diesmal schlugen ihre Zähne schon vor Geralts Brust aufeinander. Der Rivier sprang zur anderen Seite, wechselte in einer schwirrenden Pirouette dreimal die Richtung, um die Striege zu verwirren. Im Wegspringen schlug er ihr mit den silbernen Ringen, mit denen die Oberseite der Handschuhe über den Knöcheln besetzt war, kräftig, wenngleich ohne auszuholen, gegen die Seite des Kopfes.
    Die Striege heulte fürchterlich auf und erfüllte das Schloss mit einem rollenden Echo, fiel zu Boden, erstarrte und begann zu heulen, dumpf, bösartig und wütend.
    Der Hexer lächelte boshaft. Der erste Versuch war wie erwartet geglückt. Auf die Striege wie auf die meisten durch Zauberei zum Leben erweckten Ungeheuer wirkte Silber tödlich. Er hatte also eine Chance: Das Untier war wie die anderen, und das konnte eine erfolgreiche Entzauberung gewährleisten, während ihm das silberne Schwert als letztes Mittel das Leben sichern mochte.
    Die Striege beeilte sich nicht mit dem nächsten Angriff. Diesmal kam sie langsam näher, mit gebleckten Hauern und widerwärtig triefendem Speichel. Geralt wich zurück, beschrieb einen Halbkreis, verlangsamte und beschleunigte seine Bewegungen, um die Striege aus dem Konzept zu bringen, ihr die Anspannung zum Sprung zu erschweren. Im Gehen wickelte der Hexer eine lange, dünne, kräftige Kette mit einem Gewicht am Ende ab. Die Kette war aus Silber.
    In dem Augenblick, als die Striege sich spannte und lossprang, pfiff die Kette durch die Luft und schlang sich augenblicklich um Schultern, Hals und Kopf der Striege. Die Striege stürzte im Sprung zu Boden und stieß ein ohrenbetäubendes Kreischen aus. Sie wälzte sich am Boden und heulte grauenhaft, sei es vor Wut oder wegen des brennenden Schmerzes, den ihr das verhasste Metall verursachte. Geralt war zufrieden – hätte er die Striege töten wollen, so wäre das in diesem Moment nicht besonders schwer gewesen. Doch der Hexer zog das Schwert nicht. Bisher hatte nichts im Verhalten der Striege Grund zu der Annahme gegeben, dies könnte ein unheilbarer Fall sein. Geralt zog sich auf eine passende Entfernung zurück und atmete, ohne den Blick von der am Boden zuckenden Gestalt zu wenden, tief durch und sammelte sich.
    Die Kette riss, ein Regen silberner Glieder sprühte nach allen Seiten und klirrte auf dem Stein. Die vor Wut geblendete Striege stürzte heulend zum Angriff vor. Geralt wartete ruhig und zeichnete mit der erhobenen Rechten vor sich das Zeichen Aard.
    Die Striege wurde wie von einem Hammer getroffen ein paar Schritte zurückgeschleudert, hielt sich aber auf den Beinen, streckte die Klauen aus und entblößte die Fangzähne. Ihre Haare sträubten sich und wogten, als ob sie gegen einen starken Wind ginge. Mit Mühe, schleppend, Schritt für Schritt, kam sie langsam näher. Doch sie kam näher.
    Geralt wurde unruhig. Er hatte nicht erwartet, dass ein derart einfaches 
Zeichen
 die Striege vollends lähmen würde, aber auch nicht, dass die Bestie den Widerstand so leicht überwinden könnte. Er konnte das 
Zeichen
 nicht allzu lange aufrechterhalten, denn das kostete zu viel Kraft, und die Striege hatte nur noch zehn Schritte zurückzulegen. Ruckartig löste er das 
Zeichen
 auf und sprang beiseite. Wie erwartet, schnellte die überraschte Striege vor, verlor das Gleichgewicht, überschlug sich, glitt auf dem Parkett aus und stürzte die Stufen hinab, durch den im Fußboden gähnenden Eingang zur Krypta. Von unten her erklang

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