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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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ihr wahnsinniges Geheul.
    Um Zeit zu gewinnen, sprang Geralt auf die Treppe, die zur Galerie hinaufführte. Er hatte noch nicht einmal den halben Weg zurückgelegt, als die Striege aus der Krypta hervorstürzte und wie eine riesige schwarze Spinne voranstürmte. Der Hexer wartete, bis sie ihm auf die Treppe nachgerannt war, dann schwang er sich übers Geländer und sprang hinab. Die Striege machte auf der Treppe kehrt, stieß sich ab und stürzte sich mit einem unglaublichen, über zehn Meter weiten Sprung auf ihn. Von seinen Pirouetten ließ sie sich nicht mehr so leicht verwirren – zweimal erreichten ihre Krallen das Lederwams des Riviers. Doch ein erneuter, verzweifelt kräftiger Hieb mit den silbernen Ringen warf die Striege zurück, ließ sie wanken. Geralt, der fühlte, wie sich in ihm die Wut ansammelte, nahm Schwung, bog den Rumpf nach hinten und stieß die Bestie mit einem kräftigen Tritt in die Seite zu Boden.
    Das Brüllen, das sie ausstieß, war lauter als je zuvor. Sogar der Putz rieselte von der Decke.
    Die Striege stürzte los, vor unbändiger Wut und Mordlust zitternd. Geralt wartete. Er hatte schon das Schwert gezogen, beschrieb damit Kreise in der Luft, ging um die Striege herum und achtete darauf, dass die Bewegungen des Schwertes nicht mit Rhythmus und Tempo seiner Schritte übereinstimmten. Die Striege sprang nicht, sie näherte sich langsam, den Blick an die hellen Streifen der Klinge geheftet.
    Geralt blieb unvermittelt stehen, erstarrte mit erhobenem Schwert. Aus dem Konzept gebracht, stand auch die Striege still. Der Hexer beschrieb mit der Schwertspitze langsame Halbkreise, tat einen Schritt auf die Striege zu. Dann noch einen. Und dann sprang er und ließ dabei das Schwert überm Kopf wirbeln.
    Die Striege bleckte die Zähne und wich im Zickzack zurück. Geralt kam wieder in ihre Nähe, die Klinge huschte in seiner Hand hin und her. In die Augen des Hexers war ein boshaftes Funkeln getreten, zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen drang ein heiseres Gebrüll hervor. Wieder wich die Striege zurück vor der Macht des konzentrierten Hasses, vor der Wut und Übermacht des Menschen, die in Wellen auf sie einschlugen, ihr in Hirn und Innereien drangen. Bis zum Schmerz von der ihr bisher unbekannten Empfindung getroffen, stieß sie einen schütteren, dünnen Schrei aus, machte auf der Stelle kehrt und begann eine wahnsinnige Flucht durchs finstere Gewirr der Schlosskorridore.
    Geralt, von einem Schauder überkommen, blieb inmitten des Saales stehen. Allein. Es hatte lange gedauert, dachte er, bis dieser Tanz am Rande des Abgrunds, dieses irrsinnige, makabre Kampfballett zum erwarteten Ergebnis geführt hatte, ihm erlaubte, die seelische Einheit mit dem Gegner zu erlangen, zu den Vorräten gebündelten Willens vorzudringen, von dem die Striege erfüllt war. Eines bösen, krankhaften Willens, durch dessen Macht die Striege entstanden war. Der Hexer erbebte bei der Erinnerung an den Augenblick, als er diese Ladung Bosheit in sich aufgenommen hatte, um sie wie ein Spiegel auf das Ungeheuer zurückzuwerfen. Noch nie war ihm solch ein Zusammenspiel von Hass und Blutrausch begegnet, nicht einmal bei den Basilisken, die in dieser Hinsicht den übelsten Ruf hatten.
    Umso besser, dachte er, während er auf den Eingang zur Krypta zuging, der schwarz wie eine riesige Pfütze auf dem Fußboden lag. Umso besser, umso stärker der Schlag, den die Striege selbst erhalten hat. Das würde ihm etwas mehr Zeit für das weitere Vorgehen verschaffen, ehe die Bestie sich von dem Schock erholte. Der Hexer zweifelte, dass er zu einer weiteren solchen Anstrengung imstande wäre. Die Wirkung der Elixiere ließ nach, aber das Morgengrauen war noch fern. Die Striege durfte es vor dem Morgen nicht zurück in die Krypta schaffen, sonst war die ganze bisherige Arbeit vergebens.
    Er ging die Treppe hinab. Die Krypta war nicht groß, sie enthielt drei steinerne Sarkophage. Bei dem am nächsten zum Eingang gelegenen war der Deckel halb beiseitegeschoben. Geralt holte das dritte Fläschchen aus dem Wams, trank seinen Inhalt rasch aus, stieg in den Sarg und verschwand darin. Wie erwartet, war es ein Doppelgrab – für Mutter und Tochter.
    Er zog den Deckel erst zu, als er von oben her wieder das Gebrüll der Striege hörte. Er legte sich neben dem mumifizierten Leichnam Addas auf den Rücken, auf den Deckel zeichnete er von innen das Zeichen Yrden. Auf die Brust legte er das Schwert und stellte dazu eine kleine, mit

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