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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Pferd reden können. Aber was soll’s, du hast recht, es war, wie du sagst. Ich musste damals tatsächlich für einige Zeit verschwinden, und das Blumental erschien mir dafür gerade passend. Es sollte ja der Rand der bewohnten Welt sein, ein Vorposten der Zivilisation und des Neuen, der am weitesten vorgeschobene Punkt an der Grenze zweier Welten ... Weißt du noch?«
    »Ich weiß noch, Rittersporn.«
     

Der Rand der Welt
I
    Rittersporn ging vorsichtig die Treppe der Schenke hinab, in den Armen zwei Humpen, von denen Schaum tropfte. Leise vor sich hin fluchend, drängte er sich durch die kleine Gruppe neugieriger Kinder, ging über den Hof und machte einen Bogen um die Kuhfladen.
    Rings um den im Freien aufgestellten Tisch, an dem der Hexer mit dem Dorfältesten sprach, hatte sich schon ein gutes Dutzend Dörfler versammelt. Der Dichter stellte den Humpen hin, setzte sich. Umgehend stellte er fest, dass während seiner kurzen Abwesenheit das Gespräch keinen Fingerbreit vorangekommen war.
    »Ich bin Hexer, Herr Ältester«, wiederholte Geralt zum wer weiß wievielten Male, während er sich den Bierschaum vom Munde wischte. »Ich handle mit nichts. Ich befasse mich nicht mit der Anwerbung fürs Heer und kann keinen Rotz heilen. Ich bin Hexer.«
    »Das ist so ein Beruf«, erklärte Rittersporn zum wer weiß wievielten Male. »Ein Hexer, versteht Ihr? Er tötet Striegen und Vampire. Erledigt alles Ungeziefer. Von Berufs wegen, für Geld. Versteht Ihr, Ältester?«
    »Aha!« Die vom angestrengten Nachdenken tief gefurchte Stirn des Ältesten glättete sich. »Ein Hexer! Warum sagt Ihr das nicht gleich!«
    »Eben«, bestätigte Geralt. »Darum frage ich jetzt gleich: Findet sich hier in der Gegend irgendeine Arbeit für mich?«
    »Aaah.« Der Älteste begann wieder zu denken, es war deutlich zu sehen. »Arbeit? Wohl nicht ... Na ... Wildlinge? Ihr fragt, ob es hier Wildlinge gibt?«
    Der Hexer nickte lächelnd und rieb sich mit den Knöcheln das vom Staub juckende Augenlid.
    »Gibt es«, entschied der Älteste nach längerem Überlegen. »Schaut nur dorthin, seht Ihr die Berge dort? Dort wohnen die Elfen, dort ist denen ihr Reich. Denen ihre Paläste, sag ich Euch, sind ganz aus purem Gold. Oho, Herr! Elfen, sag ich Euch. Schrecklich. Wer da hingeht, kommt nicht mehr zurück.«
    »Das dachte ich mir«, erwiderte Geralt kühl. »Eben darum will ich dort überhaupt nicht hin.«
    Rittersporn lachte unverschämt. Wie Geralt erwartet hatte, dachte der Älteste lange nach.
    »Aha«, sagte er endlich. »Ah ja. Es gibt hier aber auch andere Wildlinge. Kommen wohl aus dem Elfenland herüber. Oh, Herr, und wie es die gibt. Man kann sie kaum aufzählen. Und am schlimmsten ist die Mora, hab ich recht, Leute?«
    Die Leute wurden lebhaft, drängten von allen Seiten an den Tisch.
    »Die Mora!«, sprach einer. »Ja, ja, recht hat der Älteste. Eine bleiche Jungfer, geht im Morgengrauen durch die Hütten, und die Kinder sterben davon!«
    »Und Poltergeister«, setzte ein Zweiter hinzu, ein Soldat von der Gemeindewache. »Flechten den Pferden im Stall die Mähnen zusammen!«
    »Und Vampire! Vampire gibt’s hier!«
    »Und Wasserweiber! Von denen kriegt einer die Blattern!«
    Die nächsten paar Minuten waren erfüllt von einer Aufzählung aller Ungeheuer, die den Dörflern der Umgegend mit ihrem schändlichen Treiben oder durch ihr bloßes Dasein zur Last fielen. Geralt und Rittersporn erfuhren von Irrlingen und Blendern, deretwegen ein anständiger Bursche in betrunkenem Zustand nicht nach Hause findet, von den Flatterern, die fliegen und den Kühen die Milch wegtrinken, von einem im Walde herumlaufenden Kopf auf Spinnenbeinen, von Kobolden mit roten Mützen und von einem schrecklichen Hecht, der den Waschweibern die Wäsche aus den Händen reißt, und ehe man sich’s versieht, schnappt er sich die Weiber selber. Wie üblich, versäumte man auch nicht, sie in Kenntnis zu setzen, dass die alte Neuberin nachts auf einem Feuerhaken fliege und tags Gerüchte ausstreue, dass der Müller das Mehl mit Eicheln verfälsche und dass ein gewisser Duda, als er über den königlichen Vogt sprach, selbigen einen Verbrecher und Mistkerl genannt habe.
    Geralt hörte geduldig zu, nickte mit gespielter Konzentration, stellte ein paar Fragen, die größtenteils Straßen und die Topographie der Gegend betrafen; dann stand er auf und nickte Rittersporn zu.
    »Dann macht’s gut, ihr guten Leute«, sagte er. »Ich komme bald zurück, dann werden wir sehen,

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