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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Illyrer aus einer Familie von Berufssoldaten. Sein Schreiber führte mich zu ihm, und als ich ihm erzählte, wer ich sei, starrte er mich an. »Man hat mir gesagt, daß wir einen neuen Chefarzt bekommen, einen hervorragend ausgebildeten Mann aus Alexandria«, meinte er schließlich. »Aber ich dachte, du wärest älter und… hm, das heißt…«
    »Du hast keinen Eunuchen erwartet«, unterbrach ich ihn.
    »Nun, ich hätte mir dieses Schicksal auch nicht selbst ausgesucht, wenn man mich gefragt hätte.«
    Er lachte nicht, sah mich lediglich überrascht an. »Ja, nun, der gegenwärtige Chefarzt – das heißt, der frühere Chefarzt ist wahrscheinlich doppelt so alt wie du. Es wirkt, hm, irgendwie unpassend. Er ist nicht gerade glücklich darüber, daß du kommst. Aber ich hoffe, der vortreffliche Sebastianus weiß, was er tut. Wann kommt der Vorzügliche wieder in den Norden, hat er etwas gesagt?«
    Ich händigte ihm einige Briefe von Sebastianus aus. Er überflog sie, dann bedachte er mich erneut mit einem unsicheren Blick. »Dann bist du also tatsächlich beauftragt, das Hospital zu leiten? Der vortreffliche Sebastianus schreibt hier, daß… nun, du bist wohl tatsächlich beauftragt. Ich, hm, nehme an, daß du ein Haus haben möchtest.«
    »Ich brauche kein ganzes Haus. Ich komme auch mit einem Zimmer aus – oder könnte ich im Hospital wohnen?«
    »Ich nehme an, daß du doch ein Haus möchtest«, wiederholte Valerius, aber er zuckte die Achseln. »Nun, lassen wir es für den Augenblick dabei bewenden. Ich sollte dich wohl jetzt besser zum Hospital begleiten.«
    Das Hospital lag in der Stadt, außerhalb des eigentlichen Lagers. Es war ein hübsches Gebäude, um einen offenen Hof herum gebaut, aus verputzten Steinen, strohgedeckt und mit einem gedeckten Säulengang entlang der Rückseite. Der Hof wurde von einem Garten mit medizinischen Heilkräutern eingenommen. Als Valerius und ich ankamen, trafen wir auf drei Männer, die im Garten standen und meine Truhe untersuchten, die der Kutscher in ihrer ganzen Pracht einfach neben dem Brunnen abgestellt hatte. Die drei blickten auf und starrten uns unfreundlich an als wir näherkamen. Zwei der Männer waren in mittlerem Alter und hätten Brüder sein können: Sie waren alle beide dunkelhaarig mit grauen Strähnen, mager und drahtig, mit dichten Augenbrauen und schlechten Zähnen. Der dritte war jünger, nur ein paar Jahre älter als ich, er hatte hellbraune Haare und trug einen Bart; er lächelte, als ich näherkam. Die anderen beiden stierten finster vor sich hin.
    »Mein lieber Xanthos«, sagte Valerius unsicher zu einem der beiden dunkelhaarigen Männer, »geschätzter Diokles« zu dem anderen; »Arbetio« zu dem dritten. »Dies ist, hm, euer neuer Kollege, Chariton aus Alexandria.«
    »Eigentlich aus Ephesus«, berichtigte ich ihn und lächelte allen dreien zu. »Aber ich bin in Alexandria ausgebildet worden. Ich freue mich, eure Bekanntschaft zu machen.«
    Ein Augenblick lang herrschte eisiges Schweigen. Die beiden älteren Männer starrten mich jetzt mit unverhohlener Feindseligkeit an. Valerius hüstelte und sagte, er müsse Sebastianus’ Briefe durchsehen, und zog sich in das Präsidium zurück.
    »Nun«, sagte ich, »könnte ich vielleicht das Hospital besichtigen?«
    Der ältere der beiden Ärzte, Xanthos, räusperte sich. Der jüngere Mann, Arbetio, lächelte nervös. »Was ist hiermit, weiser Chariton?« fragte er und deutete auf die Truhe.
    »Gibt es irgendein Zimmer, in das ich einziehen könnte, zumindest für vorübergehend?«
    »O ja, wir haben eine Menge Platz. Ich werde sie rübertragen – oh, bei den Teutonen, ist die aber schwer!«
    »Da sind meine ganzen Bücher drin. Wenn sie hier sicher steht, könntest du ein paar Sklaven bitten, sie später fortzuschaffen.«
    »Arbetio ist ein Sklave«, sagte Xanthos. Er hatte eine rauhe Stimme, viel tiefer, als man von einem derart mageren Mann erwartet hätte. »Er kann sie selber tragen.«
    »Er wird Hilfe brauchen. Ich habe einen Haufen Bücher.« Ich ergriff das eine Ende der Truhe, da die beiden anderen Männer jetzt geringschätzig vor sich hin starrten. Arbetio nahm das andere Ende, und wir trugen sie in das Hospital.
    Das Hospital verfügte im rückwärtigen Flügel über einen nach Osten blickenden, langgestreckten Krankensaal mit Betten für vierzig Patienten. Nach Norden zu gab es noch einmal einen Raum mit zehn Betten und eine Küche; nach Süden zu lagen einige Operationssäle, Vorratsräume und

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