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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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eifrig diene. Noch vor fünfzehn Jahren war ich niemand besonderes. Jetzt bin ich ein Spectabilis, Statthalter von Asien im Rang eines Prokonsuls, Freund unseres Erhabenen Gebieters. Du haßt mich, weil mein Vater Sklaven versteigert hat, oder?«
    »Nein«, sagte ich. »Das wußte ich gar nicht.«
    Die Hand, die meine Schultern umfaßt hatte, schob sich unter die Tunika. Ich keuchte, und er preßte seinen Mund auf den meinen. Ich bekam keine Luft mehr. Er betastete meine Brüste, knetete sie brutal. Ich konnte nicht schreien, seine Zunge war plötzlich in meinem Mund. Ich versuchte, zuzubeißen, doch er schob seine Finger zwischen meine Kiefer und zwang mich so, meinen Mund offen zu halten. Ich stieß ihm meinen Ellenbogen zwischen die Rippen und trat nach ihm, aber er drehte nur seinen Kopf weg und lachte. In seinem Gesicht waren Schweißperlen zu sehen. Seine Hände blieben dort, wo sie waren. »Das soll dir eine Lehre sein, nicht zu lügen«, sagte er. »Du haßt mich tatsächlich; ich spüre so etwas. Du bist wirklich sehr schön mit diesen großen, dunklen Augen. ›Vitas inuleo me similis, Charis‹ – du gleichst wirklich einem Hirschkalb.« Wieder lachte er. »Ja, ich glaube, ich werde mit deinem Vater über dich sprechen. Wie dein kleines Herz schlägt!«
    Alles, was ich sagen konnte war: »Du tust mir weh, laß mich gehen!« Er nahm seine Hand aus meiner Tunika. Ich sprang auf und versuchte, nicht zu weinen. Ich war völlig verstört. Niemand hatte mich jemals zuvor berührt, und ich hatte mir niemals gewünscht, daß es jemand versuchte, nicht einmal im Traum. All das gehörte zu der anderen Charis, der lieblichen jungen Dame im Spiegel. »Ich will nichts mit dir zu tun haben«, sagte ich zu Festinus. Meine Stimme klang überraschend beherrscht: Es war nicht die Stimme der jungen Dame, es war meine. Aber seine Hände hatten auch nicht das Bild im Spiegel berührt; sie hatten mir weh getan. »Es hat nichts damit zu tun, wer dein Vater war. Ich hasse Grausamkeit, und du liebst sie. Du solltest mit dem Vater einer anderen sprechen.«
    Er entblößte seine Zähne und lachte, und ich lief hinaus und ging in mein Zimmer. Dort saß Maia und nähte. Sie blickte überrascht auf, als ich hereinkam. »Das Abendessen ist doch noch gar nicht vorbei, oder?« fragte sie.
    »Nein«, sagte ich und brach in Tränen aus.
    Als Thorion eine halbe Stunde später kam, saßen Maia und ich auf ihrem Bett, und Maia wiegte mich immer noch in ihren Armen und summte leise dazu, als sei ich ein kleines Kind. Ich hatte zu weinen aufgehört, kämpfte jedoch mit einem Schluckauf.
    Thorion blieb einen Augenblick lang mit finsterer Miene auf der Türschwelle stehen. Maia bedeutete ihm mit einem Nicken, hereinzukommen. Er tat es und schlug die Tür hinter sich zu.
    »Bei der Göttin Artemis!« rief er aus. »Warum bist du denn fortgerannt? Warum bist du nicht schnurstracks zu Vater gegangen und hast ihm gesagt, daß du mit diesem brutalen Kerl nichts zu tun haben willst?«
    »Thorion!« sagte Maia. »Du läßt sie jetzt in Frieden! Und wenn du schon fluchen mußt, dann fluche nicht bei diesen heidnischen Göttern!« Ich schneuzte mich. »Ich mußte ganz einfach fort von ihm«, erzählte ich Thorion. »Es war niemand sonst dort, und er…« Ich konnte den Satz nicht beenden: Das Erlebnis war zu quälend, zu schändlich, und meine Gefühle waren immer noch in Aufruhr.
    Thorion schien plötzlich die Tränen wahrzunehmen und sah bestürzt aus. »Was hat er getan? Wenn er… ich werde ihn töten !«
    »Nein, nein, das war es nicht«, sagte ich und erlangte allmählich meine Selbstbeherrschung zurück. »Er schob seine Hand unter meine Tunika und küßte mich, das ist alles.«
    Thorion war wie vom Donner gerührt. »Du hast einen blauen Fleck im Gesicht.«
    »Er mußte mich daran hindern, ihn zu beißen.«
    Aus irgendeinem Grunde sah er plötzlich erleichtert aus.
    »Möge er elendiglich zugrunde gehen und zur Hölle fahren«, rief er aus. Dann trat er näher und setzte sich neben mich. Er legte mir den Arm um die Schultern und drückte mich an sich.
    »Aber es wäre gut gewesen, wenn du sofort gekommen wärst und alles erzählt hättest. Festinus faselte Vater etwas davon vor, er habe dir gegenüber ›seine Bewunderung für deine Schönheit zum Ausdruck gebracht – das sind seine genauen Worte – und du wärst plötzlich von übergroßer Schüchternheit und mädchenhafter Bescheidenheit erfüllt gewesen und fortgerannt. Und deshalb brachte er

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