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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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auf Kosten der Kirche unterhalten, und man pflegte und ernährte dort viele schwerkranke Menschen, bis sie sich entweder erholten oder starben. Insofern waren sie angesehene und bewundernswerte Einrichtungen.
    Doch sie bereiteten Philon ununterbrochen Ärger. Das Problem bestand darin, daß die Krankenpfleger in diesen Hospitälern fast alle Mönche waren. Bevor ich nach Alexandria kam, hatte ich keine Mönche kennengelernt. Ich hatte zwar von ihnen gehört, doch man sprach von ihnen immer nur als schmutzige, dumme Bauern, als Männer, die von zu Hause fortgelaufen waren, um keine Steuern bezahlen zu müssen. Die Ägypter jedoch bewunderten die Mönche außerordentlich – sie bewundern alle Asketen, mögen es nun Heiden oder Christen sein. Nachdem ich ein paar von ihnen kennengelernt hatte, mußte ich zugeben, daß sie mehr als nur faule Steuerflüchtlinge waren. Sie waren aus dem Stoff, aus dem Märtyrer gemacht werden: voller Hingabe gottesfürchtig, redlich und selbstlos. Mit bewundernswertem Mut und großer Geduld pflegten sie die Opfer der ansteckendsten und gefährlichsten Krankheiten. Aber auf der anderen Seite waren sie schmutzig, ungebildet, unwissend und, was das Schlimmste von allem war, fanatisch. Sie nahmen nicht gerne Patienten auf, wenn ein jüdischer Arzt sie empfohlen hatte.
    Eines Abends in der Taverne versuchte ich, Theogenes und den anderen die Situation zu erklären.
    »Wir hatten einen armen alten Wasserverkäufer zum Patienten«, erzählte ich. »Er bekam Typhus, und seine einzig lebende Verwandte war eine Tochter in irgendeinem Dorf am oberen Nil. Philon und ich gingen zu dem Hospital in der Nähe der Kirche von St. Markus und versuchten, die Mönche dazu zu bringen, den Mann aufzunehmen. Aber Philon mußte sich Schmähreden über die Juden anhören und brauchte seine ganze Geduld und Überredungskunst, ehe die Mönche sich schließlich beruhigten und unseren Patienten aufnahmen.«
    »Willst du damit sagen, daß sie gegenüber vernünftigen Argumenten offen sind?« wollte Theogenes mit spöttischem Erstaunen wissen. »Ich dachte immer, sie sind wie wilde Tiere. Mein Urgroßvater wurde von solchen Männern hier in Alexandria ermordet. Das war auch der Grund dafür, warum meine Familie nach Antiochia gezogen ist.«
    »Was meinst du mit ›solchen Männern‹? Zu Lebzeiten deines Urgroßvaters gab es doch noch gar keine Mönche. Das Christentum war vor dem Gesetz noch nicht einmal anerkannt.«
    »Dann eben von unwissenden ägyptischen Bauern.«
    »Das ist keineswegs dasselbe.«
    »Sie benehmen sich aber so, als ob es dasselbe wäre.«
    »Du hast Glück, daß du nichts mit ihnen zu tun hast«, warf ein anderer Student, Kallisthenes aus Sidonia, ein: »Du würdest bestimmt deine Beherrschung verlieren, und es würde einen regelrechten Aufstand geben.« Theogenes grinste, doch die Alexandriner, die mit uns am Tisch saßen, runzelten die Stirn.
    »Ihr Fremden wißt überhaupt nichts von Aufständen«, meinte Nikias. »Beim nächsten Aufstand werden die Mönche mitten drin stecken. Und dann wird man nichts mehr zu lachen haben.«
    Wir hörten auf zu lachen. »Was willst du damit sagen?« fragte Kallisthenes. »Warum glaubst du wohl, haben diese Mönche soviel Angst davor, verraten zu werden?« fragte Nikias ungehalten. »Sie erinnern sich nur allzugut an die letzten Male, als der Erzbischof des Landes verwiesen wurde. Oder hast du in Sidon nichts davon gehört? Es gab Auspeitschungen, Folterungen und eine Hinrichtung nach der anderen, doch das beendete den Aufstand keineswegs. Der Kaiser und einige seiner Bischöfe versuchten, fremde Bischöfe auf dem Thron von St. Markus zu installieren, doch die hiesigen Christen, vor allem jedoch die Mönche, wollten nichts von ihnen wissen. Das letztemal ging das über vier Monate so. Schließlich wurden sogar die Kornlieferungen nach Konstantinopel eingestellt, so daß der Kaiser nachgab und dem Erzbischof die Rückkehr erlaubte. Aber alle wissen, daß die ganze Sache von vorne beginnt, sobald seine Heiligkeit Athanasios stirbt. Der Hof sympathisiert mit der arianischen Partei, die hiesigen Christen sind jedoch meistens Nizäer. Darüber hinaus wollen die geistlichen Behörden nicht, daß noch einmal ein Bischof so mächtig wird wie Bischof Athanasios. Natürlich sind die Mönche gegenüber Juden und Eunuchen mißtrauisch; sie sind jedem gegenüber mißtrauisch, von dem sie glauben, er sei vielleicht dem Kaiser oder sonst einem ihrer Feinde treu

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