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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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starker, trockener Husten, und er war schon länger krank, als sein Sohn Philon um Hilfe bat.
    Philon nahm die erste Untersuchung vor und blickte ziemlich finster in die Welt, als er fertig war. »Du hättest mich früher rufen lassen sollen«, sagte er dem alten Mann.
    Der alte Timon hob seine Hände in einer hilflosen Geste. »Ich wollte meine Arbeit nicht im Stich lassen. Du kennst mich ja.«
    Philon schnaubte verächtlich, flößte ihm etwas Wein mit Iriswurzel ein, dann bat er den Sohn, mit ihm in die Diele zu kommen, wo der Patient sie nicht hören konnte. »Dein Vater hat eine Lungenentzündung«, sagte er. »Seine Atemgeräusche gefallen mir gar nicht, und seine Brust sieht ebenfalls nicht gut aus. Die Infektion ist schon ziemlich weit fortgeschritten. Es tut mir leid, aber ich glaube nicht, daß er am Leben bleiben wird.«
    Ich war erschrocken und deprimiert. Ich mochte den alten Timon. »Glaubst du nicht, ein wenig Dampf könnte…?« fing ich an, dann hielt ich inne.
    »Was wolltest du vorschlagen?« fragte Philon und sah mich nachdenklich an.
    »Dampf und heiße Umschläge, Hyoscyamin und Iriswurzeln. Außerdem sehr viel Flüssigkeit«, sagte ich. »Genau das, womit du die Tochter des Flavius behandelt hast.«
    »Sie war sehr viel jünger, und die Krankheit war noch nicht so weit fortgeschritten«, entgegnete Philon. Dann seufzte er und kratzte sich am Bart. »Aber immerhin, es ist die richtige Behandlung. Warum nimmst du ihn nicht in deine Obhut, Chariton? Wenn du und dein Vater nichts dagegen habt«, fügte er hinzu und wandte sich an Timons Sohn.
    Sie hatten nichts dagegen. Der Sohn merkte, daß ich mehr Hoffnung für seinen Vater hegte als Philon, und ich hoffte, daß Philon sich geirrt hatte. Heimlich schwor ich mir, keinerlei Anstrengungen zu scheuen, um den alten Mann gesund zu machen.
    Ich begann sogleich mit der Behandlung. Anfangs schien alles recht gut voranzugehen. Der Dampf und die heißen Kompressen linderten die Schmerzen, die der alte Mann in seiner Brust verspürte, beträchtlich, und der trockene Husten wurde locker und schleimig. Nach drei Tagen hatte ich den Eindruck, es gehe ihm schon ein bißchen besser.
    Doch dann stieg das Fieber, und der Husten verschlimmerte sich wieder. Die Schmerzen kehrten zurück, quälender als je zuvor. Er hielt es kaum aus, wenn ich ihm die Brust abklopfte, um zu sehen, wie weit die Infektion bereits fortgeschritten war.
    »Wenn du mir nur etwas geben könntest, damit ich schlafen kann…«, bat mich Timon eines Abends beinahe entschuldigend.
    Ich verabreichte ihm Kräuter und ein wenig Opium, doch er konnte nur wenig davon trinken. Die ganze Nacht über hielt ich Wache an seinem Bett, horchte auf seinen keuchenden, schwächer werdenden Atem und fühlte mich hilflos. Eine Stunde vor der Morgendämmerung, gerade als die Stadt zu einem neuen Tag erwachte, schlief er friedlich ein.
    Mühsam schleppte ich mich durch die morgendliche Menge nach Hause.
    Als ich ankam, saßen Philon und seine Familie beim Frühstück. »Er ist tot«, erzählte ich ihnen.
    Philon seufzte mitleidig und sagte mir, ich solle mich setzen. Ich setzte mich und begann von neuem zu weinen. »Du hättest mir diesen Fall nicht geben sollen«, meinte ich und schluchzte.
    Philon schüttelte den Kopf. »Kein Mensch hätte es besser machen können. Der gesamte linke Lungenflügel Timons war infiziert, und er hatte eine beginnende Brustfellentzündung. Ich habe es noch nie erlebt, daß ein Patient in einem derart schlechten Zustand überlebt, aber ich hatte einfach gehofft, daß du mehr Glück hast als ich. Du warst so voller Ideen, während ich bereits aufgegeben hatte.«
    Ich schluchzte wieder, und Philon legte mir die Hand auf die Schulter. »Geh zu Bett«, sagte er freundlich. »Du mußt dich ausruhen. Heute nachmittag müssen wir noch ein paar Patienten besuchen.«
    Ein paar Wochen lang war ich sehr niedergeschlagen. Philon jedoch fuhr damit fort, mir Patienten anzuvertrauen, von denen er dachte, ich würde gut mit ihnen fertig. Und so war ich zwischen Studium und Arbeit viel zu beschäftigt, um allzulange über meinen Fehlschlag zu brüten.
    Der alexandrinische Frühling kommt langsam. Die Schwalben waren im Winter überhaupt nicht fortgeflogen, so daß ich auch nicht auf ihre Rückkehr wartete. Die Erde ergrünte nicht; das geschieht erst spät im Sommer, wenn der Nil über die Ufer tritt. Aber die Luft wurde ganz allmählich immer wärmer, der Himmel wurde blasser, und die Nebel und die

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