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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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da!« sagte sie. »Die anmutigste junge Dame von ganz Ephesus!« Und sie hielt einen Spiegel vor mich, damit ich mich selbst darin bewundern sollte.
    Ich konnte das, was ich da sah, nie so sehr bewundern, wie sie es tat. Ein mageres, großäugiges Gesicht mit kunstvoll gedrehten schwarzen Locken und goldenen Ohrringen mit Perlen – ich muß schon sagen, die Ohrringe waren eindrucksvoller als das ganze Gesicht. Ich hatte eigentlich niemals das Gefühl, daß das Mädchen, das ich da im Spiegel sah, dieses gezierte, ordentlich gekleidete Püppchen wirklich ich war. Ich war fünfzehn, mitten in der Pubertät, und die Veränderungen an meinem Körper sorgten zusätzlich dafür, daß er mir nicht als der meine erschien. Meine Phantasie reichte aus, mich als Zwanzigjährige zu sehen, verheiratet mit einem Mann, dem ich den Haushalt führte, aber ich konnte mir niemals vorstellen, zu heiraten. Ich wußte, daß es geschehen würde, aber es würde dem Mädchen in dem Spiegel geschehen, nicht mir. Ich mußte wohl noch etwas warten, bevor ich mein eigenes Leben leben konnte. Ich nickte und lächelte Maia zu, und sie ließ den Spiegel sinken und klatschte in die Hände. »Also schön«, sagte sie zufrieden, »ich bringe dich jetzt zu den hochgeborenen Herren.«
    »Die hochgeborenen Herren« befanden sich in dem sogenannten Wagenlenkerzimmer. Dies war der Raum, in dem mein Vater seine Besucher am liebsten empfing. Er führte auf den ersten, mit einem Säulengang versehenen Innenhof, in dessen Mitte ein Brunnen stand. Wenn man von der Straße kam, mußte man den ganzen Säulengang durchqueren, um zu diesem Zimmer zu gelangen. Auf diese Weise bekam der Besucher einen Eindruck von der Größe und dem Reichtum des Hauses, bevor er dessen Herrn begrüßte. Das Zimmer war nach seinem Mosaikfußboden so genannt worden. Dieser zeigte einen vierspännigen Streitwagen, dessen Fahrer mit Lorbeerzweigen bekränzt war, in vollem Galopp. Eigentlich sollte das Bild Achilles darstellen, aber es ähnelte eher Daniel, dem Lieblingswagenlenker meines Vaters, und seinem besten Gespann Rotbrauner.
    Der Raum war sehr groß, und durch die auf den Hof gehenden Fenster fiel genügend Licht. Die Wände waren mit Ornamenten von Bäumen und Vögeln geschmückt, und vor den Fenstern hingen bestickte Vorhänge. Es gab auch einige Gemälde darin, die meisten stellten Pferde dar. Es befanden sich vier Ruhebänke in dem Raum, ein großer Tisch für den Wein und einige kleinere für Becher und Schalen sowie eine Kohlenpfanne, um das Wasser zu wärmen, mit dem der Wein gemischt wurde. Maia und ich kamen nicht durch den Innenhof, sondern über den Flur aus dem rückwärtigen Teil des Hauses. Die Tür des Wagenlenkerzimmers wurde von Soldaten bewacht, riesigen Männern in Hosen, Stiefeln und Armeemänteln. Sie hatten Schwerter umgegürtet, und als Maia die Tür öffnen wollte, legte einer von ihnen seine Hand an sein Schwert und befahl ihr, stehen zu bleiben. »Was denkst du dir eigentlich?« fragte er sie mit einem höhnischen Grinsen.
    Maia blieb abrupt stehen. Sie vermutete – genau wie ich –, der Besucher müsse ein Heerführer oder Feldherr sein und seine Leibwache sei ganz einfach übereifrig – so wie es Soldaten nun einmal oft sind, geringschätzig gegenüber Zivilisten, vor allem gegenüber asiatischen Zivilisten, die sie als verweichlicht verachten. »Hüte deine Zunge«, sagte Maia zu dem Soldaten.
    »Dies ist die junge und edle Charis, Tochter des höchst ehrenwerten Herrn Theodoros. Der Herr hat nach ihr geschickt, um sie deinem Gebieter vorzustellen.« Sie betonte das Wort Gebieter: Wir waren auf dem Weg zu den Herren und hatten nicht vor, irgendwo herumzustehen und mit Untergebenen herum zu schwatzen.
    Der Soldat schnaubte erneut verächtlich und starrte mich an. Ich war ein solches Anstarren nicht gewöhnt – feindselig, neugierig, abschätzig. Mich beschlich plötzlich ein Gefühl leichter Kälte, die beinahe lähmend wirkte. Ich zog einen Zipfel meines Umhangs hoch und hielt ihn mir vor das Gesicht. Endlich einmal war ich froh über die züchtige Bescheidenheit, die es einem jungen Mädchen gebot, einen neugierigen Blick nicht zu erwidern, sondern wegzuschauen. Ich versuchte nachzudenken. Irgend etwas stimmte nicht. Leibwächter mochten unverschämt sein, aber sie pflegten die junge Tochter eines Edelmannes nicht auf diese Weise anzustarren, es sei denn, diesem Edelmann war etwas zugestoßen.
    »Stell sie meinem Gebieter doch vor, ja,

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