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Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Mensch war. Ich habe mir allerdings heute Nachmittag seine Buchführung angesehen und muss sagen, dass er seinen Job tadellos erledigt hat. Das macht es mir etwas leichter, mich um die Finanzen zu kümmern, bis wir jemand anderen gefunden haben.«
    »Das schaffst du bestimmt ausgezeichnet.« Vivianne widmete sich seinem Nacken nun so, dass er eine Gänsehaut bekam. »Er hat also keine offenen Fragen hinterlassen?«
    »Nein, soweit ich sehen konnte, ist alles in Ordnung.« Langsam dämmerte er wieder weg. Viviannes Finger massierten weiter.
    Dan saß am Küchentisch und starrte aus dem Fenster. Im Haus war es still. Die Kinder waren in der Schule oder im Kindergarten. Er hatte wieder angefangen zu arbeiten, aber heute hatte er frei. Fast hätte er es vorgezogen, zur Arbeit zu gehen. In letzter Zeit bekam er Magenschmerzen, sobald er sich auf den Heimweg machte, weil ihn das ganze Haus daran erinnerte, was sie verloren hatten. Nicht nur das Kind, sondern auch ihr gemeinsames Leben. Tief im Innern glaubte er allmählich, dass es vielleicht für immer vorbei war, und er wusste nicht, was er tun sollte. Es sah ihm überhaupt nicht ähnlich, aber im Moment fühlte er sich vollkommen hilflos. Er verabscheute dieses Gefühl.
    An Emma und Adrian zu denken tat ihm in der Seele weh. Sie konnten genauso wenig oder wahrscheinlich noch weniger als er verstehen, warum ihre Mutter nur im Bett lag, warum sie nicht mit ihnen redete, sie nicht küsste und die selbstgemalten Bilder und die anderen Geschenke, die sie für sie gebastelt hatten, keines Blickes würdigte. Die Kinder wussten, dass sie einen Unfall gehabt hatte und ihr kleiner Bruder jetzt im Himmel war. Doch wieso Mama reglos im Bett lag und aus dem Fenster starrte, begriffen sie nicht. Nichts, was er sagte oder tat, konnte die Leere ausfüllen, die Anna hinterlassen hatte. Sie mochten ihn, aber ihre Mutter liebten sie.
    Emma wurde von Tag zu Tag verschlossener und Adrian immer lauter. Beide reagierten, jeweils auf ihre Weise. Eine Kindergärtnerin hatte angerufen und berichtet, dass Adrian die anderen Kinder schlug und biss. Emmas Lehrerin hatte betont, wie sehr Emma sich verändert habe. Das einst so aufgeweckte, fröhliche und wissbegierige Mädchen war im Unterricht nun ganz still. Doch was sollte er machen? Sie brauchten Anna, nicht ihn. Seine eigenen drei Töchter konnte er trösten. Sie kamen zu ihm, stellten Fragen und wollten in den Arm genommen werden. Sie waren traurig und ratlos, aber längst nicht so wie Emma und Adrian. Außerdem verbrachten seine Töchter jede zweite Woche bei Pernilla, ihrer Mutter, und führten dort ein Leben ohne die Trauer, die wie eine schwere nasse Wolldecke auf seinem gesamten Dasein lastete.
    Pernilla war eine große Hilfe. Die Scheidung war zwar nicht vollkommen reibungslos verlaufen, aber seit dem Unfall zeigte sich Pernilla von ihrer besten Seite. Zum Großteil war es ihr zu verdanken, dass Lisen, Belinda und Malin so gut mit der Situation zurechtkamen. Emma und Adrian hatten sonst niemanden. Erica hatte es natürlich versucht, aber sie hatte alle Hände voll mit den Zwillingen zu tun und kaum Zeit übrig. Dan hatte Verständnis dafür und rechnete ihr hoch an, dass sie zumindest guten Willen gezeigt hatte.
    Letztendlich waren Emma, Adrian und er mit ihrer lähmenden Angst vor dem, was mit Anna geschehen würde, allein. Manchmal fragte er sich, ob sie für den Rest ihres Lebens so daliegen und aus dem Fenster starren würde. Vielleicht würden aus Tagen Wochen und Jahre werden, während Anna langsam älter wurde. Er wusste, dass er zu schwarzsah, wenn er so dachte. Die Ärzte hatten gesagt, sie würde die Depression nach und nach überwinden, brauche dafür aber Zeit. Das Problem war nur, dass er ihnen nicht glaubte. Seit dem Unfall waren schon Monate vergangen, und er hatte das Gefühl, Anna entfernte sich immer weiter von ihm.
    Vor dem Küchenfenster saßen ein paar Kohlmeisen und pickten an den Meisenknödeln herum, die die Mädchen trotz der Jahreszeit unbedingt hatten aufhängen wollen. Er beobachtete die Bewegungen der Vögel und dachte neidvoll darüber nach, wie sorgenfrei ihr Leben sein musste. Sich nur um die grundlegenden Dinge kümmern zu müssen: Nahrung, Schlaf und Fortpflanzung. Keine Gefühle, keine komplizierten Beziehungen. Keine Trauer.
    Plötzlich musste er an Matte denken. Erica hatte ihm am Telefon erzählt, was passiert war. Dan kannte seine Eltern gut. Er hatte oft bei Gunnar im Boot gesessen und ein bisschen

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