Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
auf und hielt es ihm vor die Nase. Zuerst klopfte er eifrig mit seinem Schwanz auf den Boden, doch nachdem er an dem Blatt geschnuppert hatte, warf er ihr einen enttäuschten Blick zu und wandte sich demonstrativ ab. Dann ging er zu Gösta, der ihm verstohlen einen Keks hinhielt.
»Du tust ihm damit keinen Gefallen, falls du das dachtest«, sagte Paula. »Wenn ihr ihn weiterhin so mästet, du und Bertil, wird er nicht nur fett, sondern auch krank. Ginge meine Mutter nicht wie eine Irre mit dem Hund spazieren, wäre er schon lange tot.«
»Ich weiß, aber dieser Blick …«
»Hm.« Paula sah Gösta streng an.
»Hoffen wir, dass Martin oder Patrik etwas herausbekommen haben«, wechselte Gösta rasch das Thema. »Wir sind ja nicht viel klüger als gestern.«
»Stimmt, das kann man nicht behaupten.« Paula schwieg eine Weile. »Es ist so furchtbar, wenn man darüber nachdenkt. In der eigenen Wohnung erschossen zu werden. Da, wo man sich am sichersten fühlen sollte.«
»Ich tippe, dass es jemand war, den er kannte. Da die Tür nicht aufgebrochen war, muss er die Person selbst hereingelassen haben.«
»Umso schlimmer«, sagte Paula. »Zu Hause von jemandem, den man kennt, erschossen zu werden.«
»Im Grunde muss es ja kein Bekannter gewesen sein. In der Zeitung stand ja einiges über Leute, die klingeln, weil sie angeblich mal telefonieren müssen, und einen dann restlos ausrauben.« Gösta schob das letzte Stück Fisch auf die Gabel.
»Ja, aber das passiert vor allem älteren Menschen und nicht starken jungen Männern wie Mats Sverin.«
»Da hast du auch wieder recht. Aber ausschließen kann man es nicht.«
»Wir müssen abwarten, was Martin und Patrik berichten.« Paula legte ihr Besteck weg und stand auf. »Kaffee?«
»Gern«, erwiderte Gösta. Er schmuggelte noch einen Keks unter den Tisch. Zum Dank schleckte ihm eine nasse Zunge die Hand ab.
»Ah, genau das habe ich gebraucht.« Laut stöhnend lag Erling auf der Liege.
Während Viviannes geübte Finger ihn durchwalkten, lösten sich allmählich die Verspannungen. Es ging nicht spurlos an einem vorbei, wenn man so viel Verantwortung zu schultern hatte.
»Werden wir diese Behandlung anbieten?«, sagte er in das Loch in der Massagebank.
»Das ist eine klassische Massage, die gibt es natürlich. Wenn man möchte, bekommt man auch eine Thaimassage oder eine Behandlung mit heißen Steinen. Außerdem kann man zwischen einer Ganzkörper-und einer Teilmassage wählen.« Vivianne knetete weiter, während sie in ruhigem und einschläferndem Ton auf ihn einredete.
»Hervorragend.«
»Daneben gibt es bestimmte Spezialangebote. Ein Peeling mit Salz und Tang, Lichttherapie, eine Gesichtsbehandlung mit Algen und so weiter. Bei uns bekommt man alles. Aber das weißt du ja bereits, es stand schließlich im Prospekt.«
»Es ist trotzdem Musik in meinen Ohren. Und das Personal? Sind alle auf ihrem Posten?« Er spürte, wie ihm von der Massage, dem gedämpften Licht und Viviannes Stimme ganz schwummrig wurde.
»Die Angestellten sind bald fertig mit der Ausbildung. Das habe ich persönlich in die Hand genommen. Wir haben supertolle Leute gefunden, alle sind jung, begeisterungsfähig und ehrgeizig.«
»Hervorragend«, wiederholte Erling und gab ein tiefes wohliges Seufzen von sich. »Die Sache wird ein Erfolg, das spüre ich.« Er verzog das Gesicht, als Vivianne in eine empfindliche Stelle kniff.
»Hier bist du ein bisschen verspannt.« Sie bearbeitete weiterhin die schmerzende Partie.
»Das tut weh!« Plötzlich war er hellwach.
»Schmerzen vertreibt man nur mit Schmerzen.« Vivianne drückte noch fester zu und Erling hörte sich selbst wimmern. »Nicht zu fassen, wie verspannt du bist.«
»Das liegt bestimmt an der Sache, die Mats zugestoßen ist«, ächzte Erling. Nun tat es so weh, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. »Die Polizei war heute Vormittag im Büro und hat ein paar Fragen gestellt. Das ist alles so fürchterlich.«
Vivianne hielt mitten in der Bewegung inne. »Wonach haben sie gefragt?«
Dankbar, dass der Schmerz zumindest vorübergehend nachließ, holte Erling Luft.
»Sie haben vor allem gefragt, wie Mats als Kollege war. Was wir über ihn wüssten und ob er seine Arbeit gut gemacht hat.«
»Und was habt ihr darauf geantwortet?« Vivianne massierte weiter. Gott sei Dank traktierte sie nun nicht mehr den schmerzenden Punkt.
»Tja, es gab nicht viel zu sagen. Da er ziemlich verschwiegen war, haben wir gar nicht erfahren, was er für ein
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