Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
damit begnügen. Wir werden sicher noch Veranlassung haben, ihnen einen weiteren Besuch abzustatten. Ich habe mit den Eltern von Mats gesprochen, das Ergebnis sieht ähnlich aus. Nicht einmal ihnen gegenüber scheint er sonderlich offen gewesen zu sein. Immerhin habe ich erfahren, dass sich eine Exfreundin von ihm draußen im Schärengarten auf Gråskär aufhält und Gunnar dachte, Mats wollte zu ihr hinausfahren. Ich werde mich mit ihr in Verbindung setzen.« Patrik legte die Bilder aus dem Sahlgrenska auf den Tisch. »Und die hier habe ich bekommen.«
Die Fotos wurden herumgereicht.
»Donnerwetter«, sagte Mellberg. »Er muss ordentlich Prügel bezogen haben.«
»Ja, den Bildern nach zu urteilen, handelt es sich um schwere Körperverletzung. Das muss natürlich nichts mit dem Mord zu tun zu haben, aber ich denke trotzdem, dass wir uns die Sache genauer ansehen sollten. Wir brauchen die Akten aus dem Krankenhaus und müssen wissen, wie eine eventuelle Anzeige lautete. Außerdem müssen wir mit den Angestellten der Einrichtung sprechen, bei der Mats gearbeitet hat. Dass die Organisation Frauen hilft, denen Gewalt angedroht wurde, ist ebenfalls nicht uninteressant. Vielleicht ist das Motiv hier zu finden? Wahrscheinlich ist es am besten, wenn wir nach Göteborg fahren und vor Ort mit den Leuten reden.«
»Ist das wirklich notwendig?«, fragte Mellberg. »Es deutet nichts darauf hin, dass er aufgrund einer alten Geschichte in Göteborg erschossen wurde. Wahrscheinlich handelt es sich um eine lokale Angelegenheit.«
»Angesichts unserer bisherigen bescheidenen Ergebnisse und Sverins Verschwiegenheit über sein Leben dort halte ich es für durchaus berechtigt.«
Mellberg runzelte die Stirn und dachte nach. Offenbar musste er lange nach der richtigen Entscheidung suchen.
»Hm, dann machen wir es so«, sagte er endlich. »Wir sollten allerdings auch etwas Vernünftiges zu Tage fördern. Schließlich bist du morgen fast den ganzen Tag unterwegs.«
»Wir geben unser Bestes. Ich würde gern Paula mitnehmen«, erklärte Patrik.
»Was sollen wir solange machen?«, fragte Martin.
»Du könntest gemeinsam mit Annika nachsehen, was in den öffentlichen Registern über Mats Sverin zu finden ist. War er heimlich verheiratet oder geschieden? Hat er Kinder? Irgendeinen Besitz? Ist er vorbestraft? Alles, was euch einfällt.«
»Kein Problem«, sagte Annika mit einem Seitenblick in Martins Richtung.
»Und Gösta …« Patrik überlegte. »Ruf Torbjörn an und frag ihn, wann wir uns in Sverins Wohnung umsehen dürfen. Mach ihm ruhig auch ein bisschen Dampf wegen der technischen Untersuchung. Wir haben nur wenige Anhaltspunkte und brauchen deshalb die Ergebnisse so schnell wie möglich.«
»Klar«, erwiderte Gösta mäßig begeistert.
»Bertil? Du hältst hier weiterhin die Stellung?«
»Aber sicher.« Mellberg richtete sich auf. »Ich bin für den Ansturm gewappnet.«
»Gut. Dann legen wir morgen mit neuer Kraft los.« Patrik erhob sich und erklärte die Besprechung für beendet. Er war unendlich müde.
Annie zuckte zusammen. Irgendetwas hatte sie geweckt. Sie war auf dem Sofa eingenickt und hatte von Matte geträumt. Noch immer spürte sie die Wärme seines Körpers und das Gefühl, als er in ihr war, sie hörte seine Stimme, die sich so wenig verändert hatte, so vertraut klang. Er schien jedoch nicht das Gleiche empfunden zu haben, und sie konnte ihn verstehen. Matte hatte die Annie geliebt, die sie damals gewesen war. Die Annie, die sie jetzt war, enttäuschte ihn.
Sie zitterte nicht mehr und hatte keine Schmerzen in den Gliedern, aber die Rastlosigkeit war noch da. In Beinen und Armen kribbelte es so stark, dass sie im Haus auf und ab lief, während Sam ihr mit großen Augen zusah.
Wäre es ihr doch nur möglich gewesen, zu erklären, warum alles derart schiefgegangen war. Einiges hatte sie ihm am Küchentisch erzählt. Hatte ihm die Dinge anvertraut, die sie laut auszusprechen wagte. Sie hatte sich jedoch nicht getraut, über die schlimmste Demütigung zu sprechen. Über die Dinge, zu denen sie gezwungen worden war und die sie von Grund auf verändert hatten.
Sie war nicht mehr dieselbe, das wusste sie. Matte hatte das gemerkt, er hatte gesehen, wie kaputt sie innerlich war.
Annie setzte sich auf. Sie hatte das Gefühl, schlecht Luft zu bekommen. Sie zog die Knie bis ans Kinn und schlang die Arme um die Beine. Es war still, aber plötzlich prallte etwas auf den Boden. Ein Ball, Sams Ball. Sie betrachtete den
Weitere Kostenlose Bücher