Der Leuchtturmwärter: Roman (German Edition)
ein Teppich, die gackernd hinter dem Koch hereingeflogen kam, der ihr knackend das Genick brach.
Jeden Morgen trank Josiah sein Bier, denn an diesem wilden Ort gab es keinen Kaffee, und dann mummte er sich ein wie ein Geheimnis und stieg hinauf nach Cape Wrath.
Dreizehenmöwen, Trottellummen, Papageitaucher und Eissturmvögel tummelten sich auf der Landzunge und jenseits auf den Clo Mor-Klippen. Er dachte an sein Schiff, wie der stolze Segler im schwarzen Ozean versunken war, und wieder wurde ihm bewusst, dass er keinen Erben hatte. Er und seine Frau hatten keine Kinder, und bedauerlicherweise, sagten die Ärzte, würde das auch so bleiben. Aber er sehnte sich nach einem Sohn, wie er sich früher danach gesehnt hatte, reich zu sein. Wie kam es, dass Geld alles war, wenn man keins besaß, und nichts war, wenn man zu viel besaß?
So betrachtet, beginnt die Geschichte im Jahr 1802, oder beginnt sie eigentlich schon 1789, als ein junger Mann, so feurig, wie er klein war, Musketen über den Kanal von Bristol nach Lundy Island schmuggelte, um sie den Anhängern der Revolution in Frankreich zu bringen?
Er hatte an all das geglaubt, und irgendwo glaubte er noch immer daran, doch sein Idealismus hatte ihn reich gemacht, was er gar nicht beabsichtigt hatte. Er hatte vorgehabt, mit seinerGeliebten nach Frankreich zu fliehen und in der neuen, freien Republik zu leben. Sie würden reich sein, denn alle in Frankreich würden reich sein.
Als das Abschlachten begann, war er angewidert. Er fürchtete sich nicht vor einem Krieg, aber erst die hochtrabenden Worte, der Heldenmut und dann dieser Blutrausch?
Um seinen eigenen Gefühlen zu entfliehen, heuerte er auf einem Schiff an, das Kurs auf die Westindischen Inseln nahm, und kehrte mit einem Anteil von 10 Prozent des Schatzes zurück. Danach bewirkte alles, was er tat, eine Mehrung seines Reichtums.
Jetzt besaß er das erste Haus in Bristol und eine reizende Frau und keine Kinder.
Während er reglos dastand wie ein steinerner Pfeiler, landete eine gewaltige schwarze Möwe auf seiner Schulter und schlug die Krallen in seinen Wollmantel. Der Mann wagte nicht, sich zu rühren. Irrsinnigerweise dachte er erst, er würde nun von der Möwe davongetragen wie in der Sage vom Adler und dem Kind. Auf einmal breitete der Vogel seine mächtigen Schwingen aus und flog lang gestreckt geradewegs aufs Meer hinaus.
Zurück in seinem Gasthaus, war der Mann während des Essens sehr schweigsam, so sehr, dass die Wirtin begann, ihn auszufragen. Er erzählte von dem Vogel, und sie sagte zu ihm: »Der Vogel ist ein Omen. Ihr müsst hier Euren Leuchtturm bauen wie andere Männer eine Kirche.«
Doch zunächst musste das entsprechende Gesetz erlassen werden, dann starb seine Frau, dann fuhr er zwei Jahre zur See, um darüber hinwegzukommen, dann traf er eine junge Frau und liebte sie, und es verging so viel Zeit, dass ganze sechsundzwanzig Jahre später erst die Steine gelegt und hochgezogen wurden.
Der Leuchtturm wurde 1828 vollendet, im selben Jahr, als Josiah Darks zweite Frau ihr erstes Kind gebar.
Um ehrlich zu sein, es war sogar derselbe Tag.
Der weiße Turm aus handbehauenem Stein und Granit war 20 Meter hoch und stand 157 Meter über dem Meer bei Cape Wrath. Er hatte 14.000 Pfund gekostet.
»Auf meinen Sohn!«, sagte Josiah Dark, als das Feuer zum ersten Mal entfacht wurde, und in diesem Augenblick spürte Mrs Dark unten in Bristol, wie ihre Fruchtblase platzte, und herausgespült wurde ein kleiner Junge, die Augen schwarz wie eine Möwe. Sie nannten ihn Babel, nach dem allerersten Turm, auch wenn manche meinten, es sei ein merkwürdiger Name für ein Kind.
Seit jenem Tag der Geburt sind die Pews Leuchtturmwärter am Cape Wrath gewesen. Die Arbeit wurde von Generation zu Generation weitergegeben, auch wenn der gegenwärtige Mr Pew den Eindruck macht, als lebte er schon ewig dort. Er ist so alt wie ein Einhorn, und die Leute fürchten ihn, weil er nicht so ist wie sie. Gleich und gleich gesellt sich gern, ganz gleich, was man über Gegensätze sagt.
Manche Leute sind nun mal anders, so einfach ist das.
Ich sehe aus wie mein Hund. Ich habe eine spitze Nase und Locken. Meine Vorderbeine – das heißt meine Arme – sind kürzer als meine Hinterbeine – das heißt meine Beine –, das heißt, mein Hund und ich sind umgekehrt symmetrisch.
Er heißt HundJim.
Ich hängte ein Foto von ihm neben meins ans schwarze Brett und versteckte mich im Gebüsch, während alle möglichen Leute
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