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Der Liebe eine Stimme geben

Der Liebe eine Stimme geben

Titel: Der Liebe eine Stimme geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Genova
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verrückt, nicht cool.«
    »Na ja, es ist irgendwie bewusstseinsverändernd cool, aber ich finde, es ist cool.«
    »Petra, es ist unglaublich, unmöglich.«
    »Es ist sicher schwer zu verdauen«, sagt Petra.
    »Es ist purer Zufall.«
    »Oder auch nicht.«
    »Das muss es aber sein.«
    »Warum muss es das sein?«
    »Das heißt, du glaubst an dieses Zeug?«
    »Was für ein Zeug denn?«, fragt Petra, die genau weiß, wovon Beth redet.
    »Du weißt schon, Tote heraufbeschwören. Mit Geistern reden.«
    Petra lacht und steckt sich das Haar hinters Ohr.
    »Ich glaube an göttliche Wesen und Spiritualität.«
    »Aber was genau heißt das?«
    »Ich glaube, dass wir mehr als nur Fleisch und Blut sind, dass wir alle Geister sind, die zu einem spirituellen Zweck hier auf der Erde leben.«
    Beth seufzt und schlürft ihren Tee. Ihre eigene Erfahrung mit Religion, mit Vorstellungen und Überzeugungen von Spiritualität und einem Leben nach dem Tod, ist extrem beschränkt. Ihre Mutter war keine Kirchgängerin. Beth ist sich nicht einmal sicher, welcher Konfession ihre Mutter angehört haben könnte. Eine Zeit lang, als Beth ein Teenager war, gingen sie und ihre Mutter am Wochenende in verschiedene Kirchen, manchmal sogar in anderen Städten, um Beth wenigstens einen Einblick in organisierte Religionen zu gewähren.
    Sie erinnert sich an kaum etwas davon. Es gab seltsame Chorgesänge, deren Texte sie nicht kannte, und ans Kreuz genagelte Jesusfiguren, von denen sie Albträume bekam. Das ist so ziemlich alles. Im Allgemeinen gingen sie danach Jelly-Donuts essen. An die Donuts kann sie sich erinnern. Dann, eines Wochenendes, hörten die Ausflüge zu den Kirchen auf, und ihre Mutter überließ es Beth, selbst eine Entscheidung zu treffen. Damals war sie ungefähr sechzehn und entschied, sonntags auszuschlafen.
    Als ihre Mutter starb, wünschte Beth, sie hätte sich anders entschieden. Sie nahm an, dass ihre Mutter im Himmel war, aber sie hatte keine Religion, die ihr half, an den Himmel als einen realen Ort zu glauben. Sie konnte sich den Himmel nur irgendwo zwischen flauschigen weißen Wolken vorstellen, mit pummeligen, geflügelten nackten Babys. Es war schwer, ihre Mutter in dieses Bild mit einzubeziehen, und das ist es noch immer.
    »Okay, was ist mit dem, was Olivia glaubt?«, fragt Beth. »Glaubst du, dass das überhaupt möglich ist?«
    »Ja, das glaube ich. Ich erfahre manchmal die Gegenwart spiritueller Energie, wenn ich meditiere.«
    »Das heißt, du hörst wirklich Stimmen?«
    »Nein, aber manche Leute schon, und manche Leute sehen Bilder, visuelle Lichtblitze. Für mich ist es nicht so, als ob ich irgendetwas höre oder sehe, es ist eher ein plötzliches Wissen, aber ein Wissen, das nicht von mir kommt.«
    »Das ist das, was wir Denken nennen, Petra.«
    »Nein. Es ist etwas anderes, es ist eine Information, die ich normalerweise nicht denken würde oder die mir auf eine Art kommuniziert wird, die nicht meine ist. Sie kommt nicht von mir, sie kommt zu mir oder durch mich. Es ist schwer zu erklären.«
    »Okay, aber selbst wenn ich an so etwas glauben würde, warum sollte der Geist dieses Jungen mich auswählen? Ich meine, warum sollte er nicht direkt mit seiner Mutter kommunizieren?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht war seine Mutter nicht offen dafür, ihn zu empfangen. Zu viel Trauer, die den Kanal blockiert hat.«
    Beth schaut sich in Petras Wohnzimmer um. Tarotkarten, ein herzförmiger Rosenquarzkristall, der, an einer Schnur aufgehängt, in einem der Fenster funkelt, der Meditationsstuhl. Wenn der Geist eines Jungen namens Anthony nach einer Möglichkeit gesucht hat, seine Geschichte durch eine Frau auf Nantucket zu kommunizieren, warum hat er dann nicht Petra gewählt? Warum hat er nicht jemanden ausgesucht, der an dieses Zeug glaubt?
    »Ja, aber warum ich? Bevor ich dieses Buch geschrieben habe, hatte ich keinerlei Verbindung zu ihm oder zu Autismus.«
    »Wir sind alle verbunden, selbst wenn wir nicht wissen, wie. Vielleicht gibt dir seine Kommunikation durch dich irgendetwas, was du in diesem Leben brauchst.«
    »Mir? Was denn zum Beispiel?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht die Chance auf ein neues Leben, ein kreatives Leben. Vielleicht ist es eine Lektion. Vielleicht gibt es irgendetwas in der Geschichte, die du geschrieben hast, was du selbst lernen musst.«
    Dieses Buch zu schreiben hat Beth Zugang zu einem Teil von ihr verschafft, den sie völlig vergessen hatte, zu der kreativen Träumerin, die sie vor vielen Jahren

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