Der Liebe eine Stimme geben
Liebe und Vertrauen und Macht, wandern ihre Gedanken zur Wahrheit und nehmen mit Blick nach Osten Platz. In einer Ehe sollte Vertrauen herrschen.
»Ich hatte neulich Sex mit Jimmy.«
»Ich weiß, Petra hat es mir erzählt. Deshalb habe ich dir dieses Buch gebracht.«
Eine Sekunde lang ist Beth empört, dass Petra ihr Vertrauen missbraucht hat, aber dann tut sie es mit einem Schulterzucken ab. »Das hat gar nichts ausgeglichen, oder?«
»Richtige Idee, falscher Typ.«
»Er will reden.«
»Das ist beeindruckend für Jimmy.«
»Ich weiß.«
»Ihr könntet es mit einer Therapie versuchen.«
Beth fragt sich, ob Jimmy dazu bereit wäre.
»Wenn ihr geht, geht zu Dr. Campbell.«
»Dem Typen mit dem Falken?«
»Ich weiß, aber die einzige andere Option ist Nancy Gardener.«
Nancy Gardener ist eine zweifach geschiedene Eheberaterin, deren Schwester Gracies Lehrerin in der vierten Klasse ist.
»Ich weiß nicht«, sagt Beth.
»Er ist gut. Jill und Mickey gehen zu ihm.«
»Wirklich?«
Courtney nickt, mit wissend hochgezogenen Augenbrauen.
»Warum? Was haben die beiden denn?«
Courtney zuckt die Schultern. »Jeder hat irgendwas, Beth.«
Courtney sieht hinüber zu der Uhr an der Wand und steht auf. »Ich muss los. Lies das Buch, geh zu Dr. Campbell, such dir deinen eigenen Henry. Oder schließ mit ihm ab. Das ist auch keine schlechte Entscheidung.«
Courtney geht, und Beth sitzt wieder allein auf ihrem wackeligen Stuhl und starrt auf ihren leeren Computerbildschirm. Sie sieht hinüber zu der alten Frau, deren Strickarbeit rasch die Form eines Fausthandschuhs annimmt. Magischer Platz.
Sie seufzt und klappt Sophies Laptop zu. Dann packt sie ihre Notizbücher und Stifte in ihre Tasche, hält Courtneys Buch noch eine Sekunde länger in der Hand und denkt darüber nach, bevor sie es ebenfalls in ihre Tasche wirft. Als sie die Bibliothek verlässt, fühlt sie sich geschlagen. Sie denkt über Liebe und Vertrauen und Macht nach. Und Wahrheit. Während sie die Stufen vor der Bibliothek hinuntergeht, denkt sie darüber nach, was in ihrem Leben wahr ist, und vier einfache, aufrichtige Gedanken springen auf und heben die Hand.
1.+TAB+Sie wird Wie man seine Ehe kittet nicht lesen.
2.+TAB+Sie wird nicht ihren eigenen Henry haben, um für einen Ausgleich zu sorgen.
3.+TAB+Sie wird einen Termin bei Dr. Campbell vereinbaren, wenn Jimmy bereit ist, hinzugehen, und sie hofft, dass er es ist.
4.+TAB+Diese alte Frau sollte morgen besser nicht auf ihrem Platz sitzen, sonst wird sie sich vergessen.
ACHTZEHN
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Beth hat gestern nichts geschrieben, und die Worte, die sie nicht geschrieben hat, haben sich in ihr angesammelt und sind lauter geworden, zu einem Crescendo angeschwollen. Sie fühlen sich voll und eindringlich an, wie Flutwasser, das gegen einen brüchigen Damm schlägt. Als sie heute im Morgengrauen aufgewacht ist, waren die Worte dieses Jungen bereits in Bewegung, stürzten auf sie ein, strömten durch sie hindurch, beharrlich, verfolgten sie in ihren alltäglichen, gewöhnlichen Gedanken, bis sich jeder Einzelne von ihnen ergab. Und jetzt kann sie an nichts anderes mehr denken.
Sie erreicht die Bibliothek ein paar Sekunden, nachdem sie geöffnet hat, eilt die Treppe hoch und ist erleichtert, als sie sieht, dass niemand dort ist. Niemand sitzt auf ihrem Platz. Sie setzt sich, schlägt ihr Notizbuch auf, zieht die Kappe von ihrem Stift und beginnt zu schreiben.
Ich wache auf, und es ist Tag. Ich steige aus dem Bett und sage dem Baum vor dem Fenster, meiner Schachtel mit Steinen und dem Kalender an der Wand Guten Morgen. Gestern war Sonntag, und heute ist Montag. Danyel kommt dienstags nach dem Mittagessen.
Ich stelle mich mit beiden Füßen auf jede Stufe, bis ich alle zwölf geschafft habe und unten angekommen bin. Ich gehe in die Küche und setze mich an meinen Platz am Küchentisch. Mein Barney-Becher ist mit lila Saft gefüllt, und meine Gabel und meine weiße Serviette liegen auf dem Tisch, aber auf meinem blauen Teller liegen nur zwei Toaststreifen mit Ahornsirup, und sonst sind es immer drei.
Ich kann nicht zwei Toaststreifen essen, denn das Frühstück sind drei Toaststreifen. Ich kann nicht zwei essen, denn drei heißt fertig, und zwei heißt in der Mitte aufhören, und in der Mitte aufhören tut zu weh. Ich kann nicht zwei Toaststreifen essen, denn dann werde ich nie mit dem Frühstück fertig sein. Und wenn ich das Frühstück nicht aufesse, dann kann ich mir nicht im Bad die Zähne putzen und im
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