Der Liebe eine Stimme geben
Bräutigam sagt, aber sie sieht aus, als ob sie bei jedem seiner Worte strahlt. Aber Georgia braucht nicht viel dafür. Sie strahlt bei Cotton-Werbespots.
»Ich sollte gehen«, sagt Beth.
»Warum denn? Bleib doch. Ich bin bald fertig, und dann können wir etwas trinken gehen.«
»Okay.« Beth lächelt, froh, dass ihre Freundin ihre Gedanken gelesen hat.
Das Brautpaar küsst sich, und alle klatschen.
»Komm mit mir mit. Ich muss sie auf die Terrasse scheuchen.«
Georgia führt die Gäste hinüber zu der Terrasse mit dem Zelt, wo sie von herumgereichten Vorspeisen, Champagner und Livemusik empfangen werden. Das Brautpaar ist noch immer am Strand, posiert für den Fotografen. Beth und Georgia stehen am hinteren Rand der Terrasse, hinter der Tanzfläche und den Tischen, in der Nähe der Tür zum Hotel.
»Ich muss nur noch auf das Brautpaar warten. Mich vergewissern, dass hier alles gut läuft, bevor ich gehen kann.«
»Okay.«
»So eine entzückende Trauung, findest du nicht?«
»Ja. Scheint ewig her zu sein, dass Jimmy und ich da standen.« Ewig und erst gestern.
»Was ist denn los mit euch beiden?«
»Ich weiß nicht. Wir gehen zu Dr. Campbell. Aber ich weiß nicht. Was meinst du, was ich tun soll?«, fragt Beth, die sich schon denken kann, was Georgia sagen wird.
»Wenn du ihm verzeihen kannst, dann würde ich ihn zurücknehmen.«
»Was? Du hast doch nie einen zurückgenommen!«
»Ich weiß, aber ich wünschte, ich hätte es getan. Ich wünschte, ich wüsste, wie man den ganzen Schlamassel übersteht und sich weiterhin liebt. Ich hatte nie diese Art Liebe-besiegt-alles-Liebe. Ich wünschte, ich hätte sie gehabt, aber ich glaube nicht, dass ich das in mir habe. Jemanden so bedingungslos lieben, das kann ich einfach nicht.«
Georgia wollte immer das Märchen, glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage. Aber bis jetzt hatten ihre Prinzen nie die Art Charakter und Durchhaltevermögen, die es braucht, um zu einem echten Märchenende zu kommen. Der Märchenprinz zieht nicht los und schläft mit der Dorfschlampe, er macht es sich nicht zur Gewohnheit, vor dem Mittagessen zwölf Bier zu trinken, und er hört nicht auf, seine geliebte Frau anzuhimmeln. Aber selbst nach vier gescheiterten Prinzen glaubt Georgia tief in ihrem Innern noch immer, dass die Ehe ein Disney-Film sein kann. Wenn sie nur den richtigen Prinzen finden könnte.
Und woran glaubt Beth? Glaubt sie an Jimmy und dass er sie nie wieder betrügen wird? Glaubt sie, dass sie ihr eigenes Märchenende bekommen wird? Und wird Jimmy dafür bei ihr sein? Glaubt sie an die Liebe?
»Ich weiß auch nicht, ob ich das kann.«
»Aber ich musste nie irgendwelche Kinder berücksichtigen, daher war es für mich leichter, einfach einen Schlussstrich zu ziehen.«
»Ich kann doch nicht nur wegen der Mädchen bei ihm bleiben, oder?«
»Nein, das solltest du nicht. Aber ich denke, ich würde dann länger bleiben, um zu versuchen, an der Beziehung zu arbeiten.«
»Das heißt, du würdest Jimmy zurücknehmen?«, fragt Beth, die das nicht eine Sekunde glaubt.
Georgia legt den Kopf schräg, als würde sie ernsthaft darüber nachdenken, aber sie gibt die Scharade schnell auf und lacht über sich selbst. »Nein, das könnte ich nicht. Ich wäre fertig mit ihm. Aber das heißt ja nicht, dass ich recht habe.«
Beth könnte versuchen, sich zu überzeugen, ihre Ehe zu kitten sei das Richtige. Jimmy verzeihen, ihn zurücknehmen, und alles käme wieder ins Lot. Verzeihen ist gut. Ins Lot kommen wäre ein Segen. Die Mädchen würden ihren Vater zurückbekommen. Sie haben es verdient, mit ihrem Vater zusammenzuleben. Es kommt ihr vor wie die Art selbstlose Entscheidung, die eine gute Mutter für ihre Kinder treffen würde. Es wäre eine große Geste von ihr.
Den Kindern zuliebe, nimm ihn zurück!
Aber das Argument, das dagegenspricht, ihn zurückzunehmen, tobt ebenso laut und energisch in ihr, hitzige Worte kratzen an der dünnen inneren Membran ihres verletzten Herzens, und sie kann ihren Ärger und ihre Selbstverachtung kaum im Zaum halten.
Soll das ein Witz sein? Wenn du dich von diesem Arsch nicht scheiden lässt, bist du eine erbärmliche, rückgratlose Märtyrerin ohne jede Selbstachtung!
Sie stellt sich vor, wie Pamela Vincent Debbie McMahon im Atheneum zuflüstert, während Eddy Antico die siebte Stunde von Moby Dick liest: Hast du gehört, dass Beth und Jimmy Ellis wieder zusammengekommen sind, nachdem er sie ein Jahr lang betrogen hat? Wie kann sie nur
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