Der Liebe Gott Macht Blau
Haiti gewann er die Oberhand, der Tornado ließ nach, büßte seine wilde Kraft ein und verschwand schließlich am karibischen Himmel. Pirjeri hatte seinen harten Abwehrkampf gegen die Kräfte des Bösen gewonnen, der Tornado, vorab als Jahrhundertsturm eingestuft, war zu einer lokalen Erscheinung geschrumpft.
Keine üble Gegend, dachte Pirjeri Ryynänen, während er, ermüdet vom mehrtägigen Kampf, am Strand von Haiti ausruhte. Die Landschaft war paradiesisch, und die Ruhe tat Pirjeri gut. Er dachte an Eija Solehmainens weibliche Wärme. Wäre er nicht Gott, könnte er Eija hierher einladen und mit ihr unter Palmen Urlaub machen. Sollte er vielleicht nach Töölö reisen und sich ihr zeigen? Sie machte sich bestimmt schon Sorgen um ihn, er hatte wegen des turbulenten Beginns seiner Dienstzeit bisher keinen Gedanken an die daheimgebliebene Partnerin verschwendet.
Pirjeri ruhte sich den ganzen Tag am Strand aus, dann kehrte er nach Bulgarien zurück. Gabriel und Petrus erstatteten ihm Bericht über alles, was inzwischen auf der Welt passiert war. In Israel war mit Gummigeschossen auf palästinensische Demonstranten geschossen worden, imLibanon gab es zwei konkurrierende Regierungen, aber keinen Präsidenten. Bei der Olympiade war ein Sprinter positiv auf Doping getestet worden und hatte seine Goldmedaille und, was am schlimmsten war, seine lukrativen Werbeverträge verloren. In Bangladesch waren die Überschwemmungen für diesmal vorbei, aber die leidgeprüfte Nation befand sich am Rande des Zusammenbruchs.
»Eine verhältnismäßig ruhige Woche«, fasste Petrus das Weltgeschehen zusammen.
Pirjeri erklärte, dass er nach Finnland reisen werde. Er wolle zunächst einige persönliche Dinge erledigen, Petrus und Gabriel sollten am nächsten Tag nachkommen. Dann würden sie sich gemeinsam das Herrenhaus Louhiainen ansehen und prüfen, ob man den Himmel dorthin verlegen könnte.
Als Pirjeri weg war, blieben Petrus und Gabriel im besorgten Gespräch beisammen. Der neue Gott finnischer Abstammung war eigensinnig, wollte den Himmel mit aller Gewalt nach Finnland verlegen. Die Kanzleichefs beschlossen, Maßnahmen zu ergreifen, um das Vorhaben zu verhindern. Beide waren sich darin einig, dass Finnland nicht der geeignete Ort für den Himmel sei, auf keinen Fall besser als Bulgarien. Finnland sei zu kalt. Die Verlegung des Himmels gehöre zwar zu den Dingen, die allein Gott zu entscheiden habe, daran sei nicht zu deuteln, aber da es sich um einen neuen und unerfahrenen Gott handele, müsse man ihn davor bewahren, Dummheiten zu machen. Petrus und Gabriel konstatierten, dass ihnen knapp vierundzwanzig Stunden Zeit blieben, die mangelnde Eignung Louhisaaris und ganz Finnlands als Heimstatt des Himmels zu beweisen. Unterstützung hätten sie zurGenüge, sie müssten nur Engel befragen, die aus Finnland stammten, am besten solche, die schlechte Erfahrungen mit der genannten Region und ihrem Heimatland hatten. Die waren dann auch leicht zu finden.
Eija Solehmainen war gerade von ihrer Arbeit nach Hause gekommen, als Pirjeri auftauchte. Das Wiedersehen war herrlich. Sanft umarmte Pirjeri seine Partnerin, die hübsch und anziehend wirkte wie immer. Er erzählte der wissbegierigen Eija, wie es ihm ergangen war: Man hatte ihn tatsächlich zum Entwicklungschef des Kranprojektes von Poclain ernannt! Das Gehalt war vorzüglich, die Arbeit qualifiziert, verantwortungsvoll und befriedigend. Brauchte Eija Geld? Wie kam sie zurecht?
Eija sagte, dass sie finanziell sehr gut klarkäme, Pirjeri solle sich ganz auf seine Karriere konzentrieren.
Am Abend, als sie ins Bett gingen und das Licht löschten, meinte Eija:
»Pirjeri, mir scheint, als hättest du dich verändert … du bist irgendwie vergeistigt, hast ein inneres Licht, du bist ätherisch geworden …«
Pirjeri äußerte die Vermutung, dass möglicherweise seine neue Arbeit schuld an der Veränderung sei. Viele der Verantwortlichen für internationale Entwicklungsprojekte seien sehr ätherisch.
Eija redete weiter. Sie sei glücklich, dass Pirjeri endlich am Anfang der Karriereleiter stehe, lange genug habe sie dafür gebetet. Die neue Position passe gut zu ihm, er sei väterlich und weise geworden und stinke nicht mehr nach Kranöl. Dann verriet sie, dass sie vielleicht schwanger sei. Sie könne noch nicht endgültig sicher sein, aber sie habe so das Gefühl. Eine Frau ahnt so etwas, flüsterte sie.
Diese herzerfrischende Neuigkeit weckte in Pirjeri viele Fragen. Falls Eija ein
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