Der Liebe Gott Macht Blau
Pläne. Damit war die Diskussion über das Thema beendet.
Der heilige Petrus brachte die gegenwärtigen Räumlichkeiten des Himmels zur Sprache. Er beklagte, dass die Schlossruine düster und eng sei, und erinnerte Pirjeri an sein Versprechen, einen Umzug des Himmels, weg aus dem unfreundlichen bulgarischen Gebirge, in Angriff zu nehmen.
Pirjeri wollte wissen, ob die beiden einen Vorschlag hinsichtlich des neuen Standortes hätten.
»So weit haben wir uns noch nicht vorgewagt«, bekannten die heiligen Männer. »Aber wenn Sie, Allmächtiger Ryynänen, einen geeigneteren Ort im Auge haben, so ist der Umzug selbst keine Schwierigkeit.«
Pirjeri überlegte. Wie wäre es, wenn man den Himmelnach Finnland verlegen würde? Was hielten die heiligen Männer von diesem Gedanken, war Finnland in ihren Augen ein geeigneter Standort?
»Mit dem Himmel also nach Finnland ziehen … zweifellos eine sehr ausgefallene Idee, darauf sind wir noch gar nicht gekommen«, äußerte Petrus verwirrt.
Der Erzengel Gabriel hatte Zweifel:
»Teuerster Vater, Finnland erscheint mir als Standort des Himmels gewissermaßen … wie soll ich es umschreiben … ziemlich heidnisch.«
Pirjeri fand, dass seine Gehilfen zu voreingenommen seien. Er selbst sei in Finnland geboren und aufgewachsen, an dem Land gebe es nichts auszusetzen. Er pries die schöne finnische Natur, erzählte von den zehntausend Seen, den herrlichen Felsklippen an den Küsten, den rauschenden Kiefernwäldern und den in bunter Farbenpracht schwelgenden herbstlichen Fjälls von Lappland.
»Gott hat gute Arbeit geleistet, als er ein so schönes Land schuf, wie es Finnland, mein teures Heimatland, ist«, sagte Pirjeri gerührt. Seiner Meinung nach könne man den Himmel sehr gut dorthin verlegen. Im Übrigen habe er im Frühjahr mit seiner Lebensgefährtin, Frau Solehmainen, einen Wochenendausflug nach Varsinais-Suomi gemacht und dort ein Schloss, das große Herrenhaus von Louhisaari, kennen gelernt. Es wurde nur im Sommer touristisch genutzt, stehe also momentan praktischerweise leer. Insofern könne man die jetzige Schlossruine leichten Herzens verlassen und die Engel mit ihren Papieren nach Finnland ausfliegen.
»Das kommt sehr überraschend«, stotterte Petrus. »Wir hatten uns zwar darauf eingestellt, dass Sie, wenn Sie Gottwerden, einen Umzug veranlassen, aber der Gedanke an Finnland als künftigen Himmel ist mir doch suspekt …«
»Soll wirklich der ganze Himmel in ein einziges Herrenhaus ziehen?«, meldete auch Gabriel seine Zweifel an.
»Reisen wir doch hin und überzeugen uns selbst, ob Louhisaari sich eignet«, entschied Pirjeri Ryynänen. Der Beschluss musste im Himmel ohne Murren befolgt werden, denn er stammte vom mächtigsten Finnen in der Geschichte der Welt.
14
Wetterkapriolen auf der Erde verhinderten die geplante Finnlandreise. Es ergab sich nämlich, dass um diese Zeit in der Karibik ein Orkan entstand, von dem die Spezialistenengel annahmen, dass er noch wilder würde als der Orkan Gilbert, der früher dort gewütet hatte – und schon der hatte tausende Häuser zerstört und hunderte Menschen getötet. Pirjeri musste den Informationsbesuch in Louhisaari verschieben und sich in die Karibik begeben, um den neuen Orkan zu bändigen.
Pirjeri überließ die himmlischen Angelegenheiten der Obhut von Petrus und Gabriel und eilte in die Karibik, in das vor der Küste Südamerikas gelegene Trinidad. Dort hatte der Tornado bereits erste Verwüstungen angerichtet, Dächer waren abgedeckt, Anlegestege ins Meer gespült worden, und einige Menschen waren bereits umgekommen. Pirjeri stellte sich sofort den Kräften des Bösen entgegen. Trotzdem raste der Tornado über Trinidad hinweg. Pirjeri begab sich nach Barbados, dann nach Antigua, um ihn dort zu empfangen. Unter ständigem Kampf musste er sich vor dem Sturm schließlich nach Puerto Rico, dann in die Dominikanische Republik und am Ende nach Haiti zurückziehen. Der Verteidigungskampf war heftig und dauerte mehrere Tage, immer wieder wuchs die Kraft desTornados ins Unermessliche, die Windgeschwindigkeit in seinem Auge stieg bis auf siebenhundert Meter in der Sekunde.
Während des Kampfes kam Pirjeri der Gedanke, dass sich Gott wirklich einen passenden Zeitpunkt für seinen Urlaub ausgesucht hatte. Jetzt musste der finnische Stellvertreter allein gegen den Sturm ankämpfen, konnte zu niemandem beten, um Hilfe flehen. Pirjeri Ryynänen gab jedoch nicht auf, sondern mobilisierte all seine Kräfte. Endlich in
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