Der Liebe Gott Macht Blau
Waffentechnik der Supermächte erfolgreich konkurrieren könnte. Die bulgarische Regierung wies die Vermutungen entschieden zurück.
Dafür hielt der Staatschef eines Nachbarlandes eine Fernsehrede, in der er den geglückten Abschuss einer Weltraumrakete für sein Land beanspruchte und allen Völkern der Welt mit Rache drohte, wenn sie nicht die billige Kritik an ihm einstellten. Der Teufel hielt dabei im Studio das Mikrofon.
13
Der allmächtige Gott war im Weltraum verschwunden. Pirjeri Ryynänen war nun allein, er nahm Gottes Stelle ein. Seiner Verantwortung unterstand die ganze Erde, die Fische im Wasser, die Vögel am Himmel, die Bäume und Pflanzen, die Säugetiere und Menschen, die Winde, der Sonnenschein und der Regen. Er bestimmte über Wohl und Wehe, war der Herrscher des Himmels und der Erde.
Diese schwindelerregenden Aussichten ließen die Brust des frischgebackenen Gottes anschwellen. Die Süße der Macht erfüllte ihn. Es juckte ihn in den Fingern, nach Gutdünken seine Kräfte, die Dimensionen seiner Göttlichkeit, zu erproben.
Pirjeri dachte berauscht, dass er der mächtigste Finne aller Zeiten sei, jemand, der echte Macht hatte, mehr als die Parlamente und Präsidenten der Großmächte, mehr als die Könige und Premierminister. Er war überraschend in eine Position aufgestiegen, wie sie sich nicht einmal Präsident Urho Kekkonen je hätte erträumen können. Bis dato war Otto Ville Kuusinen der einflussreichste Finne gewesen, aber auch er war nur eine Randfigur im Vergleich zu Pirjeri. Noch weniger Macht besaßen der Präsident der USA oder Russlands. Der verantwortliche Meister bei Haka gar hatteso wenig Bedeutung, dass es überhaupt nicht der Rede wert war, und das, obwohl er Pirjeri noch vor ein paar Tagen sehr viel zu sagen gehabt hatte.
So treibt einen das Leben um, dachte Pirjeri im Bewusstsein seiner Macht. Noch kürzlich hatte er hoch oben in einem Kran auf der Baustelle von Haka gesessen. Jetzt residierte er im himmlischen Turmzimmer eines bulgarischen Schlosses, saß entspannt in einem von Gott höchstpersönlich angewärmten Lehnsessel und betrachtete die Welt durch die Fenster ringsum. Alles, was er sah, stand unter seiner Herrschaft, und außerdem alles, was er nicht sah, auf allen Seiten, hinten und vorn, oben und unten.
Beinah hätte dieses süße Gefühl der Macht das Urteilsvermögen des neuen Gottes vernebelt, hätte der Stolz die Überhand gewonnen. War das der erste Versuch des Erzfeindes, den stellvertretenden Gott zu täuschen? Pirjeri erkannte, wie abscheulich sündig seine machtlüsternen Gedanken waren, und schüttelte sie von sich ab. Seine Aufgabe war es ja, die Welt zu behüten. Er musste Gutes tun, er war zwar Gott, aber er musste sorgfältig darauf achten, dass ihm das neue mächtige Amt nicht zu Kopf stieg. Er hatte den Teufel in Grönland getroffen und würde sich fortan vor ihm in Acht nehmen müssen.
Pirjeri Ryynänen rief den Erzengel Gabriel und den heiligen Petrus zu sich. Die himmlischen Kanzleichefs erschienen zur ersten Arbeitsbesprechung. Pirjeri bat seine Gehilfen, ihm über ein paar frisch eingegangene und zufällig ausgewählte Gebete aus verschiedenen Teilen der Welt zu referieren. Er wollte seine Fähigkeiten in der Praxis erproben, sich überzeugen, dass er auch jetzt noch, da derAllmächtige die Erde verlassen hatte, über göttliche Kräfte verfügte.
Sie gingen in die Bibliothek der Schlossruine, wo hunderte von Engeln damit beschäftigt waren, die Gebete der Menschen anzuhören und aufzulisten. Pirjeri erfuhr, dass dies nur ein Bruchteil der himmlischen Arbeitskräfte war, weitere Engel schufteten in den unteren Etagen des Schlosses, und hunderttausende waren in der ganzen Welt verteilt. Dennoch wurden hier im eigentlichen Himmel die wichtigsten Gebete notiert, und es wurde über die laufenden Angelegenheiten des Himmels Buch geführt. Die Arbeitsintensität der Engel war sagenhaft: Sie konnten mehrere Gebete gleichzeitig analysieren, sie waren effizienter als die besten Makler an der Wertpapierbörse von London. Sie schrien jedoch nicht so herum wie diese, sondern saßen ruhig und konzentriert und mit andächtiger Miene auf ihren Plätzen. Dabei machten sie laufend Notizen auf den vor ihnen liegenden Papieren. Es handelte sich um eine Kurzschrift, nur erfahrene Engel konnten sie entziffern.
Pirjeri sagte sich, dass es vielleicht klug wäre, auch im Himmel das Computerzeitalter einzuläuten. Wenn die Angelegenheiten der Menschheit über EDV
Weitere Kostenlose Bücher