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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Ganzes. Getragen wurde sie von den Wänden der 28-eckigen Hauptkirche, außerdem gab es im Saal noch Säulengänge in vier Reihen. Ihre oberen Enden waren mit vorgespannten Balken verbunden. Eine außerordentlich gute Zimmermannsarbeit.
    »Wie Sie sehen, öffnet sich der untere Teil des Kuppelturmes unmittelbar in diesen Hauptsaal. Am oberen Rand des Triforiums verläuft eine Galerie, daran gelehnt ein Postament, gestützt von den Wänden der Zentralkuppel.«
    »Schön und wirklich gewaltig, aber hält sie auch?«, meinte Moses zweifelnd, während er mit zurückgelegtem Kopf in die schwindelerregenden Höhen der Kirche hinauf blickte. Engel Renkeinen versicherte, dass die Kirche das Gewicht des ganzen Himmels trüge, denn das Fundament war sorgfältig berechnet und ausgelegt worden:
    »Der äußere Rahmen der Kirche wurde seinerzeit in die tieferen Bodenschichten, die nicht im Winter gefrieren, gesetzt, dort hinein wurde der Steinsockel gemauert. Darauf entstand das Grundgerüst aus Balken, und erst dann zog man die Wände hoch. Für jede Säule wurde hier im Inneren der Kirche ein eigenes Loch ausgehoben, ebenfalls unterhalb der gefrierenden Bodenschicht. Seit fast hundertfünfzig Jahren steht die Kirche unbeweglich auf ihrem Platz. Nur die Säulen sind um ein paar Zentimeter geschrumpft, aber das ist in keiner Weise gefährlich für die Gesamtkonstruktion. Hier können jederzeit fünftausend Engel unbesorgt ihre Arbeit aufnehmen.«
    Pirjeri erkundigte sich bei Moses, wie viele Engel im jetzigen Himmel ständig beschäftigt seien. Moses vermutete, dass es fünftausend seien, aber sie hatten nicht alle in der alten Schlossruine Platz gefunden, sondern seien zum Beispiel auf die Scheunen der umliegenden Dörfer verteilt worden, und einige von ihnen mussten auch in den feuchten Kellerräumen des Schlosses sitzen.
    Pirjeri schritt durch den Mittelgang und plante die Sitzordnung der Engel. Sie sollten in den Bankreihen platziert werden, sodass jene, die die laufenden Angelegenheiten bearbeiteten, näher am Gang saßen, und die anderen, die mit aufwendigeren Arbeiten betraut waren, mehr zur Wand hin.Der Erzengel Gabriel hätte reichlich Platz am Altar, und Petrus könnte von der Kanzel aus die Arbeit der Engel überwachen oder sogar eine Predigt halten, wenn er Lust hatte.
    Pirjeri konnte sich durchaus vorstellen, dass sich die Arbeitsintensität im Himmel spürbar steigern würde, wenn die Engel in einem großen Landschaftsbüro sitzen würden und der Informationsfluss schnell und mühelos wäre. Zufrieden stellte er fest, dass die Kirche von Kerimäki vermutlich die einzige auf der Welt war, die sich so vorzüglich für himmlische Zwecke eignete, da sie im Winter stets leer stand. Natürlich gab es noch weit größere Gotteshäuser, aber in ihnen wimmelte es von Gläubigen, und wenn gerade keine Messen stattfanden, flanierten Scharen von Touristen durch die Gänge. Die Kirche von Kerimäki war der ideale Winterstandort für den Himmel, und in der warmen Jahreszeit könnten die Engel draußen in Hytermä in der freien Natur arbeiten.
    Der Beschluss über den Umzug des Himmels nahm Gestalt an. Und wie dachte Moses nun über die Sache?
    »Ich finde, dass sich diese Kirche wirklich ausgezeichnet als neuer Himmel eignet. Aber wo soll Ihr Platz in diesem Gebäude sein, Krone der Schöpfung?«
    Pirjeri dachte nach. Als Kranfahrer war er es gewöhnt, allein in großer Höhe zu arbeiten, in dieser Hinsicht war der Turm in der bulgarischen Schlossruine ein guter Platz gewesen.
    Engel Renkeinen äußerte die Idee, dass Gott im Glockenturm der Kirche residieren könnte. Der war sommers wie winters leer, dort störte nicht mal ein Küster die Ruhe, da die Glocken heutzutage elektrisch von der Sakristei aus geläutet wurden.
    Gemeinsam sahen sie sich also an, inwieweit sich der Turm als Gottes persönliches Arbeitszimmer eignete.
    Engel Renkeinen referierte:
    »Hier gibt es Einflüsse aus dem Glockenturm der Kirche des heiligen Nikolaus in Salmi im heutigen Karelien. Von seiner Konstruktion her ist dieser Turm selbsttragend, eine Besonderheit, und jene Wandbohlen halten nicht eigentlich den Turm, sondern sind Verkleidung.«
    Der unterste Teil des Glockenturms war aus Natursteinen gemauert, der mittlere Teil bestand aus verputzten Ziegeln, und die beiden obersten Etagen bestanden aus Holz. Insgesamt war der Turm nach Renkeinens Erinnerung siebzig Ellen hoch, also etwa so hoch wie die Kirche.
    Die heilige Gesellschaft stieg nach oben.

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