Der Liebe Gott Macht Blau
Von dort hatte man einen herrlichen Blick nach allen Seiten, am schönsten wirkte der Puruvesi-See, der sich im herbstlichen Wind kräuselte. Von der obersten Etage aus konnte man bis nach Hytermä sehen. Schrott-Heikki bekam Sehnsucht nach seiner geliebten Insel, und er verabschiedete sich von Pirjeri und Moses, zu Engel Renkeinen sagte er:
»Wir reden später noch über all das Lokale, ich muss jetzt erst nach Opatja sehen. Der ist nämlich ein Prophet und wirklich prima.«
Moses bat ihn, Obadja zu grüßen. Und so brach Heikki auf, schwebte über den See zu seinem Hytermä.
»Hier ziehe ich ein«, beschloss Pirjeri. »Und hierher zieht der ganze Himmel.«
Als der Entschluss feststand, besprachen sie noch ein paar praktische Dinge. Engel Renkeinen wurde beauftragt, dafür zu sorgen, dass der Küster und der Pastor im Winter nicht den Hauptsaal der Kirche betraten. Hinsichtlich derBeleuchtung entschied Pirjeri, dass die tägliche Arbeitszeit der Engel auf die hellen Stunden begrenzt würde, so hätten sie zugleich mehr Freizeit als bisher. An den Sonntagen sollten die Engel während der Zeit des Gottesdienstes frei haben, obwohl das bisschen Gesang aus der Winterkirche kaum im Hauptsaal stören würde. Vielleicht wäre es sogar angenehm, einmal in der Woche die Lieder zu hören. Im Schloss in Bulgarien wurde ja nicht musiziert, da keine entsprechenden Räume vorhanden waren.
Sowie alles geklärt war, kehrten Pirjeri und Moses in den früheren Himmel zurück. Pirjeri rief Petrus und Gabriel zu sich ins Turmzimmer und teilte ihnen mit, dass er einen neuen Platz für den Himmel gefunden habe. Der Umzug nach Kerimäki würde vollzogen, sowie es sich praktisch einrichten ließe. Fünftausend Engel mitsamt ihrer Papiere würden mitkommen.
Moses lobte die Kirche von Kerimäki in den höchsten Tönen, pries ihre Größe und Schönheit. Er verriet, dass für Gabriel der ganze große Altar reserviert sei, und Petrus dürfte die Engel von der Kanzel aus kommandieren. Für die anderen Heiligen gebe es reichlich Platz auf der Empore, und Gott selbst würde in den Glockenturm ziehen.
Diesen Bescheid hatten die Kanzleichefs mit Schrecken erwartet und einen Gegenvorschlag ausgearbeitet. Petrus sagte, dass er sich durchaus nicht widersetzen wollte, aber war nicht diese nordische Waldgemeinde einfach zu abgelegen? Er schlug vor, mit dem Himmel nach Rom zu ziehen, in den nach ihm benannten Petersdom.
»Auch wenn ich es selbst sage, aber der Petersdom ist immerhin der stolzeste Tempel der ganzen Christenheit.Dort passen auf einen Schlag achtzigtausend Engel hinein.«
»Vergiss nicht, Petrus, dass es in deiner Kirche keinen einzigen Sitzplatz gibt. Die Arbeit der Engel ist eine sitzende«, warf Moses ein. Pirjeri seinerseits betonte, dass man den Himmel nicht in einer Kirche unterbringen konnte, in der von morgens bis abends hunderte Mönche und Scharen von Touristen herumliefen. Im Petersdom gäbe es nicht die nötige Ruhe zum Arbeiten.
Petrus und Gabriel bestätigten dies, gingen aber davon aus, dass sich Abhilfe schaffen ließe. In der Kirche könnte die nötige Anzahl Bänke aufgestellt werden, das war kein unmögliches Problem für die Heiligen und erst recht nicht für Gott.
»Wir geben zu, dass nicht daran zu denken ist, dass sich im Himmel Menschen bewegen, weder Priester noch Mönche, geschweige denn Touristen. Aber wir haben auch für dieses Problem eine Lösung ausgearbeitet.«
Wie Petrus erläuterte, ließen sich die Mönche und Touristen vertreiben, indem man die Kirche beispielsweise mit einer tödlichen PCB -Lösung oder mit Uran vergiften würde.
»Wir sorgen dafür, dass ein verrückter Gottesleugner randaliert und eine ganze Traktorladung mit tödlichem Gift geradewegs durch das Hauptportal in die Kirche fährt. Solche Verrückten findet man überall, da braucht man gar nicht groß zu suchen. Wenn die Kirche lebensgefährlich geworden ist, wird sie geschlossen, und dann können wir den Himmel darin unterbringen. Wie Sie wissen, ist PCB ein Gift, das man nicht mal mit Wasser entfernen kann.«
Pirjeri lehnte den Vorschlag mit dem Gift rundweg ab. Er sagte, dass die mächtigste Kirche auf Erden jedenfalls nicht auf seinen Befehl hin vergiftet würde. Er wollte davon nichts mehr hören. Der Himmel würde nach Kerimäki umziehen, und damit basta. Dann fragte er, da die Rede gerade vom Vatikan war, mit welchen Mitteln Gabriel und Petrus den Papst zu stürzen gedachten. Petrus las von seinen Notizen ab: »Tja,
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