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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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er an einem Ausflugteil, der die Touristen zu einer Schaffarm in der Gebirgsregion der Nordinsel führte.
    Den Bus hatte die Tourismusverwaltung von Neuseeland gechartert, die internationale Teilnehmerschar bestand hauptsächlich aus Amerikanern, Australiern und Japanern. Nur ein einziger Skandinavier war darunter, der Geschäftsmann Torsti Rahikainen aus Finnland, und mit ihm sein unsichtbarer Schutzheiliger Konko-Hito.
    Das Ausflugsziel war eine hervorragend geführte Modellfarm. Die Besucher wurden überall herumgeführt, sie besichtigten die Reitpferde, warfen einen Blick in das Futtersilo, in die Maschinenhalle, in die farmeigene Molkerei. Der Besitzer, ein energiegeladener und leutseliger Mann mit Stetsonhut, erzählte von seiner Farm und nebenbei von der Landwirtschaft auf Neuseeland. Die Besucher erfuhren, dass es in Neuseeland mehr als siebzig Millionen Schafe gab, die auf den zahllosen Hügeln der grünen Insel weideten. Die Farm, auf der sie sich befanden, produzierte sowohl Wolle als auch Lammfleisch, beides wurde in die ganze Welt exportiert, nach Japan, in die USA , nach Europa, sogar ins ferne Finnland. Torsti Rahikainen horchte auf. Nach Finnland? Wieso um Himmels willen? Hatte sein Land nicht genug Schafe, zumindest für den eigenen Bedarf ?
    Der Rundgang endete in einer großen Halle, die für das Schauscheren und die Vorführung der einzelnen Schafrassen eingerichtet war. Etwa zweihundert Touristen waren versammelt. Der Farmer stellte sich auf eine Bühne, die vor der Halle aufgebaut war, und nahm das Mikrofon in die Hand, als wäre er ein Conférencier. Hinter ihm befanden sich zwölf Verschläge, in denen zwölf prächtigeRasseschafe lagen. Jedes gehörte einer anderen Rasse an, einige waren groß wie Bullen, andere hatten so dicke Wolle, dass weder Augen noch Ohren zu sehen waren, wieder andere hatten mächtige, gebogene Hörner wie die Wasserbüffel. Vertreten waren neuseeländische Muflons, Merinos, Fettschwanzschafe, Southdown-Schafe, neuseeländische Afghanen. Torsti Rahikainen hatte noch nie so prächtige Schafe gesehen. Die Tiere befolgten die Kommandos ihrer Pfleger, präsentierten sich wie Mannequins, standen auf und legten sich hin, je nachdem, welches Exemplar der Farmer gerade aufrief. Außer den Betreuern hielt ein schwarzer, aufgeregt wirkender Schäferhund die Tiere in Schach. Er rannte auf Befehl von einem zum anderen und bellte jedes an, dass sich nicht in der geforderten Weise benahm. In der Zwischenzeit legte er sich auf den Rücken eines der großen Wollproduzenten und schlief eine Runde, während der Farmer weitere Ausführungen über die neuseeländische Schafwirtschaft machte.
    Der Farmer nannte Zahlen über Wollproduktion und Fleischmenge bei den entsprechenden Fleischrassen. Er ließ sich über die Fruchtbarkeit der Tiere aus und erklärte, dass er ein reicher Mann wäre, wenn es ihm gelingen würde, durch Zucht die Trächtigkeit zu verbessern. Auf der Welt gab es dem Vernehmen nach sehr fruchtbare Schafrassen wie zum Beispiel das finnische Landschaf, aber das war bisher nicht nach Neuseeland importiert worden, um dort die Fruchtbarkeit zu steigern. Finnland war so weit weg, und die finnischen Schafe waren zu klein, sie produzierten zu wenig Fleisch und Wolle. Wenn man allerdings das nordische Schaf und das neuseeländische Mufflon miteinander kreuzen könnte, dann wären die Problemeder Fleischproduktion auf der Welt gelöst, schwärmte der energische Mann.
    Der Tag endete mit einem Schauscheren. Der Scherer nahm das Wollschaf zwischen seine Beine, was das arme Tier gehorsam geschehen ließ, so als würde es zur Schlachtbank geführt. Innerhalb von zwei Minuten hatte der routinierte Mann das Schaf mit einer elektrischen Schere kahlrasiert. Kiloweise Wolle wurden mit den Füßen beiseitegestoßen, ein neues Opfer wurde gebracht, und bald war auch das von der Wolle befreit und stand kläglich da.
    Das Publikum spendete donnernden Applaus. Der Schäferhund wedelte wichtig mit dem Schwanz, der Farmer dankte den Gästen und forderte sie auf, wiederzukommen, der Eintritt auf die Farm betrage schließlich nur ein paar neuseeländische Pfund.
    Auf Torsti Rahikainen hatte der Aufenthalt so großen Eindruck gemacht, dass er beschloss, tatsächlich wiederzukommen, als Privatperson und Geschäftsmann. Den ganzen Tag über hatte sein Unterbewusstsein auf Hochtouren gearbeitet, und jetzt am Abend merkte er zu seiner Freude, dass er eine ausgezeichnete Geschäftsidee entwickelt hatte.

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