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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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dieses Problem … wir haben einen, wie wir finden, funktionierenden Plan erarbeitet. Unmittelbar nach dem Geburtstag des Sohnes unseres ehemaligen Herrn, also nach Weihnachten, beginnen wir damit, dem Papst eine geeignete Menge manischer Züge ins Bewusstsein zu träufeln, und gleichzeitig verstärken wir die Paranoia. Wir haben uns über seine Gemütsbeschaffenheit informiert. Diese eben erwähnten Züge passen absolut zu ihm. Dem Manischen wird ein kräftiger Schuss Radikalität beigemischt, sodass der Papst seine Lehren verkünden wird wie der eifrigste Kommunist. Das können die Kardinäle nicht billigen, und sie werden versuchen, ihn zur Vernunft zu bringen. Er wird wütend werden und – paranoid, wie er dann bereits sein wird – meinen, dass man ihn einer Gehirnwäsche unterziehen und so ausschalten wolle. Bis Mitte Januar dürfte das zu einem Eklat führen, eingedenk der Widerborstigkeit und Vitalität des Papstes. Auch diese letztgenannten Eigenschaften könnte man notfalls entsprechend verstärken. Vermutlich Anfang Februar steht dann der ganze Vatikan Kopf. Der Papst ist gezwungen, seine Entlassung zu beantragen, und das Konklave wird einberufen. So haben wir das Ganze geplant. Ist der Vorschlag akzeptabel?«
    »Vorzüglich, Sie haben beste Arbeit geleistet«, lobte Pirjeriseine Kanzleichefs. »Denken Sie dann bitte daran, den geeigneten Nachfolger auszusuchen, und achten Sie darauf, dass der neue Mann liberaler in seinem Glauben ist.«
    Der Erzengel Gabriel und der heilige Petrus verließen Pirjeri zufrieden. Im Gehen bestätigten sie sich gegenseitig, dass der neue Gott durchaus kein dummer Mann sei, auch wenn er für den Himmel den falschen Ort ausgewählt habe.

24
    Geschäftsmann Torsti Rahikainen hatte eine heftige Romanze mit einer Ureinwohnerin gehabt, war dann aber wie aus einem tiefen Traum erwacht: Das Feuer seiner Liebe hatte plötzlich an Kraft verloren, war verglüht und schließlich erloschen. Rahikainen fühlte sich wie ein leerer Handschuh, betrübt und traurig, fern der Heimat, auf der anderen Seite der Erdkugel.
    Nach Finnland mochte er auch nicht zurückreisen, das Leben kam ihm so sinnlos vor. Also schloss er sich in seinem Hotel in Auckland ein, aß auf dem Zimmer, und nur manchmal spätabends konnte er sich zu einem Ausflug in die Stadt aufrappeln. Er ging in den nahegelegenen Hafen und schaute, vorbei an Kais und Schiffen, aufs offene Meer. Das Wasser reichte bis weit in die Ferne, über tausende Kilometer, immer nur ein und dasselbe Meer.
    Am Himmel leuchteten die Sterne, aber keines der bekannten Sternbilder war zu sehen, sie standen fern am nordischen Himmel. Hier herrschte im All das Kreuz des Südens, und das kannte Rahikainen nicht.
    Kein einziges finnisches Schiff lag im Hafen von Auckland, die blauweiße Flagge suchte man zwischen den japanischen Fischtrawlern und koreanischen Tankern vergebens.Wenn das Hafengelände zur Nacht abgeschlossen wurde, beobachteten die Wächter verwundert den einsamen Europäer, der wortlos den Kai verließ und in sein Hotel schlurfte. Sie sagten sich, dass der Mann offenbar irgendwelche Schwierigkeiten haben musste.
    Im Hotel verbrachte Rahikainen seine Zeit damit, deprimiert in der Bibel zu blättern und Ansichtskarten nach Finnland zu schreiben. An Pirjeri Ryynänen schickte er eine Karte mit folgendem Text:
    »Alles prima! Amüsiere mich mit den Maorifrauen, schaue auf die Wellen des Stillen Ozeans, fahre Taxi und verbrate Geld. Gruß, Torsti.«
    Niedergeschlagen klebte er Marken auf die Karten und warf sie in den Hotelbriefkasten. Zu später Stunde genehmigte er sich manchmal in der Bar ein Glas Whisky, dann kehrte er still in sein Zimmer zurück, zog sich aus und kroch ins Bett. Er faltete die Hände und betete leise: »Müde bin ich, geh zur Ruh …«
    Der japanische Schutzengel Konko-Hito wachte Nacht für Nacht am Bett des traurigen Geschäftsmannes, denn Rahikainens Gemütszustand machte ihm Sorgen. Wie war es nur möglich, dass die finnischen Männer ihre Liebesaffären so furchtbar ernst nahmen? Konko erinnerte sich dunkel, was Verliebtheit und Liebe bedeuteten, aber dass ein erwachsener Mann wegen einer Tänzerin dermaßen litt, das wollte ihm nicht in den Kopf. Das Volk der Finnen empfand offenbar tiefer als die Japaner.
    Nach zweiwöchiger Apathie gewann Torsti Rahikainen allmählich seine Lebenskraft zurück. Er las die örtliche Presse, verfolgte die Aktienkurse, prüfte die Lottoergebnisse. Eines schönen Frühlingstages nahm

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