Der Liebe Gott Macht Blau
Bischof Erkki Kaila und Gouverneur Albin Pulkkinen, dann ich, die Frau Pastor Pohjannoro, die Frau Gouverneur Pulkkinen, meine Frau Lilli, und hier, ganz am Rand, sieht man noch die Iita Silvenoinen, die hat uns Herren schmackhaften Fisch gekocht. Pastor Pohjannoro hat das Bild geknipst, darum ist er nicht selber mit drauf, aber er war ein feiner Mensch.«
»Es sind wirklich noble Herrschaften«, bestätigte auch Moses, während er sich vorbeugte, um das alte Foto an der Wand des Speichers zu bewundern.
23
Obwohl Schrott-Heikkis geliebtes Hytermä wunderschön gelegen war, war es doch nicht als Himmel geeignet, das konnte Pirjeri als Gott der Praxis unschwer erkennen. Im Himmel brauchte man Platz für tausende Engel, und Hytermäs morsche Museumsgebäude mit all den Mühlsteinen und Häckselmaschinen reichten dafür nicht aus. Die Gesellschaft beschloss, ins Dorf zurückzukehren und die berühmte Kirche anzusehen.
Obadja mochte nicht mitkommen, er sagte, er habe genug von Kirchen und dem ganzen himmlischen Treiben, besonders von den belanglosen Gebeten der Menschen. Wäre es genehm, wenn er in Hytermä bliebe, um wenigstens ein paar Jahre lang den Stress abbauen zu können?
Nach Pirjeris Meinung konnte Obadja tun, was er wollte, als Prophet hatte er sich seine Ruhe verdient. Schrott-Heikki versprach, ihm später Gesellschaft zu leisten, er wollte nur erst den hohen Gästen die Kirche zeigen.
Die Kirche war bereits winterfest gemacht worden. Pirjeri und seine Begleitung traten in den riesigen Saal. Dort trafen sie dann doch noch auf einen örtlichen Engel, der sich aus der Deckung wagte und sich den Gästen vorstellte, dem zum Kommandieren neigenden Schrott-Heikki warf er schiefe Blicke zu. Der Engel hieß Vihtori Renkeinen undwar Oberstufenlehrer an der Volksschule von Kerimäki gewesen, gestorben war er vor dem Winterkrieg. Renkeinen hatte sich zu Lebzeiten mit der Baugeschichte der Kirche befasst und brannte darauf, Gott und Moses davon zu erzählen. Schrott-Heikki rühmte sich damit, die Kirche genau zu kennen, aber bald zeigte sich, dass Lehrer Renkeinen der bessere Experte war. Schrott-Heikki war ein bisschen beleidigt, aber doch nicht so sehr, dass er gleich nach Hytermä zurückkehrte.
Sie besichtigten das Gebäude ausgiebig, bewunderten den gewaltigen Hauptsaal, stiegen auf die Empore und sahen sich die in der Sakristei eingebaute Winterkirche an. Die Farbgestaltung in der Hauptkirche war eine Mischung aus Neoklassizismus, Barock und Frührenaissance. Die Decke war himmelblau, wie es sich gehörte, die Wände auf der Ost- und Westseite blaugrau, die anderen schwach rötlich. Die Säulen hatten einen Anstrich mit Marmorstruktur.
Renkeinen erzählte, dass die Kirche in den Vierzigerjahren des 19. Jahrhunderts erbaut worden war. Der Kirchenbauer Tolpo aus Vihti hatte den Bau begonnen, später, nach seinem Tod, hatte sein Sohn ihn weitergeführt. Den Entwurf hatte Kondukteur Granstedt in einem Zeichenbüro in Helsinki gefertigt, und das gleich zwei Mal. Der erste Entwurf war nach Meinung der Einheimischen und besonders ihres zum Größenwahn neigenden Pfarrers zu bescheiden gewesen, und so hatte der Mann einen neuen vorgelegt.
»In die Kirche passen 5000 Leute«, erklärte Engel Renkeinen. »Die Plätze sind zwischen Hauptsaal und Empore so aufgeteilt, dass hier unten 2870 und oben 1830 Personenuntergebracht werden können. Insgesamt 4700 Menschen oder Engel können sitzen, der Rest sind Stehplätze.«
Moses fand die Kirche überraschend groß, größer als die bulgarische Schlossruine und somit besser als Himmel geeignet. Engel Renkeinen bestätigte:
»Groß ist sie wirklich, innen 45 Meter lang und 42 Meter breit. Die lichte Höhe beträgt immerhin 27 Meter! Da haben die Engel Platz zum Fliegen! Bis zur Spitze des Kreuzes draußen sind es 37 Meter. Würde man die Bänke aneinanderreihen, hätten sie eine Länge von gut anderthalb Kilometern.«
Das Altargemälde hatte laut Renkeinens Informationen eine gewisse Alexandra Såltin Ende des vorigen Jahrhunderts geschaffen. Es zeigt Jesus, während er die Worte sprach: »Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.« Moses erinnerte sich, dass diesen Ausspruch Jesu einst der Evangelist Matthäus aufgeschrieben hatte, ein begabter und frommer Mann.
»Nett gesagt, aber schwer in die Praxis umzusetzen«, urteilte Moses über Jesu Worte.
Die Kirche war sehr schön, in ihrer Weite und Großzügigkeit ein harmonisches
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