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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Er würde der künftige Wegbereiter und Förderer der nordeuropäischen Schafwirtschaft sein. Die Arbeit würde er passenderweise in Finnland beginnen, in einem Land, in dem es fruchtbare Schafe und, soweit er sich erinnerte, Millionen Hektar stillgelegter Felder gab. Die könnte er nutzen und sich von der Landwirtschaftsbehörde das Weiderecht geben lassen.
    »Eine vernünftige Zucht ist das A und O der Schafwirtschaft«, sagte Rahikainen, als er ins Hotel zurückkam. Er war jetzt voller Energie und Zuversicht, die wochenlangeDepression war vorbei. Rahikainen dachte nicht länger an seine erloschene Liebe zu der Maorischönheit mit den dicken Fesseln, sehnte sich nicht mehr nach der blauweißen Fahne seines Heimatlandes. Stattdessen überlegte er, wie er mit möglichst geringen Kosten prächtige Rasseböcke nach Finnland schaffen könnte, um sie mit dem dortigen Landschaf zu kreuzen.
    Rahikainen ließ sich belegte Brote und Bier aufs Zimmer bringen und stellte schafwirtschaftliche Berechnungen an. Der Bildschirm des Taschenrechners blinkte in raschem Takt, als der impulsive Geschäftsmann seine Zahlenreihen eingab, mit dem Gewicht der Schafe, der Wollproduktion pro Jahr, den Preisen für Lammbraten zur Osterzeit und der nominellen Pacht für die Weiden auf den stillgelegten Feldern in Kainuu und Nord-Ostbottnien.
    Zu seiner Freude stellte Rahikainen fest, dass ein fettes Schaf einträglicher war als ein Rentier, man erzielte für das Fleisch einen höheren Preis, und zusätzlich wuchs dem Schaf eine dicke Wolle. Rahikainen lachte innerlich: Rentiere zu scheren, konnte man sich sparen, aber ein von seiner Wolle befreites Mufflon meutert ein bisschen und lässt gleich wieder neue Wolle und zu allem Überfluss noch saftige Koteletts unter seinem Fell wachsen. Schafe ließen sich eindeutig leichter weiden als Rentiere. Der Schaffarmer brauchte nicht bei winterlichem Frost in die Fjälls zu stapfen, um seine Tiere vor den Wölfen zu schützen, es reichte, wenn er seine Knechte anwies, Strohballen in den Stall zu werfen. Man brauchte die Schafe nicht für die Scheidung ins Gatter zu treiben und musste sich nicht in der Weidegemeinschaft über die Ohrmarkierungen streiten. Der Schaffarmer konnte sich seelenruhig eineZigarre anzünden, im Schlachthof anrufen und den Auftrag durchgeben, dass hundert Stück frisch geschorener Böcke abgeholt werden sollten.
    Rahikainen rechnete sich aus, dass durch Kreuzung eines neuseeländischen Mufflonbocks mit einem finnischen Mutterschaf eine einzigartige Rasse entstehen würde, die jährlich mindestens zehn Lämmer warf und deren Woll- und Fleischproduktion zweimal höher war als beim jetzigen finnischen Landschaf. Das bedeutete bei einer Herde von tausend Stück für den Farmer einen Lebensstandard, der ihm ermöglichte, seine blökenden Viecher vom eigenen Helikopter aus zu weiden.
    Und erst die Lebensqualität! Rahikainen stammte vom Lande und liebte Tiere. Er erinnerte sich, wie niedlich die kleinen Lämmer waren. Ein Geschäftsmann lebt nicht vom Geld allein, man braucht auch etwas fürs Herz in dieser harten Welt.
    Zwar hatte Rahikainen seine Berufserfahrungen bis dato hauptsächlich als Schrotthändler gesammelt, aber er glaubte, rasch zu lernen, worauf es in der Schafwirtschaft ankam. Die eigentlichen Hirten könnte er sich von der Wollwirtschaftsschule – oder wie die gleich hieß – aus Mustiala holen. In der Branche waren bestimmt billige Arbeitskräfte zu haben, außerdem bestand die Möglichkeit, Hütehunde auszubilden und anstelle der Hirten einzusetzen, für den Fall, dass jene wegen der Löhne oder Sozialleistungen Rabatz machten. Ein Hütehund streikt nicht und tritt auch nicht in die Gewerkschaft ein.
    Nach der ersten Begeisterung erkannte Torsti Rahikainen, dass die Realisierung der Geschäftsidee ihre eigenen Schwierigkeiten hatte. Der Transport der Rasseböckenach Finnland wäre nicht einfach und auch nicht billig. Da brauchte man Impfzeugnisse und Einfuhrgenehmigungen. Damit glaubte Rahikainen ohne Weiteres fertig zu werden, hatte er doch sein Leben lang mit den finnischen Bürokraten um die Verkaufsgenehmigung für all den Eisenschrott gekämpft. Aber wie transportierte man ein Dutzend Schaf böcke nach Finnland? Als Luftfracht würde es enorm viel kosten, hunderttausende Mark. Die New Zealand Airways machte Rahikainen ein entsprechendes Angebot: ein Dutzend Schafe in den Frachtraum eines stabilen Jumbojets, Zwischenlandung in Los Angeles, dort Wechsel der

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