Der Liebe Gott Macht Blau
nach wie vor laut Vereinbarung in Rotterdam statt. Außerdem hatte er so die Möglichkeit, im Frühjahr im Nordatlantik Schellfisch zu fangen, eine große Delikatesse in Japan. Nach Tokio würde er dann die Route durchs Mittelmeer nehmen.
»Ja, wir sind also leider erst wieder in vierzehn Monaten daheim in Tokio. Die Mannschaft wird während der Reise zweimal ausgetauscht, aber für die Schafe dürfte die Seereise wohl zu lang werden.«
Torsti Rahikainen erkannte sofort, dass die Route der Fuji Maru nach Europa aus seiner Sicht wahrscheinlich die beste Alternative war. Von Rotterdam aus könnte er die Schafe per LKW nach Finnland transportieren.
Er fragte, wann das Schiff in Belgien ankäme. Der Kapitän schätzte, dass die Reise wohl anderthalb bis zwei Monate dauern würde. Ein Fischtrawler war kein schnellesFrachtschiff, bei einer Ladung von sechstausend Tonnen Konservendosen musste er sich vor Stürmen in Acht nehmen, und sowieso war der Trawler nicht für eine rasche Fahrt ausgelegt.
»Wenn ich pro Schaf bock hundert Neuseeländische Pfund als Frachtgebühr zahle, nehmen Sie dann zwölf Stück als Deckfracht mit? Ich würde die geeigneten Verschläge anfertigen lassen und für zwei Monate Futter besorgen, ein paar Heuballen, mehr wird es bestimmt nicht sein.«
»Das ginge in Ordnung«, stimmte der Kapitän zu. »Aber es setzt voraus, dass Sie oder ein Vertreter mit auf das Schiff kommen. Meine Mannschaft hat keine Zeit, neben der eigentlichen Arbeit noch Schafe zu füttern oder sich anderweitig um sie zu kümmern.«
»Das ist klar, ein Seemann ist kein Schafhirte«, gab Rahikainen zu. Er rechnete sich aus, dass er auf diese Weise umsonst zu einer Rückfahrt käme, er brauchte also kein teures Flugticket zu bezahlen und würde unterwegs sogar noch seemännische Kenntnisse erwerben. Mit dem Kapitän vereinbarte er, dass er für Unterbringung und Essen die Arbeit eines Matrosen übernehmen würde.
Gemeinsam stiegen sie an Deck, um auf dem Mittelschiff den geeigneten Platz für die Tierverschläge auszusuchen. Der Kapitän schlug vor, dass diese leicht zu transportieren und möglichst niedrig sein sollten und dass mindestens eine Wand aus Maschendraht bestehen sollte. Seine Erfahrungen besagten, dass Tiere krank wurden, wenn sie nicht zwischendurch aufs Meer blicken konnten.
In zwei Tagen sollte die Fuji Maru ihre Anker lichten, bis dahin sollte Proviant gebunkert werden, und der Mannschaft blieb Zeit, sich an Land zu erholen.
Torsti Rahikainen musste sich beeilen. Er fuhr gleich am nächsten Morgen zu der Schafsfarm, der er seine Geschäftsidee verdankte, und erbot sich, Böcke von sechs verschiedenen Rassen zu kaufen, zwei von jeder, die Tiere sollten jung und gesund, registriert und geschlechtsreif sein. Auf kastrierte Exemplare legte er keinen Wert, denn er brauchte tüchtige Böcke, die ihrer Mannespflicht nachkamen, gutes Vererbermaterial, das er in den fernen Norden mitnehmen wollte.
Gleichzeitig gab er drei Verschläge in Auftrag. Sie sollten aus stabilen Brettern bestehen, in jeden mussten vier Böcke passen, auch waren eine Futterkrippe, eine Tränke und eine bedeckte Liegefläche erforderlich. Außerdem kaufte er zehn Ballen Heu und zwei Sack voll Mineralfutter. Der Farmer schrieb für die Tiere die notwendigen Impf- und Registerzeugnisse aus. Rahikainen bezahlte für die ganze Chose viertausend Pfund und vereinbarte, dass die Schaf böcke samt Verschlägen und Futter am nächsten Tag bis sechzehn Uhr in den Hafen von Auckland geliefert würden.
Er kehrte wieder in die Stadt zurück und kaufte in der Buchhandlung zwei englischsprachige Werke über Schafzucht, an diesbezüglicher Literatur besteht in Neuseeland kein Mangel. Rahikainen rechnete sich aus, dass er auf der langen Überfahrt das Material studieren und sich so professionelle Kenntnisse aneignen könnte.
Der Schutzheilige Konko-Hito überlegte, ob er Rahikainens neue Pläne nach Kerimäki melden sollte. Dann sagte er sich, dass das Züchten von Schafen ja an sich keine Sünde sei. Die Propheten des Alten Testaments waren nach seiner Erinnerung alle Schafhirten gewesen. Vielleicht war esunnötig, Pirjeri mit Rahikainens geschäftlichen Aktivitäten zu behelligen. Konko beschloss, als Rahikainens unsichtbarer Beschützer auf der Fuji Maru mitzufahren. Er bekreuzigte sich bei dem Gedanken an eine eventuelle Seekrankheit der Schaf böcke.
Die Tiere wurden planmäßig eingeschifft, und die Fuji Maru nahm Kurs aufs offene Meer. Der
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