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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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würde weiter eskalieren, bis der Atomkrieg voll im Gange wäre, große Teile Europas würden zerstört, ebenso die westlichen Großstädte Russlands und die Industriegebiete der USA an der Ostküste.
    Der Krieg würde ein halbes Jahr dauern, dabei würden die am dichtesten besiedelten Regionen der Welt zerstört. Die Anbaugebiete würden verseucht, die Industrieproduktion würde zusammenbrechen, die Verkehrsverbindungen wären zerschlagen. Der Krieg würde im Chaos enden, Sieger gäbe es nicht. Die Menschheit würde auf das Niveau der Steinzeit zurückgeworfen. Hunderte netter Tierarten würden aussterben. Das Süßwasserreservoir der Erde wäre verseucht. Anderthalb Milliarden Menschen wären tot, eine Milliarde würde an den Folgen des Fall-Outs unheilbar erkranken. Die westliche Kultur wäre vernichtet.
    Die Teilnehmer des himmlischen Eilmeetings in Kerimäki lasen erschüttert das abscheuliche Memorandum. Der Plan war umfangreich und sah mehrere Varianten für denVerlauf des Krieges vor. Hauptzweck schien es zu sein, die Menschheit in einen Atomkrieg zu stürzen. Wenn man das Papier las, überlief es einen eiskalt, und die Möglichkeit eines Krieges schien zum Greifen nah.
    Pirjeri alarmierte die kräftigsten Engel und Heiligen des Himmels und plante Gegenmaßnahmen. Auf der Stelle reisten sie nach Jugoslawien, um die Serben und Albaner zu beruhigen. Das war nicht leicht, denn die nationalen Gefühle waren inzwischen regelrecht hochgekocht.
    Eine ganze Woche lang kämpfte Pirjeri mithilfe von hundert Engeln gegen die aufgeheizte Stimmung. Dann endlich kühlten sich die Gemüter so weit ab, dass er nach Kerimäki zurückkehren konnte. Die Gefahr eines dritten Weltkriegs war vorläufig gebannt, der Plan der schwarzen Engel zunichte gemacht. Trotzdem ließ Pirjeri zum Zwecke der Friedenssicherung fünfzig Engel in Albanien und Jugoslawien zurück.
    Zusammen mit Moses betrachtete Pirjeri vom Glockenturm der Kirche aus den Puruvesi-See, der unter einer dünnen Eisschicht ruhte. Die bereifte Natur war wunderschön. Der Gedanke, dass diese in tiefem Frieden daliegende finnische Waldlandschaft im Sommer zu einem blutigen Kriegsschauplatz hätte werden sollen, schien unvorstellbar. Pirjeri sah noch einmal im Arbeitspapier der schwarzen Engel nach, welches Schicksal für Nordeuropa vorgesehen war. Ganz recht, auch Finnland sollte vom Krieg erfasst werden. Es gab in dem Text einen Vermerk, demzufolge eine Rakete über Kerimäki niedergehen sollte. Die Kirche, der Glockenturm und das ganze Dorf hätten dabei zerstört werden sollen. Damit wäre gleichzeitig der ganze Himmel eingestürzt, dachte Pirjeri entsetzt. Washätte Gott dazu gesagt? Hätte er alles neu begonnen, wenn der bisherige Himmel von einer Atombombe zerschmettert worden wäre? Pirjeri erkannte die ungeheuren Ausmaße des Plans und bekannte Moses gegenüber, dass er nie geglaubt hätte, in seiner Zeit als Gott mit so unglaublich grausamen Dingen konfrontiert zu werden.
    Der alte Patriarch Moses bestätigte, dass Pirjeri eine furchtbare Woche hinter sich hatte. So etwas brachte auch einen Gott aus dem Gleichgewicht. Allerdings waren in der Geschichte der Menschheit allein in dem Zeitraum, den Moses kannte, viele erschütternde Dinge, teuflische Unglücke geschehen. Alles war relativ, fand Moses.
    Er erzählte vom Ausbruch des Vulkans Krakatau, ein Ereignis, das Ende des vorigen Jahrhunderts in Indonesien stattgefunden hatte. Der gesamte Nordteil der gleichnamigen Insel, mehr als zwanzig Quadratkilometer, waren in die Luft geflogen. Im Ozean waren vierzig Meter hohe Sturzwellen entstanden, das Donnern war bis nach Indien und Australien zu hören gewesen. Die zerstörerischen Druckwellen hatten viermal den Erdball umrundet. Überall auf der Welt hatte man monatelang Morgen- und Abendröte sehen können, da die Asche des Vulkans die Sonne verdunkelt hatte. Sechsunddreißigtausend Menschen waren umgekommen. Alles ein Werk des Satans.
    »Ich habe vom Himmel aus die Vernichtung der Hunnen mit angesehen, den schwarzen Tod, die großen Kriege der Welt, insbesondere die beiden letzten. Aber die Weltkriege hatten als Schlachtfeste immer noch nicht das Ausmaß wie jenes, bei dem Ende des vorigen Jahrhunderts in Amerika die Bisons getötet wurden. Es war grauenhaft. Siebzig Millionen Bisons wurden in der Prärie abgeknallt, fürgewöhnlich akzeptierten die Amerikaner nur die Zunge als Speise.«
    Moses erzählte, dass der nordamerikanische Bison, also der Büffel, zwischen

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