Der Liebe Gott Macht Blau
ausgegeben. Alles, was lose war, wurde in die Schränke eingeschlossen. Kapitän Shunjago Shiu betete zu den Göttern der Seefahrer, sie mögen die Fuji Maru vor der bevorstehenden Prüfung bewahren.
Sechs Stunden später, mitten in der Nacht, geriet das Schiff in den Sturm. Es war schrecklich: Sturzwellen, höher als ein mehrstöckiges Haus, warfen den Trawler nach Belieben hin und her, über das Deck spülte massenhaft Wasser, die Schaf böcke in ihren Käfigen wurden von einer Ecke in die andere geschleudert wie nasse Wollmützen. Die Käfige wären über Bord gegangen, wären sie nicht vorsorglich an den Deckauf bauten festgebunden worden. Das Schiff kämpfte in dunkler Nacht mit dröhnenden Maschinen gegen die anrollenden Wellen.
Es war wie ein Wunder, dass sich der Trawler nicht auf die Seite legte und im kilometertiefen Ozean versank. Das wäre auch sicherlich passiert, wenn nicht der Schutzheilige Konko-Hito an Bord gewesen wäre, der mit dem Heldenmut des japanischen Marineoffiziers gegen den Sturm ankämpfte, Welle für Welle, Stunde um Stunde, die ganze Nacht.
Am Morgen flaute der Sturm überraschend ab. Das Meer glättete sich, draußen wurde es hell. Am Himmel war hinter einer schleierähnlichen Wolkenmasse die Sonne zu sehen, die von einem blutroten Ring umgeben war. Das Schiff befand sich genau im Auge des Taifuns.
Der Kapitän konstatierte, dass sie über Nacht in die Gewässer von Polynesien getrieben waren und sich irgendwo vor den Cook-Inseln befanden. Als Rahikainen Gott für die Rettung dankte, sagte Kapitän Shiu nur kurz und knapp,dass noch nicht alles überstanden sei. Zwar sei jetzt alles ruhig, aber das Glück würde höchstens zwei, drei Stunden andauern, denn man dümpelte im Auge des Sturms. Sie würden unausweichlich erneut ebenso Schreckliches erleben, wenn der hintere Rand des Taifuns über sie hinwegfegen würde. Der Kapitän fürchtete, dass das alte Schiff den neuerlichen Schleudergang nicht überstehen würde. Schon jetzt war die halbe Mannschaft aufgrund von Verletzungen oder Seekrankheit nicht voll einsatzfähig. Es galt, schleunigst die Befestigungen an Deck nachzubessern, die Verletzten zu verarzten und die Sturmschäden notdürftig zu beseitigen.
Rahikainen tränkte die Schafe, jetzt nahmen sie das Wasser an, sie lagen nass in ihren ramponierten Verschlägen. Zum Glück war keines ertrunken, obwohl die Sturzwellen sie mehrfach gezwungen hatten zu schwimmen.
Der erfahrene Kapitän hatte Recht gehabt: Drei Stunden später verdunkelte sich der Himmel, und ein furchtbarer Wind kam auf, wieder bildeten sich haushohe Wellen, das Schiff schlingerte und schoss durch die Wellen hindurch, die erschrockenen Klagen der Schafe gingen im Fauchen des Taifuns unter.
Wieder nahm Konko-Hito seinen Kampf zur Rettung des Schiffes auf, mühte sich einen halben Tag ab, und auch diesmal gelang es ihm, den Trawler vor dem Untergang zu retten. Zwei Schafe ertranken, einer der Matrosen riss sich den Unterschenkel ab, aber als der Sturm vorbei war, schaukelte das Schiff auf riesigen Wellen, ramponiert und mit Schlagseite. Die Hauptmaschinen hatten sich um sechzehn Zoll verschoben und waren nicht mehr zu gebrauchen. Aus dem Wellentunnel quoll Wasser in den Schiffsraum,die Schäden waren irreparabel, ein Wunder, dass sich die Fuji Maru noch an der Oberfläche hielt. Sie trieb in nördliche Richtung. Die elektrischen Anlagen waren kaputt, aber Shunjago Shio konnte mithilfe des handbetriebenen Sextanten ausmachen, dass man sich vor den Cook-Inseln befand.
Drei Stunden später tauchte am Horizont ein Fleck auf, der von einer kleinen Insel kündete. Der Kapitän vermutete, dass es sich um Rarotonga, ein tropisches Atoll, handelte. Das Schiff trieb auf die Insel zu, aber auch das bedeutete nichts Gutes, denn eine Stunde später sah man, dass es von weiß umschäumten Korallenriffen umgeben war. Der Kapitän teilte der Mannschaft die unumgängliche Tatsache mit, dass die Fuji Maru zerschellen würde. Alle sollten in die Rettungsflöße springen und versuchen, den Riffen auszuweichen. Die Schafe mussten ins Meer geworfen werden, damit sie von allein auf die Insel schwammen. Shunjago Shiu forderte jeden Anwesenden auf, zu dem Gott zu beten, zu dem er die besten Kontakte hatte.
Konko-Hito sorgte dafür, dass die Fuji Maru auf ein flaches Riff lief. Die Schafe wurden über Bord geworfen. Mit zielstrebig wippenden Schwänzen schwammen sie auf den Palmenstrand zu. Alle verließen das Schiff. Die Mannschaft
Weitere Kostenlose Bücher