Der Liebe Gott Macht Blau
kommen?
Er wanderte in dem Gestank umher, um den Absender zusuchen, aber um diese Tageszeit war kein Mensch anwesend. Stattdessen entdeckte er in einem Koben die fromme Sau Elisapet, die aufgeregt grunzte. Als er in ihre besorgten Triefaugen sah, erkannte er, dass er seine fromme Dienerin gefunden hatte. Die Sau blickte Gott mit rührender Demut an, ihr Herz war von großer Andacht erfüllt. Pirjeri kraulte sie hinter dem Ohr und gab ihr ein freundliches Versprechen:
»Wie es auch um dich stehen mag, ich verspreche dir, dass du von nun an keine irdischen Sorgen mehr hast.«
Die Sau Elisapet zeigte mit der Schnauze auf den Nachbarkoben, in dem sechzehn rosa Ferkel umhertollten. Pirjeri begriff, dass es sich um das Objekt ihrer mütterlichen Besorgnis, ihren eigenen Wurf, handelte.
Er gelobte, sich um ihre Kinder zu kümmern, dann begab er sich auf direktem Wege nach Kerimäki und rief Petrus und Gabriel zu sich in den Glockenturm. Er erzählte ihnen von seiner Begegnung mit der gläubigen Sau und gab ihnen Anweisungen zur Lösung des Ferkelproblems. Dann nahm er kritisch Stellung zur prinzipiellen Seite der Angelegenheit:.
»Warum hat man mir nie gesagt, dass auch Tiere religiöse Gefühle haben und dass auch sie manchmal zu Gott beten? Ist es so, dass sich der Himmel ausschließlich auf die Belange der Menschen spezialisiert hat? Hat man die frommen Tiere absichtlich sich selbst überlassen?«
Die Gescholtenen machten Ausflüchte. Sie behaupteten, dass Tiere überhaupt nicht oft beteten, die meisten von ihnen waren Heiden. Man hatte es nicht für notwendig erachtet, für sie besondere Regelungen zu treffen. Nach alter Sitte war man im Himmel davon ausgegangen, dass sichdie Tiere, zum Beispiel die Würmer auf der Erde und die Vögel im Himmel, selbst ihre Nahrung suchten und sich selbst um ihr Seelenleben kümmerten. Wenn Tiere, was sehr selten vorkam, fromm wurden, bedeutete das nicht, dass für sie ein eigener Himmel geschaffen werden musste. Tiere konnten keine Engel werden, und sie kamen nach ihrem Tod nicht in den Himmel.
Pirjeri gab sich mit diesen Erklärungen nicht zufrieden. Er beschloss, dass im Himmel eine neue Abteilung geschaffen werden würde, die des Tierreichs, und ihre Aufgabe wäre es, besonders das Schicksal gequälter und schlecht behandelter Haustiere zu beobachten. Im Bedarfsfall sollten die Gebete der Tiere notiert und, wenn irgend möglich, auf sie eingegangen werden.
Pirjeri überlegte eine Weile, dann hatte er die Lösung gefunden. Er ließ Moses in den Glockenturm rufen.
Moses erschien, und da erzählte Pirjeri ihm von seiner Begegnung mit der Sau Elisapet. Dann fragte er ohne Umschweife, ob Moses gewillt wäre, die Verantwortung für den neu zu gründenden Himmel zu übernehmen, als eine Art Gott der Tiere.
Der alte Patriarch war von dem Angebot überrascht, erkannte aber bald, dass die Position einflussreich und anspruchsvoll war. Er erklärte sich mit Freuden bereit, Herr der Tierwelt zu werden. Seiner Meinung nach war gerade er geeignet, dem neuen Himmel vorzustehen, denn er hatte Erfahrungen darin, wie man mit streunenden Massen umging. Das murrende israelische Volk war seinerzeit sehr schwer zu führen gewesen, im Vergleich damit wäre es ein Kinderspiel, die in den Himmel strebenden Tierherden zu hüten.
Anschließend unterhielten sich die beiden über einige praktische Dinge. Wo sollte der Himmel der Tiere eingerichtet werden? Wie viele Arbeitskräfte waren erforderlich? Welche Wesen sollte man im Himmel aufnehmen?
Moses hatte die Idee, dass die rechtschaffenen Tiere im ehemaligen Himmel der Menschen in Bulgarien untergebracht werden könnten, denn der war ja jetzt leer. Die Schlossruine stand in einer Gebirgsgegend, dort gab es viele schöne Hügel und Höhenzüge, auf denen die müden Tiere weiden konnten. Und in den Innenräumen des Schlosses ließen sich die verschiedensten Arten unterbringen, mehr als seinerzeit in der Arche Noah.
Pirjeri beschloss, für den Zweck hundert tierliebe Engel loszueisen und sie Moses’ Kommando zu unterstellen. Moses selbst machte sich stehenden Fußes auf den Weg nach Bulgarien, um den Himmel der Tiere zu gründen.
Der heilige Petrus und der Erzengel Gabriel verließen erschüttert den Glockenturm. Ihrer Meinung nach war Pirjeri Ryynänen damit, dass er im Himmel eine extra Tierabteilung gegründet hatte, zu weit gegangen. Was würde Gott dazu sagen? Der finnische Stellvertreter war erschreckend eigenwillig, und seine Beziehungen zu
Weitere Kostenlose Bücher