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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Angelegenheiten und begab sich ins Museumsamt von Sofia, um sich anzusehen, was er für den Sessel tun konnte.
    Es war dann allerdings doch nicht so einfach, einen vom bulgarischen Staat beschlagnahmten Thron an sich zubringen und in den Glockenturm der Kirche von Kerimäki zu schaffen, wo er Gott als Sitz dienen sollte. Gabriel merkte, dass er Petrus wohl vorschnell verspottet hatte. Erzengel und Heilige können zwar mühelos Dinge auf geistiger Ebene bewirken, aber der Transport eines schweren Sessels von einem Staat in den anderen und über die Hürden einer hartnäckigen Bürokratie hinweg war dann doch schwieriger, als es auf den ersten Blick schien.
    Gabriel erwog mehrere Lösungen. Sollte er einen Papierkrieg beginnen und den Sessel für viel Geld vom bulgarischen Staat kaufen? Eine unendlich langsame und unsichere Methode. Und wenn er nun einen Beamten bestach, dass der ihm den Sessel verkaufte, sodass er ihn anschließend über die Grenze schmuggeln konnte? Auch dieser Gedanke war nicht wirklich gut, ein Erzengel, der Leute bestach, so etwas passte nicht zum himmlischen Arbeitsstil.
    Gabriel beschloss, sich zur Lösung seines Problems mit Ermei Lahodzev, dem orthodoxen Erzbischof von Sofia, in Verbindung zu setzen. Er hatte den Mann vor etwa zehn Jahren kennen gelernt, als der noch ein gewöhnlicher Bischof gewesen war. Damals war es um eine örtliche himmlische Angelegenheit gegangen, die Gabriel zusammen mit einem lebenden Bischof geregelt hatte. Jetzt fiel ihm Erzbischof Ermei wieder ein, und er suchte ihn auf. Der fromme Mann war sehr geschmeichelt, dass ihm der Erzengel persönlich erschien und ihn um Hilfe bat.
    Gabriel erzählte ihm, dass er den alten Thron aus dem Sommersitz des Battenberger Prinzen Alexander nach Finnland transportieren wolle. Es handele sich um einen Sessel, der zuletzt Gott selbst gehört habe, sodass das vombulgarischen Staat geltend gemachte Besitzrecht mindestens fragwürdig sei. Ob Erzbischof Ermei in dieser Sache wohl behilflich sein könnte?
    »Ja, aber allerhöchster Erzengel! Natürlich kann man einen alten Stuhl bewegen, wenn man die Sache nur richtig anpackt!«
    Der Erzbischof rief umgehend im Museumsamt an, sagte, er habe gehört, dass das Amt Eigentum der bulgarischen Kirche beschlagnahmt hätte. Er erklärte, dass es seit dem vergangenen Jahrhundert in Bulgarien üblich gewesen sei, die Monarchen in einer christlichen Zeremonie zu krönen. Der Patriarch von Konstantinopel hatte seinerzeit, im Jahre 1879, wenn sich Ermei richtig erinnerte, Prinz Alexander unter den Schutz der Kirche gestellt, hatte die Krone und den Thron gesegnet und diese gleichzeitig de jure in die Obhut der Kirche übernommen. Juristisch bedeutete dies, dass sowohl die Krone als auch der Thron der Kirche gehörten und nicht dem Staat, der damals schließlich noch gar nicht existiert habe.
    »Es handelt sich nicht um die Krone des Prinzen Alexander«, lautete die Antwort aus der Behörde.
    »Aber dafür haben Sie den Thron seiner Hoheit bei sich versteckt! Sie haben Erbstücke der Kirche an sich gebracht und lagern diese in Ihren muffigen Sälen.«
    Der Erzbischof hob die Stimme und verlangte, dass der Thron des Prinzen umgehend in die Krypta des Doms von Sofia gebracht würde. Das Museumsamt verfüge doch über entsprechende Fahrzeuge und Arbeitskräfte, oder solle er, der Erzbischof, die Miliz mit der praktischen Realisierung der Aufgabe betrauen?
    Bereits eine halbe Stunde später wurde der uralteLehnsessel in die Krypta des Doms geschleppt. Der Erzbischof quittierte die Übernahme und äußerte sich Gabriel gegenüber zufrieden darüber, dass inzwischen auch in Bulgarien das Wort von Kirchenleuten Gewicht habe, besonders wenn sie überzeugend genug auftraten.
    »Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte man mir den Kopf abgeschlagen, wenn ich meine Stimme gegen die Bürokraten erhoben hätte«, freute sich der Erzbischof über seine Frechheit.
    Gabriel erklärte, er wolle dem Sofioter Dom den alten Sessel abkaufen. Das war jedoch nach Meinung des Erzbischofs nicht die geeignete Methode.
    »Am besten wäre es, wir machen ein Tauschgeschäft. Kirchenschätze sollte man nicht verkaufen. Vielleicht findet sich in Finnland irgendetwas ebenso Wertvolles, das man gegen diesen Sessel eintauschen könnte? Der Tauschgegenstand müsste kirchlichen Ursprungs sein, am liebsten eine Reliquie, so wirkt es in den Dokumenten ganz offiziell.«
    Der Erzengel konnte so aus dem Stegreif keine finnische kirchliche

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