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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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ihnen, den Kanzleichefs, waren nicht in Ordnung, das ließ sich nicht leugnen. Jetzt war Moses zum neuen Gott ernannt worden, wenn auch nur im Himmel der Tiere. Die Kanzleichefs begannen ernsthaft um ihre Stellung zu fürchten. Sie mussten sich irgendein Mittel ausdenken, um den hitzigen Pirjeri milde zu stimmen und die Beziehungen zu ihm zu verbessern.
    Gabriel hatte einen guten Einfall. Er schlug vor, Gottes ledernen Sessel aus dem früheren Himmel zu holen und inPirjeris Glockenturm aufzustellen. Das wäre ein großartiges Geschenk für den finnischen Amtsinhaber. Vielleicht würde Pirjeri versöhnlich gestimmt, wenn er den geliebten Sessel unter dem Hintern hätte?
    Petrus fand die Idee ausgezeichnet. Die beiden machten sich sofort Gedanken, wie es ihnen gelingen könnte, das schwere Möbelstück von Bulgarien nach Finnland und in den Glockenturm von Kerimäki zu transportieren.

    In Vihti verteilte Landwirt Huismanen Futter an seine Säue. Bei Elisapet hielt er inne, um mit ihr zu reden:
    »Ich habe mir vorhin überlegt, Elisapet, wie es wäre, wenn wir deine Ferkel diesmal nicht für die Schinkenherstellung verkaufen. Sie wirken so putzmunter, ich denke, wir heben uns den ganzen Wurf für die Zucht auf, lassen die Kleinen zu Ebern und Säuen heranwachsen. Wie gefällt dir der Gedanke, Elisapet?«
    In die Triefaugen der frommen Sau stiegen Freudentränen, als sie die wunderbaren Worte ihres Herrn hörte.

28
    Im Gebirgsdorf Hjornakurdzali, nahe dem ehemaligen Himmel, wohnte der fünfzigjährige orthodoxe Landarbeiter Stepan Gyrnözal. Der heilige Petrus erfuhr, dass dieser Mann kräftig und fromm war, zu allem Überfluss besaß er einen Esel und einen Karren. Eine bessere Kombination für den Abtransport des göttlichen Sessels aus der bulgarischen Schlossruine konnte man sich nicht wünschen. Petrus reiste zu Stepan und erschien ihm eines schönen Morgens.
    Trotz seines orthodoxen Glaubens, der vom byzantinischen Prinzip abwich, verneigte sich Stepan andächtig vor dem heiligen Petrus, dem ersten der Apostel. Petrus gab ihm den vertraulichen Auftrag, ein altes, wertvolles Möbelstück aus dem Turm des nahen Gebirgsschlosses zu holen und auf den Bahnhof von Dospati zu schaffen. Wenn der Transport glückte, ohne dass das Ledermöbel beschädigt wurde, konnte Stepan mit einem Platz im Himmel rechnen.
    Dann bekam Moses die Anweisung, alle Tiere, die möglicherweise bereits im Himmel waren, für einige Zeit in den Keller zu schicken, denn ein örtlicher Landarbeiter würde ins Schloss kommen, um den Thron Gottes abzuholen.
    Stepan Gyrnözal spannte seinen Esel vor den Karren, befahl seiner Frau, ihm für drei Tage Proviant einzupacken,erschwindelte sich und seinem Neffen eine Krankschreibung und klatschte dem Esel auf den Hintern. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Schloss.
    Petrus wies ihnen den Weg in den vereinsamten Himmel. Am Ziel angekommen, stiegen sie in den Turm hinauf, und Petrus deutete auf den Sessel: Das sei das bewusste Stück, es sei Umzugsgut und müsse nach unten geschafft, auf den Karren geladen und nach Dospati transportiert werden.
    Der Sessel war wirklich riesig, ein mit dickem Leder bezogenes Ungetüm. Die Armlehnen waren mit unfreundlich dreinblickenden Adlerköpfen verziert. Das Wappen aus Eichenholz, das den Rücken zierte, zeigte einen Adler, die Sonne und einen Hammer. Das Gerippe des Sessels bestand aus Eiche, er hatte eine dicke Polsterung und eine gusseiserne Stützkonstruktion. Das ganze Ding wog mindestens zweihundert Kilo.
    Stepan Gyrnözal fixierte den Sessel wie einen gegnerischen Ringer, bekreuzigte sich mehrmals, spuckte in die Hände und befahl seinem Neffen:
    »Fass mit an!«
    Mit geschwollenen Stirnadern schleppten er und sein junger Verwandter den Sessel auf der engen Steintreppe nach unten. Ihr Schweiß floss in Strömen, und viele Ruhepausen waren nötig, ehe das massive Möbel draußen auf dem Karren stand.
    Stepan schätzte, dass er zwei Tage für den Weg nach Dospati brauchen würde, Petrus möge die Last dort entgegennehmen. Er, Stepan, hatte kein Geld und auch sonst keinen Grund, den Sessel auf eigene Kosten auf die Weiterreise zu schicken. Petrus versprach, am Bahnhof zu sein, und wünschte den beiden einen guten Weg und Gottes Segen.Der Sessel traf am Abend des vereinbarten Tages in Dospati ein. Stepan und sein Neffe hatten unterwegs in ihrem Heimatdorf einen stabilen Holzkasten um das Ungetüm herumgebaut, durch die Ritzen waren das dunkle Leder und das

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