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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Kostbarkeit nennen. Er bezweifelte, dass es dort überhaupt einen Gegenstand gab, der diese Anforderungen erfüllte. Finnland war ein raues lutherisches Land, dort wurden keine Kirchenschätze angehäuft, geschweige denn Reliquien.
    »Jedenfalls müsste es etwas Altes sein«, verlangte der Erzbischof.
    Da erinnerte sich Gabriel an Hytermä. In Schrott-Heikkis Freilichtmuseum gab es alten Krempel noch und noch, vielleicht fände man darunter etwas Wertvolles und Kirchliches. Er sagte dem Erzbischof, dass er an Ort und Stellenachsehen wolle, ob er vielleicht doch einen Tauschgegenstand fände.
    In Hytermä sprach er mit Schrott-Heikki über das Problem. Er musste eine geeignete alte kirchliche Kostbarkeit finden, die er gegen den Sommerthron des Prinzen Alexander eintauschen konnte, weil den nämlich Pirjeri Ryynänen haben sollte – zuletzt hatte der Sessel Gott persönlich gehört. Was also schlug Heikki vor?
    Heikki zeigte dem Erzengel seine Bestände. Da gab es Unmengen von Gegenständen, doch kaum einer war kirchlichen Ursprungs. Aber dann fand sich doch noch etwas Passendes. Heikki empfahl lange Waldskier, die dem Vernehmen nach einst dem Pietistenpropheten Paavo Ruotsalainen gehört hatten. Dann gab es da noch eine Reuse, mit der der erste Pfarrer der Muttergemeinde von Sääminki gefischt hatte. Wäre das nicht etwas zum Tauschen? Für besonders wertvoll hielt Schrott-Heikki einen morschen Bootsschuppen, der in den Jahren 187 7 – 1890 im alten Valamo am Ufer gestanden hatte. Und wie wäre es mit den Mühlsteinen, mit denen Pfarrer Maconi Gottesgaben hatte mahlen lassen, als die Kirche von Kerimäki gebaut worden war.
    Der Erzengel Gabriel stieß mit dem Fuß gegen die schneebedeckten Mühlsteine. Aus seiner Sicht waren sie ein gutes Pendant zu dem alten ramponierten Sessel, wogen sogar noch mehr. Das Erzbistum Sofia könnte sich glücklich schätzen, wenn die Finnen ihm Maconis Mühlsteine vermachen würden, im Tausch gegen einen alten Sommerthron, in den die Ratten und Fledermäuse ihre Löcher gefressen hatten.
    »Dann nur zu, die Dinger gibt es sogar umsonst«, versprach Schrott-Heikki großmütig.
    Jetzt war die Sache schnell geregelt. In Sofia wurden die Übergabepapiere der Kirchenschätze ausgefertigt, und der alte Sessel wurde als Luftfracht nach Finnland geschickt. Er wurde sachgemäß im Helsinkier Flughafen Seutula verzollt, dann nach Joroinen geflogen und von dort aus mit dem Lastwagen nach Kerimäki transportiert. Der Küster und sein Schwiegersohn schleppten das schwere Möbel in die oberste Etage des Glockenturms.
    Auf Gott wartete eine angenehme Überraschung. Er war gerührt über seine aufmerksamen Kanzleichefs, ließ sich in den vertrauten Sessel fallen und dankte ihnen herzlich für das Geschenk.
    »Ein himmlisches Gefühl, wieder hier zu sitzen … Sie sind wirklich aufmerksame Heilige.«
    Die schweren Mühlsteine von Pfarrer Maconi konnten erst kurz vor Weihnachten aus Hytermä abgeholt werden, als das Eis auf dem See dick genug war, um einen Radlader zu tragen. Es ergab sich die Möglichkeit, die Steine mit in dem Fernlaster unterzubringen, der die nach der Methode von Doktor Pulliainen produzierten Hühnereier aus der finnischen Überproduktion in die Türkei transportierte.
    Maconis Mühlsteine wurden in Bulgarien von dem Eiertransporter abgeladen und anschließend im Dom von Sofia zu beiden Seiten des Altars platziert, der untere Stein links, der obere rechts. Die Gläubigen erwiesen ihnen andächtig die Ehre, es wurde zur guten Sitte, die Steine zum Zeichen der Frömmigkeit zu küssen, erst den linken, dann den rechten. Die Frauen allerdings küssten erst den rechten und dann den linken Stein.

29
    Pirjeri Ryynänen saß glückselig in seinem Lehnsessel im Glockenturm der Kirche von Kerimäki, als seine Ruhe gestört wurde. Der heilige Petrus und der Erzengel Gabriel erschienen zum Gespräch.
    Im Himmel war unlängst ein aktiver junger amerikanischer Engel angekommen, der Computerhändler Tom Wheeler, der bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen war. Tom war nach den üblichen Gepflogenheiten zum Dienst eingeteilt worden, er saß auf der Empore und erfasste per Hand die Gebete der Amerikaner. Da er an elektronische Geräte gewöhnt war, konnte er beim himmlischen Arbeitstempo nicht mithalten. Er hatte von Anfang an beklagt, dass die Methoden hoffnungslos veraltet seien. Außerhalb seiner Arbeitszeit hatte er einen detaillierten Plan entwickelt, wie die himmlische Buchführung

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