Der Liebe Gott Macht Blau
so umgestellt werden könnte, dass sie den Anforderungen der heutigen Zeit entsprechen würde. Er hatte versucht, mit seinem Plan zu Gott vorzudringen, aber Petrus hatte das verhindert. Petrus fand es unpassend, dass ein junger texanischer EDV -Mann gleich selbst zur Krone der Schöpfung rennen und sie mit seinen zügellosen Ideen behelligen wollte.
Pirjeri warf einen Blick auf das Papier. Darin schlug Tom vor, dass in der Kirche von Kerimäki ein Computerinstalliert werden sollte. An den Rechner würden zweitausendfünfhundert Monitore angeschlossen, sodass immer zwei Engel gemeinsam einen Monitor benutzen könnten. Tom hatte auch bereits erste Berechnungen über den Nutzen angestellt, den die EDV -Anlage bringen würde. Im Vergleich mit dem derzeitigen manuellen System würde sich die Arbeitsleistung verzehnfachen. Das würde einen ungeheuren Fortschritt bei der Betreuung der Menschheit mit sich bringen. Sämtliche Gebete könnten mühelos im Rechner erfasst werden, keines würde unberücksichtigt bleiben. Auch die Sünden der Menschen bis hin zu den kleinsten Vergehen könnten auf der Festplatte gespeichert werden.
Gott könnte im Glockenturm seinen eigenen Monitor bekommen, dort ließen sich ohne Weiteres das Wetter und die weltweiten Krisengebiete einprogrammieren. Auch das Wirken des Satans ließe sich auf diese Weise intensiv verfolgen. Die Kanzleichefs bekämen ebenfalls ihren eigenen Monitor, so könnten sie jederzeit und schnell Kontakt sowohl zu Gott als auch zu den Engeln herstellen. Wenn der Himmel ins Computerzeitalter eintreten würde, hätte der Teufel nichts mehr zu lachen.
Pirjeri fand, dass die Gedanken des jungen Amerikaners Unterstützung verdienten. Er hatte bereits selbst die Anschaffung eines Computers in Erwägung gezogen. Millionen Gebete von Hand zu erfassen war wirklich ein hoffnungslos veraltetes Vorgehen.
Die Kanzleichefs zögerten. Ihrer Meinung nach war es verwegen, das alte und bewährte System zu verändern. Sie scheuten sich vor der neuen Technik, glaubten, die Bedienung der Geräte könnte für die Engel zu kompliziert sein.Pirjeri kümmerte sich nicht um ihre Einwände, er wollte den Engel Wheeler sehen.
Tom Wheeler war um die dreißig, ein gut gekleideter Computervertreter aus Texas. Zu Lebzeiten hatte er den amerikanischen Computerriesen ABS vertreten, dessen Geräte in die ganze Welt verkauft wurden. Sie waren dem Vernehmen nach marktführend, sowohl technisch als auch ökonomisch. Tom überschlug, dass der Rechner, also die elektronische Gebetseinheit, mit den zweitausendfünfhundert Monitoren fünfzig Millionen Finnmark kosten würde, Großhandelsrabatt und Kundenrabatt würden den Preis um zwanzig Prozent senken. Die Finanzierung ließe sich auf verschiedene Weise regeln. Die einfachste Methode wäre es, die Geräte über einen Sponsoringvertrag zu bezahlen. Das würde bedeuten, dass der ABS -Konzern in seiner weltweiten Werbung den Namen des Himmels, die Empfehlungen der Engel und Gottes Fotos verwenden dürfte.
Pirjeri lehnte ab. Seiner Meinung nach war Werbung eine Erfindung des Teufels, dazu würde sich der Himmel nicht hergeben.
Gemeinsam rechneten sie aus, dass bei einem Kredit über fünfzig Millionen Mark bei einer beliebigen Geschäftsbank die Zinsen bald unerträglich wären. Sie mussten sich eine andere Methode ausdenken.
Petrus fand, dass sie die neuen Geräte auch bar bezahlen könnten, dazu brauchten sie nur einige Kunstwerke aus dem Vatikan zu verkaufen. Aber Pirjeri willigte nicht ein. Der Himmel betrieb keinen Handel auf Kosten der Kunst.
Nun schlug Tom vor, dass sie das Vorhaben finanzierten, indem sie Reginald Harway, dem Oberhaupt der Eigentümerfamilie von ABS , der zugleich Generaldirektor desKonzerns war, einen Platz im Himmel versprachen. Daraufhin würde der Mann auf der Stelle und mit Freuden die teuren Geräte kostenlos nach Kerimäki liefern.
Aus Pirjeris Sicht erinnerte die Methode an den mittelalterlichen Ablasshandel, aber Gabriel und Petrus sahen in dem Gedanken an ein riesiges Geschenk nichts Negatives. Ein Mensch, der um seiner selbst willen dem Himmel etwas schenkt, kann nicht durch und durch schlecht sein. Zu allen Zeiten hatten die Menschen für ihre Sünden gebüßt, indem sie Gott Opfer brachten. Die Kanzleichefs fanden es unwesentlich, ob es sich um das Scherflein einer Witwe, ein Opferlamm oder zweitausendfünfhundert Monitore handelte. Sie informierten sich über Reginald Harweys aktuelle Sündenlast, um zu klären, ob es
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