Der Liebesbeweis
Namen aussprach, endete die Fantasie.
“Doch. Gib sie mir.”
Katie kapitulierte, bog sich ihm ein letztes Mal entgegen und überließ sich den Schauern der Lust, die sie durchliefen, als er ihr die Augenbinde abnahm.
Sie sah ihm in die Augen und wusste, dass er ihr ansehen würde, was sie für ihn empfand. Doch es gelang ihr nicht mehr, ihre übermächtigen Gefühle zu unterdrücken. Er war kein Fremder – er war ihr vertraut wie kein anderer.
“Oh, Katie”, flüsterte er und sank erschöpft auf sie. “Wir haben es endlich getan.”
Sie hielt ihn fest, ohne zu wissen, was er genau meinte – die letzte Phase einer Eroberung, die er herbeigesehnt hatte oder der Beginn von etwas Neuem. Worte waren nie seine Stärke gewesen.
Dafür hatte er mit seinem Körper alles gesagt. Niemals hatte sie in den Armen eines Mannes etwas erlebt, was auch nur annähernd so schön war. Aber im Leben drehte sich nicht alles nur um Sex, obwohl sie bei jemandem wie Jess fast glauben konnte, dass es so war.
Jess kannte seine schlechte Angewohnheit, nach dem Liebesspiel einfach einzuschlafen. Er wollte nicht, dass es diesmal passierte. Aber er war früh aufgestanden und hatte einen langen Tag hinter sich.
Im Morgengrauen wachte er abrupt auf und stellte fest, dass Katie nicht mehr neben ihm lag. Er rief sie, und als sie nicht antwortete, vermutete er, dass sie schon vor Stunden gegangen war.
Dann entdeckte er die rote Seidenkrawatte auf ihrem Kissen mit einem Zettel daran. Im grauen Licht des frühen Morgens las er blinzelnd die Nachricht.
Danke für die wundervolle Nacht. Katie.
Das war alles. Von einem Wiedersehen war nicht die Rede. Andererseits schrieb Katie, sie habe eine wundervolle Nacht gehabt. Eine Frau, die eine wundervolle Nacht gehabt hatte, würde so etwas doch sicher wieder erleben wollen, oder?
Er stieg aus dem Bett und bemerkte, dass sie den Body auf dem Sessel liegen gelassen hatte. Sie hätte ihn behalten sollen, aber so hatte er wenigstens einen Vorwand, um sie wiederzusehen.
Er duschte und dachte darüber nach, ob Katie jemals mehr von ihm wollen würde als Sex. Er hatte keine Ahnung. Er selbst musste sich längst eingestehen, dass er sich mehr wünschte. Eine feste Beziehung und dann … nun, zunächst das, dann würde er weitersehen.
Als er auf der Baustelle ankam, wurde er an das Problem erinnert, das eine feste Beziehung zu Katie aufwerfen würde. Die Demonstranten waren begeistert von ihrer Radiokampagne. Irgendwo hatten sie einen dreieinhalb Meter großen Plastikschraubenzieher mit Mutter aufgetrieben, den sie auf einer hölzernen Plattform befestigt hatten, damit sie das Ding entlang des Bauzauns hin und her rollen konnten.
Die an- und abschwellenden Ballons waren auch noch da. Auf einigen Schildern der Demonstranten stand “Rettet Crazy Katies Sender”, als würde er ihr gehören. Außerdem war die Zahl der Demonstranten weiter gestiegen.
Gabe war im Bauwagen, wo er Kaffee trank, als Jess eintrat. Jess hatte das Gefühl, als hätte er auf ihn gewartet.
“Ich nehme an, du hast es gesehen”, meinte Gabe. Er lächelte nicht.
“Ja.” Jess nahm sich seinen Becher und schenkte sich Kaffee ein.
“Ich habe gestern Abend Crazy Katies Sendung gehört, um zu erfahren, ob sich ihre Haltung geändert hat. Aber ich nehme an, du hattest kein Glück damit, ihr diese Kampagne auszureden.”
Jess fühlte sich schuldig. Er hatte es nicht einmal versucht. “Ich habe meinen Einfluss auf sie wohl überschätzt.”
“Ja, sieht so aus.”
Jess trank einen Schluck Kaffee. “Sie ist eine sehr eigensinnige Frau.”
“Davon bin ich überzeugt.” Gabe räusperte sich. “Na schön, was ist los?”
Jess stutzte. “Was meinst du?”
“Du hast gestern eine lange Mittagspause mit ihr verbracht, deshalb dachte ich, du hättest etwas bei ihr erreicht. Dann höre ich abends ihre Sendung und stelle fest, dass sie noch immer auf dem gleichen Thema herumreitet. Werkzeuge als Sexualsymbole – das ist doch absurd!”
“Ja, vermutlich.” Doch inzwischen sah Jess das anders.
“Wie dem auch sei, gestern Abend hatte ich noch Besorgungen zu machen und fuhr bei dir vorbei, um dich zu fragen, was mit Katie los ist. Aber du hattest Besuch, deshalb habe ich nicht hereingeschaut.”
“Ach ja, stimmt.” Jess fühlte sich mit jeder Minute schuldiger.
“Sie war bei dir, nicht wahr?”
“Wie kommst du darauf?”
“Ich bezweifle, dass es zwei Leute in dieser Stadt mit dem Autokennzeichen KRZ KTY gibt.”
Jess
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