Der Liebesbeweis
schloss die Augen. Katies Nummernschild war ihm nie aufgefallen.
“Sieh mal, ich werfe dir nicht vor, dass du auf sie stehst. Sie ist attraktiv. Aber der Zeitpunkt ist denkbar schlecht gewählt.”
“Du hast recht”, gab Jess niedergeschlagen zu. “Hast du irgendjemandem davon erzählt?”
“Nein, und das werde ich auch nicht.”
“Danke.”
“Aber wenn die Jungs es herausfinden, kriegst du hier ein Problem mit der Arbeitsmoral. Es passt ihnen gar nicht, wie Katie dieses Projekt angreift.”
“Mir passt es auch nicht, aber … aber sie hat ihre Gründe.” Jess würde sein Verhalten nicht verteidigen, indem er Katies sentimentale Bindungen an das Lehmziegelhaus erwähnte. Das war eine private Information gewesen.
“Das hoffe ich doch sehr! Jess, ich will dir wirklich nicht vorschreiben, was du zu tun hast, aber sich mit ihr einzulassen ist keine besonders gute Idee. Es sei denn, du kannst sie irgendwie zum Schweigen bringen.”
Jess lächelte schwach. “Das kommt wohl nicht infrage.”
“Dann sei wenigstens sehr, sehr vorsichtig.”
9. KAPITEL
“Ich muss dich treffen. Es ist ein Notfall.” Katie hatte Cheryl in der Kanzlei angerufen und sie glücklicherweise erwischt.
“Ich kann heute keine Mittagspause machen”, erklärte ihre Freundin, “aber wir können uns gleich am La Placita zu einem Eiskaffee treffen. Ich kann nicht lange bleiben, weil ich zurück ins Gericht muss und …”
“Es geht um Jess.”
“Bin schon unterwegs.”
Katie schaffte es zu dem idyllischen Platz gegenüber dem Gerichtsgebäude in Rekordzeit. Von der chronisch sich verspätenden Cheryl war noch nichts zu sehen. Katie nutzte die Zeit und holte zwei Eiskaffees von ihrem Lieblingsstand auf dem Platz. Als sie sich einen Tisch unter einem der Mesquitebäume suchte, tauchte Cheryl endlich auf.
“Ich bin froh, dass du mich angerufen hast”, sagte sie und setzte sich. “Ich wollte so gern wissen, was läuft, aber ich musste ständig Überstunden machen. Trotzdem habe ich mir die Zeit genommen, mir deine Sendung anzuhören, und ich fand den Kerl mit den Schrauben und Muttern klasse …”
“Wir haben nicht viel Zeit, oder?”
Cheryl schaute auf ihre Mickymaus-Uhr. “Stimmt. Rede du. Ich trinke meinen Kaffee.”
Jetzt, wo sie hier mit Cheryl saß, wusste Katie nicht, wo sie anfangen sollte. “Jess hat einen Busch gelber Rosen gepflanzt”, sagte sie.
Cheryl sah sie verständnislos an. “Ach?”
“Gelbe Rosen waren zu unserer High-School-Zeit etwas Besonderes”, erklärte Katie. “Ich nehme an, du erinnerst dich nicht mehr daran.”
“Er war deine erste Liebe, nicht meine.” Cheryl kniff die Augen zusammen. “Weißt du das mit dem Rosenbusch, weil er es dir erzählt hat oder weil du es gesehen hast?”
“Ich …”
“Du warst bei ihm, du kleine Hexe! Wie ist sein Haus? Ein Mann mit einer eigenen Baufirma wohnt sicher in einem tollen Haus. Warst du mit ihm im Bett?”
“Ja.”
“Wow! Und war er gut?”
“Zu gut. Das ist ja das Problem.”
Cheryl tätschelte ihre Hand. “Glaub mir, zu gut ist kein Problem, sondern der Traum jeder Frau. Sprechen wir hier von multiplen Orgasmen?”
“Ja.” Katie spürte noch deutlich seine Hände, seinen Mund und seine Zunge auf ihrer Haut.
“Du liebe Zeit!” Cheryl fächelte sich Luft zu. “Ich habe ja geahnt, dass er ein guter Liebhaber ist, und ich hatte recht.”
“Aber das ist es ja! Ich bin wieder genau da, wo ich früher war. Ich begehre ihn über alle Maßen, und er schläft hinterher einfach ein.”
“Mach dir nichts draus. Das ist bei Männern so.” Grinsend fügte Cheryl hinzu: “Vielleicht hast du ihn einfach geschafft.”
“Ich habe Angst, Cheryl. Angst, dass ich eine Dummheit begehe und damit herausplatze, dass ich ihn liebe.”
“Tust du das?”
Katie zögerte und dachte darüber nach. “Ja”, sagte sie schließlich. “Ich habe mich dagegen gewehrt, aber es sieht ganz so aus, als würde ich ihn lieben. Außerdem habe ich diese Sehnsucht, eine Familie zu gründen.”
“Was ist mit dem Haus deiner Großmutter?”
“Genau! Wie kann ich jemanden lieben, der auf dem Grundstück ein Hochhaus bauen will?”
“Aber das liegt doch nicht in seiner Entscheidung. Er hat nur den Auftrag bekommen. Ich wette, er weiß nicht einmal, dass es das Haus deiner Großmutter ist.”
“Doch, inzwischen weiß er es. Ich habe es ihm gestern gesagt. Aber seine spontane Reaktion war nicht: ‘Oh, in dem Fall werde ich sehen, was ich tun kann,
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