Der Liebesbeweis
keine Ahnung gehabt, dass sie so leiden könnte.
Seine Miene verhärtete sich. “Ich dachte, du hättest mehr Vertrauen zu mir.”
“Wie kann ich dir vertrauen, wenn du …”
“Offenbar kannst du es nicht.” Damit wandte er sich ab und verließ das Restaurant.
Katie merkte gar nicht, dass sie weinte, bis alles vor ihren Augen verschwamm.
Cheryl legte den Arm um sie. “Jetzt denke ich doch über den Ameisenhaufen nach.”
Jess hatte damit gerechnet, dass Katie wegen des Verkaufs des Grundstücks wütend sein würde. Schließlich hatte sie den Kampf, den sie so verbissen geführt hatte, verloren, und das tat sicher weh. Was seine Rolle beim Abriss anging, so hatte er Ungläubigkeit erwartet, aber nicht, dass sie sofort das Schlimmste von ihm annahm und ihr Urteil längst gefällt hatte.
Es war genau wie beim Abschlussball. Sie wollte seine Argumente nicht hören, genau wie damals. Sie schien ihn sexuell attraktiv zu finden, doch von seinem Charakter hatte sie anscheinend keine hohe Meinung.
Und er hatte geglaubt, sie könnten sich eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Zwar hatte er noch keinen Tisch reserviert, aber dieser Abend hatte etwas Besonderes werden sollen, der Beginn einer festen Beziehung. Er war noch nicht so weit, ihr einen Heiratsantrag zu machen, aber er war verdammt nah dran. Zumindest war er das gewesen, bis er feststellen musste, dass sie kein Vertrauen zu ihm hatte.
Zurück auf der Baustelle, ging er in den Bauwagen, wo Gabe gerade sein aus Fast-Food bestehendes Mittagessen aß.
Gabe legte seinen Hamburger auf den Tisch. “Ich nehme an, es lief nicht gut mit Crazy Katie?”
Jess ließ sich auf einen der Plastikstühle fallen und seufzte. “Nein.”
“Sie glaubt also nicht, dass du das Haus umsetzen kannst?”
“Ich hatte gar nicht die Gelegenheit, ihr zu erklären, dass ich das vorhabe. Sie hörte von dem Abrissauftrag und hält mich für den allergrößten Abschaum.”
“Das tut mir leid.” Gabe musterte ihn. “Sie bedeutet dir viel, nicht wahr?”
Jess zuckte die Schultern.
“Dass sie dich nicht angehört hat, ist hart. Vergiss sie einfach. Jetzt brauchst du das Haus wenigstens nicht umzusetzen. Ich darf gar nicht dran denken, was das gekostet hätte.”
“Oh, das werde ich trotzdem tun.”
“Warum?”
Jess wollte diese Frage nicht beantworten. “Darum. So hatte ich es geplant, und daran werde ich mich halten.”
“Sie wird es wahrscheinlich ohnehin nicht zu schätzen wissen, und wenn du Pech hast, stehst du trotz allem vor einem Schutthaufen, noch dazu vor einem sehr teuren.”
“Es ist eine echte Herausforderung.” Jess lächelte traurig.
“Du bist schon ein verrückter Hund.” Gabe schüttelte den Kopf. “Es ist dein Geld. Ich würde das Haus einfach abreißen.”
Jess wusste, dass es angesichts der Situation das Vernünftigste wäre. Doch Gabe hatte recht – er war verrückt. Verrückt vor Liebe zu Katie. Er konnte das Haus, an dem sie so sehr hing, nicht zerstören.
Ein Haus umzusetzen war jedoch eine knifflige Angelegenheit, die nicht immer gut ging. Aber mehr konnte er nicht tun.
Nach drei Margaritas stieg Katie auf Kaffee um. Sie hatte heute Abend eine Sendung zu machen, ob ihr nun danach war oder nicht.
Ava fuhr sie zurück zum Sender. “Ich werde das Interview mit dem Kerl, der ‘Hochhausfenster und Voyeurismus’ geschrieben hat, absagen müssen.”
“Das ist blöd”, meinte Ava. “Ich hätte gern gehört, was er zu sagen hat.”
“Tja, Edgecomb hat gesagt, wenn ich den Stil meiner Sendung nicht ändere, schmeißt er mich raus. Außerdem gibt es keinen Grund, mit meiner Kampagne weiterzumachen.”
Ava bog auf den KRZE-Parkplatz ein. “Es war eine gute Kampagne.”
“Ja.”
“Ich kenne einen ehemaligen Pornostar, falls du jemanden brauchst, der heute Abend einspringt.”
Katie seufzte. “Das wäre nicht schlecht.”
“Ich grüble auch nach wie vor über einen Racheplan. Wir könnten heute Abend hundert Pizzas an Jesses Adresse liefern lassen.”
Katie lächelte müde. “Ich werde darüber nachdenken. Aber jetzt lass uns reingehen und sehen, ob dein Pornostar für einen Beitrag in der Sendung einspringt.”
Weil es ein Wochentag war, parkten nur wenige Wagen auf dem A-Mountain, als Jess kurz vor neun dort ankam. Jeder, der die Situation kannte, hätte ihn masochistisch genannt, weil er hierher fuhr. Doch zu Hause hatte er es nicht mehr ausgehalten. Da er auch keine Lust auf Gesellschaft hatte, war er also hier gelandet. Er
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