Der Liebesbeweis
Katie den Pornostar.
“Ich wollte Hollywoodstar werden. Als klar wurde, dass das nicht passieren würde, musste ich mir etwas anderes überlegen. Ich fand eine Regisseurin, der ich vertrauen konnte, und wir drehten eine Reihe Filme miteinander. Zwischendurch heirateten wir. Wir hatten Spaß und verdienten genug Geld, um uns in Tucson zur Ruhe zu setzen.”
Jess entspannte sich ein wenig. Der Kerl war verheiratet. Aber Katie würde nicht immer nur auf glücklich verheiratete Männer treffen. Er beschloss, dass ein Besuch beim Sender angebracht war.
“Das klingt nach einer Erfolgsgeschichte”, sagte Katie.
“Ist es auch. Aber ich hätte ein trauriges Leben führen können, wenn ich nicht kompromissbereit gewesen wäre.”
Katies Antwort darauf ging unter, weil ein Wagen mit knatterndem Auspuff vorbeifuhr. Jesses Entschluss, zum Sender zu fahren, stand ohnehin fest. Diesmal würde er Katie dazu bringen, ihn anzuhören. Falls nötig, würde er sie anflehen. Zur Hölle mit seinem Stolz! Ihre gemeinsame Zukunft stand auf dem Spiel.
Kurz vor zehn fuhr er auf den KRZE-Parkplatz. Er konnte ebenso gut hineingehen und sich Ava stellen. Er wollte in der Lobby warten, wenn Katie herauskam.
Er war nicht überrascht, dass Ava ihn mit finsterer Miene empfing. Sie hielt treu zu Katie, und das gefiel ihm.
Sie beendete gerade ein Telefongespräch und richtete sich auf. “Ich bin in offizieller Funktion hier, deshalb muss ich nett zu Ihnen sein. Aber wenn Sie Ärger machen, rufe ich die Polizei.”
“Ich bin nicht hier, um Ärger zu machen.” Er setzte sich weit entfernt vom Empfangstresen in einen der Sessel und schaute sich um, auf der Suche nach Rissen in den Wänden. Zum Glück konnte er keine entdecken.
Ava warf ihm einen düsteren Blick zu, während sie den nächsten Anruf entgegennahm. Dann verschränkte sie die Arme auf dem Empfangstresen. “Verraten Sie mir mal, was es für ein Gefühl ist, das ganze Gebäude hier einzuebnen?”
“Sie wissen, dass das Haus hier nicht bleiben kann.”
“Das heißt aber nicht, dass Sie derjenige sein müssen, der es zerstört.”
“Besser ich als ein Fremder.”
Jess hörte Katies und eine tiefe männliche Stimme. Dick Johnson war also auch noch da. Jess stand auf.
Wie sich herausstellte, war Dick Johnson ein großer Mann etwa Mitte fünfzig mit silbergrauem Haar. Katie hatte ihm das Gesicht zugewandt und lachte gerade über etwas, was er gesagt hatte, als sie die Lobby betrat. Als sie Jess bemerkte, hörte sie auf zu lachen und erstarrte.
Jess ging zu ihr. “Katie, ich muss mit dir reden.”
“Ich kann die Polizei in fünf Minuten hier haben”, meinte Ava. “Ein Wort genügt.”
Katie schluckte. Dann sah sie zu Dick. “Das ist ein … Freund von mir. Jess Harkins. Jess, das ist der Gast meiner heutigen Sendung, Dick Johnson.”
“Eigentlich heiße ich Benjamin Creighton”, erklärte der Mann und bot Jess die Hand. “Ich sehe Ihren Namen überall in der Stadt, Harkins.”
“Ich hatte Glück.” Jess erwiderte den festen Händedruck des Schauspielers. “Das Interview mit Ihnen hat mir gefallen. Besonders das, was Sie über Flexibilität und Kompromissbereitschaft gesagt haben.”
“Danke.” Benjamin wandte sich wieder an Katie. “Tja, ich muss los.” Er schüttelte ihr die Hand. “Es war mir ein Vergnügen. Wir bleiben in Kontakt.”
Jess fiel auf, dass der Mann keinen Ehering trug. “Ich nehme an, Ihre Frau wartet auf Sie”, sagte er. Nicht jeder Mann trug seinen Ring.
“Leider nein. Vor zwei Jahren beschloss sie, dass Tucson ihr nicht mehr aufregend genug ist, deshalb zog sie zurück nach L.A. Es war eine Scheidung in beiderseitigem Einvernehmen.”
Jess verspürte das irrationale Bedürfnis, Katies Hand aus der des Pornostars zu befreien. Der Mann war alt genug, um ihr Vater zu sein, sah aber noch trainiert und elegant aus. Und er kannte sich mit Frauen aus. Jess war keinen Moment zu früh gekommen.
“Auf Wiedersehen, Benjamin”, sagte Katie.
“Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mr Harkins”, meinte Benjamin zu Jess.
“Gleichfalls”, erwiderte er mit zusammengebissenen Zähnen.
Nachdem der Schauspieler durch die schwere Eichentür verschwunden war, wandte Katie sich an Jess. “Du wolltest mich sprechen?”
“Wirst du ihn wiedersehen?”
“Wen?”
“Dick … ich meine Benjamin. Wie auch immer sein Name lautet.”
Hinter ihm stieß Ava die Luft aus. “Das kann sie, wenn sie will. Sie haben keine Rechte auf
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