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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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vorher schon so etwas passiert ist.«
    »Du kannst mich am Arsch lecken«, schrie es durch die geschlossene Badezimmertür. Dann hörte man ein Krachen. Karoline schien irgendetwas geworfen zu haben.
    »Schon wieder ein Föhn«, murmelte Georg.
    »Dann ist ein ›Stormbird‹ vermutlich ein Überschallflugzeug«, sagte Toni zu ihrem Mann. Alle drei standen nun dicht vor der verschlossenen Badezimmertür. »Was war ich denn dann für dich? Eine lahme Treibboje? Ein Handstaubsauger? Offensichtlich hat ja erst sie dich richtig auf Touren gebracht, oder, Liebling?«
    »Du bist keine Frau für Kosenamen«, verteidigte sich Georg.
    »Karoline ist also eine Frau für Kosenamen? Da fallen mir aber eine Menge Niedlichkeiten ein: Eisente. Kühlbeutel. Frigidaire.«
    »Das habe ich gehört«, brüllte Karoline aus dem Badezimmer.
    Georg klopfte mit der flachen Hand an die Badezimmertür. »Liebling, mach doch auf. Lass uns reden.«
    »Nein!« Karoline war weiterhin nicht gut auf Georg zu sprechen. Also drehte der sich zu seiner Sekretärin um.
    »So«, sagte er autoritär zu Frau Schurz, »bevor Sie jetzt auf der Stelle diesen Raum verlassen, merken Sie sich bitte: Sie buchen
mir morgen diese Suite an der Mosel. Mit zwei Schlafzimmern. Und für Sie ein Extrazimmer, verstanden?«
    »Verstanden«, kuschte Frau Schurz.
    »Und du«, jetzt wandte er sich an Toni, »kommst morgen mit.« Er sprach jetzt wieder in Richtung geschlossener Badezimmertür. »Hast du gehört, Schatz - eine Suite mit zwei Schlafzimmern. Toni und ich schlafen getrennt.«
    »An die Mosel?«, fragte Toni irritiert. Frau Schurz, die Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen, blieb stehen.
    »Der russische Verhandlungsführer ist nach Traben-Trarbach abgehauen. In so ein berühmtes Ayurveda-Hotel«, sagte Frau Schurz.
    »In das Waldschlösschen? Warum?« Toni wurde neugierig. Sie erinnerte sich genau an eine Werbung genau dieses Hauses in der Ausgabe der »Gartenlaube«, aufgesetzt im Jahre 1897:
    Sanatorium Waldschlösschen (Naturheilanstalt) - An der romantischen Moselschleife, mod. Badeeinrichtung. Anwendung aller diätetisch-physikal. Heilmittel. Luft- u. Sonnen-Bäder. Erfolge bei chronischen Leiden, bes. Frauenleiden. Dr. med. Miesmahl, Anstaltsarzt.
    Preise mäßig, Prospect frei.
    Beim Anblick der Anzeige hatte sie sich durchaus angesprochen gefühlt.
    »Kann ich Ihnen nicht sagen. Er hat mit keinem geredet. Er wirkte irgendwie …«, Frau Schurz suchte das richtige Wort, »… schwermütig. Ein schwermütiger Russe. Vielleicht hoffte er dort auf Linderung.«
    »Schwermütig? Der Mann war hackedicht wie Boris Jelzin. Wahrscheinlich will ich er sich dort entgiften. Ist auch dringend nötig. Allerdings hat er in seinem Suff vergessen, die Verträge mit unserem Konzern zu unterschreiben.« Georg hämmerte schon wieder an die Badezimmertür. »Karoline«, jammerte er.

    Toni versuchte, nicht weiter auf ihren Mann zu achten. Was für eine lächerliche Figur er doch abgab. »Woher wissen Sie, dass er gerade dorthin gefahren ist?«, wandte sie sich wieder an Frau Schurz.
    »Er saß ja fast nur noch im Büro Ihres Mannes. Herr Jungbluth hatte ihm sein Büro zur Verfügung gestellt. Herr Wolkow …«
    »Herr Wodka wäre passender. Die alte Schnapsdrossel«, brummte Georg.
    »… sagte, nur dort fühle er sich wohl. Ich glaube, er mochte Ihre Einrichtung - besonders den Hirsch an der Wand. ›Der einzige kultivierte Ort in Berlin‹, sagte er immer wieder. Kurz bevor er überraschend abreiste, hat er das Telefon Ihres Mannes benutzt. 06541 lautete die Vorwahl der letzten gewählten Nummer. Ich wusste, das ist die Moselgegend. Also habe ich Wiederwahl gedrückt und mich als Herrn Wolkows Sekretärin ausgegeben. Er wird heute ab 18 Uhr dort im Hotel erwartet, dann wird gleich mit dem Panchakarma begonnen.«
    »Dem Panchakarma?«, fragte Toni irritiert.
    »Traditional Ayurvedic Detox Programme«, erklang es aus dem Badezimmer. Offensichtlich hörte Karoline weiterhin zu.
    »Detox«, Georg lachte höhnisch, »der Mann gehört in eine gekachelte Ausnüchterungszelle. Kostet in Berlin 136 Euro pro Nacht.«
    »Ein Einzelzimmer in Traben-Trarbach kriegt man ab 135 Euro. Und da findet das Entgiften sicherlich etwas stilvoller statt«, gab Frau Schurz zu bedenken.
    »Und warum soll ich mit euch …«, setzte Toni zur Frage an, aber in diesem Moment wurde die Badezimmertür aufgerissen und Karoline schoss an Georg und den beiden Frauen vorbei. Wie schafft sie es nur, selbst

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