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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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von Kaviar Gauche, ein Stufenrock mit Satin-, Spitzen- und Samtvolants von Manousch, ein Empirekleid von Prada und Schnürstiefel von Ludwig Reiter. Hemdblusen, Röcke mit Bändern, Perlenkragen, Rüschenkleider, kurze Damenkrawatten, Tweedkleider mit drapierten Schliefen, vielfach geschnürte Oberteile, Reiterhosen, Hemdblusen mit extralangen Knopfreihen, Plisseeschluppen und Taft-Tops. Diese Mode war üppig, umständlich, verspielt und überbordend: pure traditionelle weibliche Leidenschaft. Pure Fassade - alles andere als die ehrliche Mode, die sie, Toni, seit Langem trug.
    »Wunderbar«, seufzte sie.
    »Das hast du jetzt aber gewusst, Toni«, sagte Shirin. Zum ersten Mal klang ihre Stimme misstrauisch.
    »Nein, wirklich nicht. Ich schwöre«, antwortete Toni, »das muss Schicksal sein.« Woraufhin Shirin sie sehr sonderbar anschaute.
Ein Wort wie Schicksal hatte sie noch nie aus Tonis Mund gehört.
    Die Verkäuferin schien von der Irritation nichts zu bemerken. »Wir nennen diese Abteilung den ›New-Romantic-Look‹. Die Sachen sind toll, oder? Und als ich Sie in der Zeitung sah, in diesem besonderen gelben Kleid, habe ich mir gleich gedacht, so etwas könnte Ihnen gefallen. Es gibt nicht viele Frauen, die so etwas tragen können, aber Sie als Rothaarige scheinen mir genau der richtige Typ zu sein. Und die Sachen sind alle so geschnitten, dass Sie damit in jeder Lebenslage angeschwängert aussehen.« Angeschwängert - das Wort gefiel Toni. Es beschrieb ziemlich exakt ihre Lebenssituation. ›Ein bisschen schwanger gibt es nicht‹ mochte ja normalerweise zutreffen. Aber nicht bei ihr.
    »Dann wollen wir mal loslegen.« Margot klatschte begeistert in die Hände. Alice griff als Erste in die Kleiderständer. Eine Dreiviertelstunde später hatte es Toni mithilfe ihrer Freundinnen auf eine stolze Endrechnung von 7868 Euro gebracht - die Summe wurde noch von einem VIP-Käufer Bonus von zehn Prozent gedrückt. Toni reichte ihre EC-Karte über den Kassencounter, die von der Verkäuferin durch das Lesegerät gezogen wurde. Wie schön, dachte Toni, dass das Limit gerade erst hochgesetzt wurde. Die Verkäuferin schaute konzentriert auf das Display und wollte es gerade mit dem üblichen »Bitte-geben-Sie-die-Geheimzahl-ein«-Satz zu Toni drehen, da stutzte sie: »Ihre Karte ist gesperrt.«
    »Wie bitte? Das kann nicht sein«, sagte Toni. Sie trug inzwischen schon eins der neuen Kleider, ein weißes Hemdkleid mit Volants an der vorderen Knopfreihe, dazu schwarze Strumpfhosen und hohe weiße Pumps. Sie sah atemberaubend schwanger aus. Aber noch war keines dieser Kleider bezahlt.
    Aus ihrem Portemonnaie zog Toni eine zweite EC-Karte, die für das Nebenkonto.

    »Auch gesperrt«, beschied die Verkäuferin, die jetzt schon ziemlich misstrauisch schaute.
    Als Nächstes versuchte man es mit der Kreditkarte. Die sei leider gerade gesperrt worden, teilte die Kreditkartenfirma am Telefon der Verkäuferin mit. Die Karte müsse jetzt unbedingt gleich zerschnitten werden. Mit gespieltem Bedauern griff die Verkäuferin nach der großen Schere unter dem Kartentresen und zerschnitt Tonis goldene Kreditkarte. Dahinter konnte nur einer stecken. Toni rief ihren Mann vom Handy aus an. Er ging sofort ran.
    »Hast du die Konten sperren lassen?«
    »Ja.«
    »Kreditkarten auch?«
    »Ja.«
    »Dreckskerl, wovon soll ich jetzt leben?«
    »Entwirf doch einfach einen neuen Couchtisch«, sagte Georg hämisch.
    »Geht nicht. Ich arbeite nicht mehr bei Anselm.« Die Information war Toni einfach so rausgerutscht. Schon im nächsten Moment bereute sie, ihm die Kündigung gestanden zu haben. Er hatte offensichtlich nichts davon gewusst.
    »Du hast keinen Job mehr?«, fragte er lauernd.
    »Vorübergehend«, meinte Toni ausweichend.
    »Warum nicht?«, bohrte er nach.
    Was sollte sie jetzt sagen - um die Frau an deiner Seite zu sein? Um für dich da zu sein? Das wäre zu absurd. Toni wich aus: »Frag nicht.«
    Das Gespräch verstummte kurz, dann meldete sich Georg wieder zu Wort. Er hatte offensichtlich keine Lust, sich schon wieder zu ärgern.
    »Egal. Du brauchst also dringend Geld. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten. Du weißt, ich habe Kontakte. Ich kann unsere
Konten über Nacht räumen lassen, und du stehst wochenlang ohne Geld und Einkommen da. Oder aber, du kriegst dich wieder ein und hörst mit diesem Schwachsinn auf. Dann hebe ich die Kontosperrung schnell auf. Und für dein Schweigen und die Aufrechterhaltung unserer Ehe zahle ich dir einen Bonus von

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