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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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vielleicht zwei. Dann, während du noch Babymöbel einkaufen gehst, kann ihn keiner mehr buchstabieren. Oder, halt. Vielleicht baust du dir daraus eine Zukunft auf - Babymöbel in Rosa und Hellblau. Kollektion Klein Toni. Alle kreativen Mütter fangen irgendwann an zu filzen, zu sticken oder Kleidung zu entwerfen.«
    »Ich …«, stotterte Toni. Zum ersten Mal war sie Anselm gegenüber sprachlos. Denn absurderweise hatte er recht. Sie hatte ihr Berufsleben von einem Tag auf den anderen an den Nagel gehängt. Warum? Aus nichtigen privaten Gründen. Warum blieben so viele Frauen in ihrem Job mittelmäßig? Weil sie schlechter waren? Natürlich nicht. Weil sie sich verliebten, ihrem Schatz zuliebe den Wohnort und Arbeitsplatz wechselten, Kinder kriegten, kürzertraten. Weil sie bereit waren, einen Preis für die Liebe zu zahlen.

    Anselm hatte sich nach vorne gelehnt und zeigte nun mit dem Finger auf sie, als sei er ein Staatsanwalt und sie eine Serientäterin.
    »Du? Du, Toni, bist Geschichte. Mädchen wie dich sehe ich jedes Jahr kommen und gehen. Sie strömen hundertfach aus den Kunstakademien. Ein bisschen talentiert, aber null Durchhaltevermögen. Du hättest jemand werden können, Toni, aber dafür musst du tough sein. Stattdessen flüchtest du dich in dein Privatleben. Liebe, Kinder, Familie - lass mich in Ruhe mit dem Scheiß. Du hast beruflich total kapituliert. Das ist die Wahrheit.«
    Tonis Name wurde aufgerufen, Luana wollte sie zur Behandlung abholen. Sie trug schon die Papierrolle unter dem Arm, die sie gleich auf der Liege ausbreiten würde, damit sich ihre Kundin drauflegte. Langsam ging Toni Richtung Kabinen. Vor Anselm blieb sie stehen. Er saß wieder zurückgelehnt, total cool hingefläzt in das giftgrüne Wartemobiliar, links und rechts zwei hübsche junge Frauen, die fast automatisch so aussahen, als würden sie zu ihm gehören - schon weil er den einen Arm locker über die Banklehne gehängt hatte und dabei fast die Schulter seiner Banknachbarin streifte. So selbstzufrieden. So übergriffig. Plötzlich sah Toni ihren Exchef so klar, als würde sie ihn mit einem Fernrohr fixieren. Sie sah ihn, nichts anderes.
    »Deine Tage mit der billigen Provinzmasche sind gezählt. Du bist ein mittelmäßiger Innenarchitekt. Ich werde dich das spüren lassen.« Tonis Stimme blieb ganz ruhig, die Stimmlage war nicht höher als vorher, sie sprach auch nicht lauter. Das verlieh dem Gesagten Nachdruck.
    »Schick mir eine Geburtsanzeige, Mutti«, schrie ihr Anselm hinterher, doch da saß Toni schon in der Kabine. Luana war noch mal losgegangen, um das warme Wachs zu holen. Sie, Toni, sollte sich jetzt eigentlich die Hose ausziehen und sich
hinlegen. Doch Toni konnte nicht. Nachdenklich saß sie auf dem Rand der Liege.
    Ihre eigene Firma. Das war immer ihr Traum gewesen. Durch einen guten Deal mit Georg wäre das möglich. Die Hälfte aller Ehen in Deutschland wurden geschieden, ihre eben auch. Na und. Sie war betrogen worden, nun gut, das war nicht schön. Aber war es wirklich Grund genug, um leicht erworbenes Geld - steuerfreies Geld! - einfach abzuschreiben? Nur weil sie gekränkt war? Georg würde als Vorstandsvorsitzender viel verdienen, richtig viel. Und offensichtlich hatte er genug von ihrer Ehe. »Ich liebe dich nicht mehr.« Es gab nichts mehr zu retten. Toni wurde ganz schwindelig. Was hatte sie getan? Dies war eine einmalige berufliche Chance. Hektisch zog sie das Handy aus der Tasche.
    Anselm werde ich’s zeigen, dachte Toni, während sie die Nummer wählte. Sie war keine Eintagsfliege im Job. Sie würde ihm seine Kunden wegnehmen, seine besten Mitarbeiter, sogar seinen attraktiven Messestandplatz. Weil sie besser war als er. Viel besser.
    Sie rief Ellen an, die glücklicherweise gerade in einer Sitzungspause war. »Ich will einen Deal mit Georg. Ich bin dafür bereit, klaglos zu schweigen. Die glückliche Ehefrau zu spielen. Meinetwegen auch jeden gesellschaftlichen Termin mit ihm wahrzunehmen. Egal. Aber dafür will ich Geld, viel Geld. Kannst du das schnell regeln?«
    »Mit Vergnügen«, sagte Ellen.
    Beruhigt legte sich Toni auf die Liege im Waxing-Studio. Jetzt war es Zeit für Beine und Bikinizone.

12
    Toni und Georg waren an drei Stellen des Körpers zusammengebunden: eins der Synthetikbänder mit Klettverschluss hielt ihre Knöchel zusammen, eins schlang sich um beide Oberschenkel und ein drittes fügte Hüfte zu Hüfte. Das war nicht das Werk von ukrainischen Einbrechern, die es auf das teure

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