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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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Duett!«
    »Tatsächlich«, näselte nun Randow ins Mikrofon, sodass man unwillkürlich an Dieter Thomas Heck denken musste, »haben
wir da schon einige Duette vorbereitet. Wenn das Siegerpaar Jungbluth mal bitte mit mir zum Bildschirm kommt.«
    Dort auf dem Bildschirm war sie versammelt, die grauenhafte Auswahl, die auf keiner Kuschelrock-CD fehlen durfte. Von »Love lifts us up where we belong«, wo zumindest Joe Cockers angenehm kaputte Stimme für etwas Reibung sorgte, über Suzi Quatro und Chris Norman mit »Stumblin’ in« - hier hatte Chris Norman die Reibeisenstimme -, bis hin zu Albano und Romina Power und ihrem unvergesslichen »Tu soltanto tu«. Wovon bei den Powers nun wirklich nicht mehr die Rede sein konnte, denn die lebten schon seit Jahren getrennt. Ratlos standen Georg und Toni vor dem Bildschirm, während die Menge auf die Entscheidung wartete.
    Eigentlich kam nur ein Lied infrage. Sie hatten es während ihrer Hochzeitsreise gesungen, immer und immer wieder, damals auf den US-Highways, die Scheibe heruntergekurbelt, die noch unzerkratzten Eheringe im Fahrtwind. Toni zeigte darauf, Georg nickte. Er sah unmöglich aus in seinem zerrissenen Hemd.
    »Darf ich?«, fragte Toni und deutete auf den halb losen Ärmel, der herunterbaumelte. Georg nickte. Mit einem kräftigen Zug riss Toni ihn ab. Jetzt sah Georg aus, als trage er ein einseitiges Muskelshirt. Toni musterte ihn. Immer noch unmöglich.
    »Hat irgendjemand zufällig eine Nagelschere dabei?«, fragte Toni das Publikum. Sophie Rosenstätter hob eine hoch, die Toni sich griff. Eine Minute später war auch der zweite Ärmel ab. Jetzt trug Georg tatsächlich eine Art Muskelshirt, und er konnte sich das leisten, denn er hatte die Arme dafür. Ein anerkennendes Raunen war zu hören. Die Kantinenfrauen trauten sich sogar Pfiffe auf zwei Fingern.
    »Und jetzt kommt das Lied zum Outfit«, rief Toni und gab das Musik-ab-Zeichen.

    Die ersten zögernden Klänge eines Klaviers erklangen. Georg hob tatsächlich seine Stimme an, sein Gesicht etwas versteinert, aber er sang, er wehrte sich nicht, er sang.
    »Now I’ve had the time of my life …«, und bald darauf setzte Toni ein, »’Cause I’ve had the time of my life, and I owe it all to you«, und dann kamen die Gitarren, und spätestens jetzt erkannten alle auf der Wiese des Konzerns den Hit aus »Dirty Dancing«. Und nun war der Mambotakt klar erkennbar, Georg und Toni sangen sich warm. Sie hatten es noch genauso gut drauf wie vor vier Jahren, als sie überglücklich die Hände mit den Eheringen in den Wind gehalten hatten. Jetzt kam Georg richtig in Fahrt: »I’ve been waiting for so long, now I’ve finally found someone to stand by me.« Und nun kam es zum direkten Schlagabtausch.
    Georg sang: »Just remember …«
    Toni antwortete: »… you’re the one thing …«
    »… I can’t get enough of.« Georg lächelte bei dieser Zeile, er war eben auch eine Rampensau.
    Und Toni nahm den Ball auf: »So I’ll tell you something …«
    Und beide sangen nun mit Inbrunst im Duett: »… this could be love because …«, um dann in den Refrain überzugehen, den sie aber nicht mehr alleine sangen, denn inzwischen sang das halbe Publikum mit:
    »… I’ve had the time of my life …« Eine super Stimmung, sogar Peter von Randow lächelte, Toni und Georg legten sich richtig ins Zeug, und als der Saxofonpart kam, da tanzten schon die Ersten vor den Lautsprechern der Karaoke-Maschine. Am Ende, nach dem letzten großen Refrain, standen Georg und Toni Hand in Hand vor dem Mikrofon, die Menge applaudierte begeistert, und diesmal riss Georg Tonis Hand mit hoch zur Siegerpose. Sie strahlten wie das glücklichste Paar. Spätestens jetzt war ihnen beiden klar: Sie würden das Ding zusammen durchziehen.
Georg würde Vorstandsvorsitzender werden, Toni mit seinem Geld ihre eigene Firma aufbauen.
    Im Ankle Boot von Toni war es während des Auftritts eng geworden, weil ihre Zehen inzwischen stark angeschwollen waren. Außerdem begann Georg in seinem ärmellosen Hemd zu frieren. Freundlicherweise reichte ihm Tom seinen Pullover herüber, wohl auch, um sich für das unangebrachte Verhalten seiner Verlobten Karoline zu entschuldigen.
    Die stand ein wenig abseits und hatte die gesamte Karaokeszene auf Handy aufgenommen. Kein Pixel dieses Duetts würde ihr entgehen, alles war auf ihrem Chip gespeichert. In den nächsten Stunden würde sie sich das Duo anschauen, immer und immer wieder. Versteckt in der Garderobe des Konzerns,

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