Der Liebesschwur
beobachtete, aß sie einen Bissen von dem süßen Auflauf, dann leckte sie mit der Zunge über ihre Unterlippe und hinterließ einen sanften Glanz darauf.
Schnell blickte Vane nach unten – in die großen blauen Augen der kleinen grauen Katze mit dem Namen Myst. Sie kam und ging, wie es ihr gefiel, normalerweise strich sie um Patience' Beine, im Augenblick jedoch saß sie neben Patience' Stuhl und starrte Vane an.
Vane zog arrogant eine Augenbraue hoch.
Mit einem leisen Miauen stand Myst auf, reckte sich und machte ein paar Schritte auf ihn zu, um dann um seine Beine zu streichen. Vane streckte die Hand aus und kraulte ihren glatten Kopf, dann fuhr er ihr über den Rücken. Myst bog ihm den Rücken entgegen und hob den Schwanz. Sie schnurrte so laut, dass Vane es hören konnte.
Auch Patience hatte es gehört und blickte nach unten. »Myst!«, zischte sie. »Hör auf, Mr. Cynster zu stören.«
»Sie stört mich nicht.« Vane hielt Patience' Blick stand. »Ich mag es, wenn ich Frauen dazu bringen kann zu schnurren«, fügte er noch hinzu.
Patience starrte ihn an, dann blinzelte sie. Mit gerunzelter Stirn wandte sie sich wieder ihrem Teller zu. »Nun, solange es Sie nicht stört.«
Es dauerte einen Augenblick, bis Vane das Lächeln wieder von seinen Lippen vertrieben hatte, dann wandte er sich zu Edith Swithins.
Nicht lange danach standen alle auf, Minnie, mit Timms an ihrer Seite, führte die Damen in den Salon. Patience sah zu Gerrard und zögerte, ihr Gesichtsausdruck wechselte zwischen Bestürzung und Unsicherheit. Gerrard schien es nicht zu bemerken. Vane sah, wie Patience die Lippen fest zusammenpresste, beinahe hätte sie sogar zu ihm hingesehen, doch dann bemerkte sie, dass er sie beobachtete – dass er wartete. Sie erstarrte und hielt den Blick gesenkt. Vane streckte die Hand aus und zog ihren Stuhl noch ein Stück weiter zurück. Mit einem kurzen, hochmütigen Nicken ihres Kopfes wandte sich Patience um und folgte Minnie.
Sie ging so schnell, dass sie das Guinea-Rennen gewonnen hätte.
Vane sank auf seinen Stuhl zurück und lächelte Gerrard an. Mit einer lässigen Handbewegung deutete er auf den Stuhl zu seiner Rechten. »Warum rücken Sie nicht auf?«
Gerrards Lächeln war strahlend, eifrig, er verließ seinen Platz und setzte sich zwischen Edgar und Vane.
»Gute Idee. Dann können wir uns wenigstens unterhalten, ohne zu schreien.« Edmond rückte auch näher und setzte sich auf Patience' Platz. Mit einem freundlichen Brummen rückte auch der General auf. Vane nahm an, dass Whitticombe gern Abstand gehalten hätte, doch die Beleidigung wäre zu offensichtlich gewesen. Mit einem kalten, ernsten Gesicht setzte er sich auf die andere Seite von Edgar.
Vane griff nach der Karaffe, die Masters vor ihn gestellt hatte, dann blickte er auf – direkt in die Augen von Patience, die an der Tür stehen geblieben war. Offensichtlich war sie hin und her gerissen. Vane sah ihr in die Augen und zog mit kühler Arroganz die Augenbrauen hoch.
Patience' Gesicht wurde ausdruckslos. Sie erstarrte, dann schlüpfte sie durch die Tür. Ein Diener schloss die Tür hinter ihr.
Vane lächelte vor sich hin, er hob die Karaffe und goss sich ein großes Glas ein.
Als die Karaffe die Runde gemacht hatte, hatten sie sich auf den besten Tipp für das Guinea-Rennen geeinigt. Edgar seufzte. »Wir haben hier wirklich nicht sehr viel Unterhaltung.« Er lächelte befangen. »Ich verbringe die meiste Zeit in der Bibliothek. Ich lese Biographien, müssen Sie wissen.«
Whitticombe schnüffelte verächtlich. »Dilettant.«
Edgar sah Vane an und errötete, doch ließ er sich weiter nichts anmerken, dass er die Stichelei gehört hatte. »Die Bibliothek ist recht umfangreich – es gibt dort auch eine ganze Anzahl von Zeitschriften und Tagebüchern über die Familie. Sehr faszinierend.« Die leichte Betonung, die er auf die letzten Worte legte, ließ ihn viel mehr als Gentleman erscheinen als Whitticombe.
Als hätte Whitticombe das gefühlt, stellte er sein Glas ab und wandte sich mit geschraubten Worten an Vane. »Ich möchte annehmen, dass Lady Bellamy Sie davon unterrichtet hat, dass ich an einer ausgedehnten Studie über die Coldchurch-Abtei arbeite. Wenn meine Nachforschungen erst einmal vollständig sind, dann möchte ich behaupten, ohne mir schmeicheln zu wollen, dass die Abtei wieder als das wichtige kirchliche Zentrum angesehen wird, das sie früher einmal war.«
»Oh, ja.« Edmond grinste Whitticombe unbefangen an.
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