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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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neuen Ideen irgendwo hineinzuplatzen, aber Sie müssen sich erst mal an einem Arbeitsplatz eingewöhnen, bevor Sie zu viel davon verlangen, verstehen Sie?«
    Ich bejahte. Und ich sagte, dass ich nun schon fast vier Jahre am Museum sei, was mir meiner Ansicht nach das Recht gäbe anzunehmen, dass ich dort Fuß gefasst hätte.
    »Das ist nichts«, sagte er und winkte ab. »Bin selbst zwanzig da und der Vorstand hält mich immer noch für einen Neuling. Es braucht Zeit, bis Ihre Kollegen Sie richtig einschätzen können.«
    Ich bat ihn höflich, diese Aussage näher zu erläutern.
    Er sah auf die Uhr. »Ich wollte eigentlich nicht davon anfangen« – ich begriff, dass dies der Punkt war, auf den unser Lunch tatsächlich von Anfang an zusteuerte –, »ich sprach neulich mit Miss Butters und sie erwähnte ein Projekt von Ihnen, von dem ich absolut nichts weiß. Was ziemlich merkwürdig war. Sie sagte, es hätte was mit Porträts von normalen Bürgern zu tun.«
    Jackie. Was in aller Welt machte Jackie in Houghtons Büro?
    »Nun, natürlich höre ich nicht auf das Geplapper der Büromädchen – zumindest versucht man, es auszublenden …«
    Ich lachte pflichtschuldig.
    »… aber bei dieser Gelegenheit spitzte ich die Ohren, wie man so sagt.«
    Er sah mich an, seine blauen Augen ruhig und klar. »Und deshalb bitte ich Sie, Hazlewood, das übliche Verfahren im Museum zu beachten. Jedes neue Projekt muss von mir genehmigt werden, und wenn ich denke, es passt, vom Vorstand. Die korrekten Dienstwege müssen eingehalten werden. Sonst regiert das Chaos.«
    Haben Sie als Ästhet in Cambridge niemals das Protokoll ignoriert?, wollte ich ihn fragen. Ich versuchte, mir Houghton in einem Stechkahn auf dem Cam vorzustellen, ein dunkelhaariger, geheimnisvoller Junge. War er jemals davon überzeugt? Oder war es bei ihm nur ein Liebäugeln, wie mit linker Politik und ausländischem Essen? Etwas, was man auf der Universität ausprobiert und beim Eintritt in die reale Arbeitswelt erwachsener Männer schnell verwirft.
    »Nun denn. Wir gehen zurück und Sie können mir erzählen, worum es bei diesem Porträtdings geht.«
    Draußen auf der Straße behauptete ich, dass Jackie es falsch verstanden haben müsse. »Es ist zurzeit nur eine Idee. Ich habe noch nichts unternommen.«
    »Also, wenn Sie eine Idee haben, erzählen Sie es mir, um Gottes willen, und nicht dem Büromädchen, klar? Verdammt peinlich, von Ihrer Miss Butters auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.«
    Und dann passierte etwas Wunderbares. Als wir die North Street überquerten, schwebte die Herzogin von Argyle vorbei. Und er sah tatsächlich aus wie ein Schwan. Zartes weißes Halstuch. Eng sitzendes cremefarbenes Jackett und Hose. Schuhe in der Farbe der untergehenden Sonne, mit passendem Lippenstift. Mein Herz machte heftig DUM-De , aber ich brauchte keine Angst zu haben. Die Herzogin warf mir nicht einmal einen Blick zu. Ich hätte wissen müssen, dass im Argyle niemals der Typ angestellt wurde, der dich auf der Straße anmacht.
    Jemand zischte: »Verdammte Schwulensau«, und ein paar Frauen auf dem Gehsteig kicherten. An einem Wochentag um die Mittagszeit ist die North Street vielleicht nicht der beste Ort, um herumzuspazieren. Aber die Herzogin wird älter – im hellen Tageslicht sah ich seine Krähenfüße – und vielleicht kümmert er sich nicht mehr besonders darum. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, ihm nachzulaufen, seine Hand zu küssen und ihm zu sagen, dass er tapferer war als jeder Soldat, mit diesem auffälligen Make-up in einer englischen Seestadt, selbst wenn diese Stadt Brighton war.
    Diese Begegnung brachte Houghton für einige Augenblicke zum Schweigen und ich rechnete damit, dass er so tun würde, als hätte der Vorfall nicht stattgefunden. Er ging jedenfalls schnell, als wollte er der verpesteten Luft entkommen, durch die die Herzogin gerade geschwebt war. Aber dann sagte er: »Ich vermute, der Bursche kann nicht anders. Aber er muss es nicht so zur Schau stellen. Ich verstehe nicht, was man durch so ein Benehmen gewinnt. Ich meine, Frauen sind so wunderschöne Geschöpfe. Sein Theater ist herabwürdigend für das schöne Geschlecht, finden Sie nicht?« Er sah mich direkt an, aber sein Gesicht war umwölkt, wahrscheinlich vor Verwirrung, etwas anderes konnte ich mir nicht vorstellen.
    Vielleicht war es die Tatsache, dass mein Polizist den Abend vorher in meiner Wohnung gewesen war, vielleicht der Groll über Houghtons Versuche, mich zurechtzuweisen,

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